Google wird zu Alphabet: Was der große Umbau von 2015 brachte

Großer Umbau 2015:Aus Google wurde Alphabet - und nun?

von Anne Sophie Feil
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Vor zehn Jahren trennte Google sein Kerngeschäft von großen Zukunftsvisionen. Das Modell schützt die Marke, doch manche dieser Visionen blieben teure Experimente.

Google Logo am Haupsitz der Firma in Kalifornien
2015 bekommt Google eine neue Dachgesellschaft mit dem Namen Alphabet. (Symbolbild)
Quelle: AFP/Justin Sullivan

Im August 2015 überraschte Google mit einer Nachricht, die für Wirbel in der Tech-Welt sorgte: Die Suchmaschine und Dienste wie Youtube oder Gmail sollten künftig Teil eines neuen Mutterkonzerns sein. Google blieb als Marke bestehen, wurde aber eine Tochterfirma von Alphabet.
Marketing-Experten der schwedischen Universität Lund sehen darin eine strategische Neuausrichtung. Ziel war es, das erfolgreiche Kerngeschäft klar von experimentellen Projekten zu trennen, zum Beispiel autonomes Fahren, Smart-Home-Technik oder Gesundheitsforschung. Google-Chef Larry Page nannte diese Vorhaben "Moonshots": große, riskante Ideen, für die man Freiraum schaffen wolle.
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Alphabet: Ein neues Dach über Google

Ellinor Claesson, Erik Hollmann und Vasiliki Pispas von der Lund School of Economics and Management beschreiben den Schritt so:

Die Umfirmierung, die zur Gründung von Alphabet führte, markierte einen Wandel hin zu einem Markenhausmodell, bei dem Alphabet die Rolle der neuen Dachmarke übernahm.

Ellinor Claesson, Erik Hollmann und Vasiliki Pispas, Lundt School of Economics and Management

Die Struktur sollte Investoren beruhigen, die nervös wurden, weil Google in viele neue Bereiche expandierte, so die Autoren. An der Börse brachte das mehr Transparenz: Gewinne und Verlustbringer konnten klarer unterschieden werden.
Auf einem Laptop ist in Berlin das Internet-Videoportal YouTube zusehen.
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Google im Rampenlicht - Alphabet im Schatten

Für die meisten Nutzer änderte sich kaum etwas. Sie konnten die Google Services weiterhin wie gewohnt nutzen. Alphabet dagegen blieb hinter den Kulissen.

Alphabet scheint bewusst darauf zu verzichten, Markenwert zu schaffen. Sie beabsichtigen nicht, dass Alphabet zu einer bekannten Verbrauchermarke wird.

Ellinor Claesson, Erik Hollmann und Vasiliki Pispas, Lundt School of Economics and Management

So schütze Alphabet das Markenimage von Google, für den Fall, dass Experimente scheitern, schreiben Claesson, Hollmann und Pispas. Experimentelle Projekte gliedere Alphabet aus, um sie unabhängig und risikogetrennt zu entwickeln.

Das bekannteste Projekt Alphabets ist Waymo, das aus Googles Self-Driving Car Project hervorging und autonome Fahrzeuge entwickelt. Verily Life Sciences forscht an medizinischer Prävention mithilfe von Datenanalyse, Calico an der Bekämpfung altersbedingter Krankheiten.

Das Innovationslabor X brachte unter anderem Wing (Lieferdrohnen) und das inzwischen eignestellte Loon (Internet per Ballon) hervor. Auch Makani (Windenergie aus Flugwindrädern) und Sidewalk Labs (Smart-City-Konzepte) wurden beendet.

Starkes Kerngeschäft dank Werbeeinnahmen

Diese Aufteilung stärkte den Kernbereich, also die Google-Suche, Online-Werbung, Youtube und Android. Diese Google Services erwirtschaften weiterhin den überwiegenden Teil des Umsatzes und der Gewinne von Alphabet.
Am lukrativsten: das Werbesystem Google Ads. Drei Viertel des Konzernumsatzes stammen aus Werbung, vor allem über die Suchmaschine und Youtube. Marcel Waldvogel vom Chaos Computer Club (CCC) erklärt, Google habe ein ganzes Ökosystem um diese Werbung herum entwickelt, mit dem einzigen Ziel, diese Werbung effizient auszuliefern.

Google würde nicht funktionieren ohne die Werbung.

Marcel Waldvogel, Chaos Computer Club

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Google habe "das Suchen nach Informationen einfacher gemacht", so der Netzaktivist Markus Beckedahl. Allerdings kontrolliere das Unternehmen auch "mehrere Märkte parallel".04.09.2023 | 6:32 min

Andere Projekte werfen kaum Gewinne ab

Die anderen Alphabet-Unternehmen, wie Waymo für autonomes Fahren oder Verily für Gesundheit haben zwar technologische Fortschritte erzielt, wirtschaftlich aber nur begrenzte Erträge geliefert. Manche Projekte, etwa Google Glass oder das Luftballon-Internetprojekt Loon, wurden eingestellt. Waymo gilt zwar als Branchenführer bei selbstfahrenden Autos, verbrennt jedoch weiterhin hohe Summen und ist noch weit von der Massenanwendung entfernt.

Fazit: Alphabet hat sein Hauptziel erreicht

Rückblickend lässt sich sagen: Alphabet hat sein Hauptziel erreicht, klare Strukturen und ein starkes Kerngeschäft zu schaffen. Alphabet fungiert weiterhin als Innovationsplattform. Der Plan, mit visionären Projekten schnell neue Milliardenmärkte zu erschließen, hat sich hingegen nur teilweise erfüllt.
Doch die Marke Google blieb unbeschadet. Für Investoren ist die Trennung ein Erfolg. Alphabet bleibt ein profitabler Werbekonzern mit teuren, aber spannenden Nebenprojekten.
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