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Bild der Milchstraße verändert:Esa-Raumsonde "Gaia" ist abgeschaltet
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Mehr als zehn Jahre vermaß die Sonde "Gaia" für die Esa das All. Sie hat bahnbrechende Erkenntnisse über unser Sonnensystem geliefert. Nun wurde sie abgeschaltet.
Die Raumsonde "Gaia" hat rund drei Billionen Beobachtungen seit Mitte 2014 gemacht. (Illustration)
Quelle: dpa
Nach mehr als zehn Jahren Erforschung der Milchstraße ist die Sonde "Gaia" der europäischen Raumfahrbehörde Esa abgeschaltet worden. Das entsprechende Signal sei am Vormittag an den Forschungssatelliten gegangen, sagte der Esa-Direktor für den Missionsbetrieb, Rolf Densing, im Kontrollzentrum der Raumfahrtbehörde in Darmstadt.
"Wir haben zwei Sachen gemacht", sagte Densing. "Gaia" habe den Schub bekommen, um in ihren Orbit um die Sonne zu gelangen. Zudem seien die Systeme abgeschaltet worden. Die letzte Nachricht der Sonde sei um 9:52 Uhr und 23 Sekunden angekommen. "Es ist mit Emotionen verbunden." Zum einen sei man stolz auf die Ergebnisse, zum anderen spiele natürlich Wehmut mit.
"Gaia" hat Bild der Milchstraße "neu gezeichnet"
"Das ganze Bild der Milchstraße ist neu gezeichnet worden", sagt "Gaia"-Missions-Manager Uwe Lammers in Madrid zur Bedeutung der Sonde. Esa-Wissenschaftsdirektorin Carole Mundell sprach unlängst von einer "Schatzkiste an Daten". Schwarze Löcher, Exoplaneten und mögliche Erkenntnisse zur Entstehung unseres Sonnensystems - mit drei Billionen Observationen zeigen "Gaias" Daten ein Bild von der Milchstraße, das die Menschheit vorher so nicht kannte.
Genaueste Karte der Galaxie
"Wir erstellen die genaueste Karte der Galaxie, die jemals erstellt wurde", hatte Lammers vor dem Abschalten gesagt. "Am Anfang zum Beispiel war die Mission ausgelegt, eine Milliarde Sterne zu beobachten. Inzwischen sind es zweieinhalb Milliarden." Mit jedem Datensatz, den man herausgebe, werde die Genauigkeit weiter erhöht. Voraussichtlich 2026 und 2030 sollen die beiden nächsten Datensätze folgen. "Gaia" sendet nicht mehr, aber die Mission läuft noch.
"Wir wussten natürlich schon etliches über die Milchstraße, aber "Gaia" hat das Ganze noch mal auf ein anderes Niveau gehoben und wirklich so viele neue Sachen gefunden, die vorher alle gar nicht bekannt waren", sagt Lammers. So sei vor 5,7 Milliarden Jahren eine Zwerggalaxie mit der Milchstraße kollidiert und von ihr eingefangen worden.
Und es ist vielleicht sogar so, dass dadurch unser Sonnensystem entstanden ist. Das war vorher vollkommen unbekannt.
Uwe Lammers, "Gaia"-Missions-Manager
Der Prozess habe die Sternenentstehung beeinflusst und vielleicht sei dadurch auch unsere Sonne entstanden. "Das ist eines der spektakulärsten Resultate."
"Gaia" liefert Erkenntnis: Galaxie an den Enden verbogen
Vor "Gaia" habe man gedacht, dass die Galaxie eine ganz gerade Scheibe ist, glatt und flach. Jetzt wisse man, dass sie an den Enden verbogen ist. "Also das sieht so aus wie gewölbt, verbogen an den Rändern. Das ist auch nicht statisch, sondern das bewegt sich alles im Zeitraum von vielen, vielen Millionen Jahren", erklärt Lammers. Das habe mal jemand verglichen mit einem Tischtuch, das am Rand im Wind flattert - nur eben in kosmischen Zeitdimensionen.
Mit "Gaia" sei zudem klargeworden, dass es viel mehr Schwarze Löcher gibt als zunächst angenommen. "Also wir wussten immer, es gibt ein massives Schwarzes Loch mit Millionen von Sonnenmassen im Zentrum unserer Milchstraße", sagt Lammers. Die Sonde habe drei weitere, in kosmischen Maßstäben recht nahe gefunden.
Wie geht es weiter?
Auf "Gaia" sollen weitere Esa-Missionen für einen genauen Blick in unsere Galaxie folgen - die nächste wegen der langen Vorplanungsphase aber wohl nicht vor 2045, wie Lammers sagt. "Gaia" hat demnach rund eine Milliarde Euro gekostet. Ihre Missionszeit war zunächst auf fünf Jahre ausgelegt und wurde mehr als verdoppelt.
Quelle: dpa
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