US-Zölle: Wo die Industrie in Deutschland besonders betroffen ist

US-Zölle auf deutsche Waren:Welche Bundesländer die Zölle besonders treffen

Tobias Bluhm
von Tobias Bluhm
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Die US-Zölle in Höhe von 15 Prozent gelten nun auf viele EU-Produkte. Die Folgen für die deutsche Industrie sind groß - treffen die Bundesländer aber unterschiedlich schwer.

Zerrissener Euro- und Dollarschein mit EU-Fahne
Die US-Importzölle von Präsident Trump sind heute Morgen in Kraft getreten. Für die meisten EU-Produkte gilt nun ein Zollsatz von 15 Prozent.07.08.2025 | 1:30 min
Als Angela Jungs Familienunternehmen vor drei Jahren entschied, auf den US-Markt zu expandieren, rechnete in der saarländischen Fahrzeugbau-Firma A6 Jung kaum einer mit einer zweiten Amtszeit von Donald Trump.
Das Unternehmen hat sich auf hochmoderne Anhänger für die Logistik-Lkw von Motor- und Fahrradsport-Teams spezialisiert. Speziell für den US-Markt ließ die Firma ein neues Anhänger-Modell entwickeln. Neben den technischen Ansprüchen muss Jung seit heute jedoch einen weiteren Faktor berücksichtigen: Bei jedem Export ist fortan ein Zoll von 15 Prozent fällig.

Diese Entwicklung hat niemand so richtig erwartet, keiner konnte darauf Einfluss nehmen.

Angela Jung, Familienunternehmerin

"Für ein familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen wie uns ist das natürlich eine Herausforderung. Es wird teurer werden, für uns alle", sagt Jung.
Container an einem Frachtterminal in Frankfurt.
Der Handelskonflikt mit den USA ist nicht die einzige Herausforderung für deutsche Unternehmen. Die Zölle könnten die schwierige Wirtschaftslage noch weiter verschärfen.07.08.2025 | 1:37 min

Zoll-Auswirkungen "höchst unterschiedlich zwischen Bundesländern"

Mit dieser Einschätzung ist Jung im Saarland nicht allein: Die dortige IHK spricht von einem schweren Schlag für den Industriestandort. "Diese Entwicklung gefährdet tausende Arbeitsplätze und damit die wirtschaftliche Stabilität des Saarlands", erklärt Hauptgeschäftsführer Frank Thomé in einer Mitteilung. Neben Baden-Württemberg und Bayern zählt das Saarland zu den am stärksten von den Zöllen betroffenen Bundesländern.
Andreas Stamm | ZDF-Korrespondent in Brüssel
"Die Details werden erst in den kommenden Monaten ausgehandelt", sagt ZDF-Korrespondent Andreas Stamm nach dem Inkrafttreten der US-Zölle. Sein Fazit: "Nach der Einigung ist vor dem Streit."07.08.2025 | 3:18 min
Das liegt vor allem, wie Ökonom Robert Lehmann vom ifo-Institut erklärt, an unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in den Bundesländern. "In manchen Ländern ist die Autoindustrie stärker, manche Bundesländer sind eher dienstleistungsgeprägt", so Lehmann. "Und so dürften die industriellen Auswirkungen der Zölle höchst unterschiedlich zwischen den Bundesländern ausfallen."

Am stärksten werden die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die chemische und pharmazeutische Industrie getroffen.

Robert Lehmann, Ökonom am ifo-Institut

Anteil verarbeitendes Gewerbe an Bruttowertschöpfung der Bundesländer (2024)

ZDFheute Infografik

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Gemeinsam mit Kollegen untersucht Lehmann die Folgen verschiedener transatlantischer Handelsszenarien. Die Berechnungen für die jüngst beschlossenen 15-Prozent-Zölle sind zwar noch nicht abgeschlossen. Schon jetzt sei aber klar: Bundesländer, deren Wirtschaft stark von der Industrie abhängt, dürften besonders stark betroffen sein.
Ein Kran tranportiert frisch gewalzten Armierungsstahl.
Die neuen US-Zölle treffen in Deutschland besonders die Regionen mit einer großen Auto- und Stahlproduktion.01.08.2025 | 1:39 min

US-Zölle hemmen deutsche Wirtschaft: "Nur noch ein Mini-Wachstum"

Doch nicht nur in einzelnen Ländern, sondern auch dem Wirtschaftswachstum Deutschlands allgemein werden die Zölle schaden, fürchtet der Ökonom. "Wir haben ausgerechnet, dass die Zölle zu einem um 0,2 Prozent geringeren Jahresergebnis der deutschen Wirtschaft führen dürften."
"Wenn man jetzt davon ausgeht, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ohnehin nur um 0,3 Prozent gestiegen wäre, dann blieben wir - rein hypothetisch - nur noch bei einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Ich würde das kaum noch Wachstum nennen."

Die deutsche Wirtschaft würde etwa auf dem Wert des Vorjahres verharren.

Robert Lehmann, Ökonom am ifo-Institut

Donald Trump sitzt in der Achterbahn
Das Zoll-Chaos schürt Unsicherheit. Gift für die Weltwirtschaft. Amerika droht die Rezession. Was steckt hinter Trumps wilder Wirtschaftspolitik? Und wer könnte davon profitieren? 16.05.2025 | 14:02 min
Trotz dieser Prognose versucht Angela Jung den Zöllen mit Mut zu begegnen. "Jammern bringt nichts", betont sie. Einerseits seien ihre Produkte auch inklusive der 15-prozentigen Zölle noch wettbewerbsfähig zur amerikanischen Konkurrenz. Andererseits plane ihre Firma nicht, die vollen Zölle an die Abnehmer zu übertragen. "Wir werden das zusammen mit unseren Kunden schultern", verspricht Jung.

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