Bei Teslas Robotaxi geht es für Musk um "alles oder nichts"

Musks Pläne bei Tesla:Beim Robotaxi geht es um "alles oder nichts"

von Valerie Haller und Felix Krauser
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Elon Musk will noch diesen Monat sein Robotaxi auf die Straße bringen - ganz ohne Fahrer. Für Tesla ist es eine Schicksalsfrage. Experten meinen, es geht um alles oder nichts.

Das "Cybercab" der Firma Tesla am 13.06.2025 auf der Vivatech Messe in Paris.
Das Robotaxi "Cybercab" von Tesla auf der Vivatech Messe in Paris.
Quelle: Imago

Mit vollmundigen Ankündigungen kennt sich Elon Musk aus. Kaum ein Firmenboss versteht sich so gut drauf, Großes anzukündigen. Nur mit der Umsetzung hat er es nicht immer so. Auch sein nächstes großes Ding, das Robotaxi, lässt seit Jahren auf sich warten. Schon 2020 hatte Musk eine Million autonome Taxis auf den Straßen versprochen. Ende des Monats könnte es nun so weit sein, wenn auch in deutlich bescheidenerem Umfang: Zehn bis 20 Fahrzeuge des Model Y gehen in einem kleinen Gebiet der texanischen Hauptstadt Austin an den Start. Dort sollen sie Fahrgäste einsammeln und an ihr Ziel bringen. Anfangs übernimmt ein Operator per Funk die Kontrolle, falls nötig. Später fällt auch der weg.
Tatsächlich hat Tesla eine Erfolgsmeldung bitternötig. Musks Ausflug in die US-Politik als Berater von Donald Trump hat ihn viel gekostet - Geld und vor allem Reputation. Weltweit brachen Teslas Absatzzahlen ein. Musk wurde zum bösen Bremsklotz für den einstigen E-Autopionier.
Valerie Haller an der Börse
Vor drei Jahren eröffnete die US-Elektroautofirma Tesla ihre Fabrik in Grünheide. Derzeit brechen weltweit die Verkaufszahlen ein, sagt Valerie Haller an der Börse.21.03.2025 | 1:42 min

Kann Tesla wieder Technologieführer werden?

Der Tech-Milliardär nennt das Robotaxi den "iPhone-Moment" von Tesla. Doch das autonome Fahrzeug auf die Straße zu bringen, ist alles andere als ein Selbstläufer. Experten sind skeptisch, ob die Fahrzeuge zuverlässig im Verkehr funktionieren. Auch die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde hat noch jede Menge Fragen. Denn Tesla geht aufs Ganze - direkt auf Level 5, das höchste Niveau des fünfstufigen autonomen Fahrens.
Hier sind weder Lenkrad noch Pedale nötig, das Fahrzeug findet sich vollständig ohne Fahrer zurecht, ohne Karten, ohne teure Laserradare, die Objekte auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erkennen. "Der 'Go big or go home-Ansatz' von Tesla birgt enormes Potenzial - aber auch die Gefahr, dass man sich übernimmt oder regulatorisch scheitert", meint Achim Kampker, Professor an der RWTH in Aachen.

Autonomes Fahren, meint meist ein Auto, das ohne menschlichen Fahrer auf der Straße fährt. Stattdessen übernimmt ein Autopilot im Wagen das Steuer und trifft selbstständig Entscheidungen im Straßenverkehr. Der Mensch greift beim Fahren nicht mehr ein und ist nur noch Passagier. Dabei werden verschiedene Level der Automatisierung unterschieden:

  • Level 0: Keine Automatisierung
  • Level 1: Assistiertes Fahren
  • Level 2: Teilautomatisiertes Fahren
  • Level 3: Hochautomatisiertes Fahren
  • Level 4: Vollautomatisiertes Fahren
  • Level 5: Autonomes Fahren

Im Mai 2021 hatten Bundestag und Bundesrat einem Gesetz zugestimmt, nach dem vollständig autonome Fahrzeuge in Deutschland grundsätzlich am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen können. An den konkreten Ausführungsbestimmungen wurde und wird weiter gearbeitet.

Quelle: ZDF

Mobilität von morgen

Das langfristige Ziel von Tesla: Eine Art Uber ohne Fahrer mit potenziell hohen Gewinnmargen für Tesla. Jedes verkaufte Auto soll Umsatz bringen als fahrender Dienstleister.
"Ein Tesla verdient für seinen Besitzer Geld, wenn er autonom fährt - das könnte die Automobilbranche grundlegend verändern. Für die Investoren würde es die Margen und das Geschäftsmodell von Tesla dramatisch verbessern", meint Kampker. Für Teslas Bewertung sei der Erfolg zentral.

Bedeutet aus meiner Sicht: Alles oder nichts.

Achim Kampker, Professor an der RWTH Aachen

Auf dem Bild sind neue Autos auf einem Laufband innerhalb des Teslawerks in Deutschland zu sehen.
Vor einem Jahr eröffnete Tesla in Grünheide, in Brandenburg einen neuen Standort. Rund 10.000 Arbeitsplätze konnten so geschaffen werden und das Unternehmen will sein Werk weiter ausbauen. Dagegen sind Naturschutzverbände.04.04.2023

Andere Hersteller sind schon weiter

Die Zeit drängt. Volkswagen ist Tesla zuvor gekommen: mit dem serienreifen selbstfahrenden Elektro-Bulli ID. Buzz AD. Das Modell ist für 2026 angekündigt, setzt auf Kooperation mit Tech-Partnern. VW sei vorsichtiger, erklärt Kampker, aber regulatorisch wahrscheinlich früher dran.
Autonomes Ridepooling-Shuttle von VW und Moia  in Hamburg. Der VW ID. Buzz AD ist bereit für den fahrerlosen Einsatz im öffentlichen Nahverkehr.
Der Elektro-Bulli ID. Buzz AD von VW.

Das Rennen gewinnt, wer großflächig urbane Zonen abdeckt, dabei wirtschaftlich ist und Vertrauen aufbaut. Kamper ist überzeugt, wenn Teslas Technik hält, was sie verspricht und zeitnah liefert, "dann gilt wieder: Wo Tesla ist, ist vorne". Das sei genau die Stärke von Musk und Tesla, "dass sie Mut und Geschwindigkeit haben und Risiken eingehen. Genau das hat in der Vergangenheit die Erfolge gebracht". Tatsächlich steckt hinter dem Börsenwert von Tesla seit Jahren eine große Wette: Dass Tesla es schafft, eine riesige Flotte autonomer Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Ende offen.
Auf der Zielanzeige eines Linienbusses des Nahverkehrsbetriebs im Landkreises Ludwigslust-Parchim wird der Schriftzug «Autonom in die Zukunft» angezeigt. Mit einem Auftaktworkshop wird das «Kompetenzzentrum autonomes Fahren im ländlichen Raum» gestartet. Ziel ist der Einsatz von fahrerlosen Fahrzeugen als Rufbus für einen flexiblen öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Gebieten. (zu dpa: «Fahrerlos durch die Stadt: Autonomes Fahren im ÖPNV
In China und den USA gehören sie längst zum Straßenbild: fahrerlose Kleinbusse und Robotaxis. In Hamburg soll bald ein selbstfahrender Elektro-Bus von VW in den regulären Betrieb gehen. 17.06.2025 | 2:38 min

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