Airbnb, Amazon, Spotify und Co.:Wie Online-Plattformen Märkte erobern
von Sarah Hufnagel
Plattformen wie Airbnb, Amazon oder Spotify bieten keine eigenen Wohnungen, Waren oder Songs an und dominieren doch internationale Märkte. Wie verdienen die Unternehmen ihr Geld?
Übernachten bei Privatleuten, als persönlichere Alternative zum Hotel. Mit dieser Idee ist Airbnb bekannt geworden. Wieviel "authentisches Reisen" steckt heute im Geschäft des Unternehmens?
15.12.2025 | 20:04 minWer im Internet nach einer Ferienwohnung oder einem Apartment für einen Businesstrip sucht, stößt schnell auf die Buchungsplattform Airbnb. Dort werden Wohnungen und Zimmer angeboten, die Reisende für kurze Zeiträume mieten können.
Umsatz von elf Milliarden Dollar für Airbnb
Mit diesem Geschäftsmodell hat sich das US-amerikanische Unternehmen international einen Namen gemacht und allein im Jahr 2024 rund elf Milliarden US-Dollar Umsatz verzeichnen können. Dabei gehört Airbnb selbst keine einzige der Wohnungen, die auf der Plattform angeboten werden.
Damit das Geschäftsmodell des Unternehmens funktioniert, braucht es zwei Dinge: Einerseits Kund*innen, die Interesse haben, eine Wohnung anzumieten, andererseits Gastgeber beziehungsweise Hosts, die ihren Wohnraum mit Gästen teilen möchten.
In vielen Tourismusorten finden Einheimische keinen bezahlbaren Wohnraum, weil es zu viele Zweit- und Ferienwohnungen gibt. Dagegen wollen Gemeinden vorgehen.
14.06.2025 | 5:42 minEiner dieser Hosts ist Simon Richartz aus Köln. Der Wirtschaftsjournalist und Content-Creator bietet über Airbnb ein Gästezimmer in seinem Wohnhaus an und verdient sich damit etwas zu seinem Lebensunterhalt dazu. Doch nicht nur Richartz verdient mit seinem Inserat auf der Plattform.
Airbnb verdient mit Servicegebühren
Zahlen müssen seine Gäste auf der Plattform 116 Euro pro Nacht. "Dieses Geld, das landet nicht alles bei uns, sondern ein Teil davon geht an Airbnb", erklärt der 40-Jährige.
Mit einer Nacht, die ein Gast in seiner Unterkunft bucht, verdient Airbnb 21 Euro Servicegebühren, die anteilig von Host und Gast übernommen werden. Während Simon Richartz vier Euro an die Plattform abtritt, zahlen seine Gäste 17 Euro.
Das ist schon ein ordentliches Kuchenstück.
Simon Richartz, Host auf Airbnb
Proteste gegen Touristenfluten nehmen zu. Massentourismus bedroht Urlaubsziele weltweit. Salwa Houmsi fragt: Wie reisen wir, ohne Unmut, soziale Konflikte oder Umweltzerstörung zu verursachen?
27.06.2025 | 44:16 minAngebot und Nachfrage werden zusammengebracht
Trotzdem nutzt Richartz die Plattform gern: "Es ist natürlich superwichtig, dass es jemanden gibt, der diesen Kontakt herstellt." Für diese Dienstleistung lässt Airbnb sich bezahlen. Die Plattform bietet Services - neben der Plattform an sich einen Kundenservice und einen Versicherungsschutz -, für die sie sich von ihren Usern entlohnen lässt.
Unternehmen wie Airbnb bieten also nichts Eigenes an. Sie stellen nur die Plattform bereit, auf der andere ihre Angebote machen, und bringen damit Angebot und Nachfrage in einem digitalen Ökosystem zusammen. Dieses wirtschaftliche Prinzip wird als Plattformökonomie bezeichnet und ist eigentlich ein alter Hut.
Digitalisierung ermöglicht globale Vernetzung
Reisekataloge, in denen Urlauber*innen sich das für sie passende Angebot aus denen verschiedener Anbieter aussuchen konnten, hätten früher nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert, sagt der Soziologe Stefan Kirchner, der zur Veränderung der Arbeitswelt durch digitale Transformation forscht.
Diese Plattformen sind durch digitale Technik deutlich effektiver.
Prof. Dr. Stefan Kirchner, FAU Erlangen-Nürnberg
Heute ermöglicht das Internet den Plattformen internationale Vernetzung, die sowohl für User als auch für Plattformbetreiber attraktiv ist. Airbnb und Co. funktionieren nach dem sogenannten Metcalfeschen Gesetz: Je mehr User sie nutzen, desto attraktiver werden sie für weitere Zielgruppen.
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14.10.2025 | 2:27 minIm Fall von Airbnb funktioniert das so: Je mehr Nutzer*innen ihre Unterkünfte dort inserieren, desto mehr Menschen, die nach Unterkünften oder einer Plattform für das eigene Inserat suchen, finden Airbnb attraktiv.
Plattformen profitieren von Skaleneffekten
Die Umsatzzahlen des Unternehmens steigen mit der Zahl aktiver User. Investieren muss das Unternehmen unterdessen nur in die eigene Plattforminfrastruktur. Plattformen wie Airbnb, Amazon Marketplace und Co. profitieren also von einem sich selbst verstärkenden Skaleneffekt.
Nicht nur große Gewinne: Mehr als 10.000 Hotels in Europa beteiligen sich an einer Sammelklage gegen das Online-Reiseportal booking.com. Sie fordern Schadensersatz für jahrelang erzwungene Preisbindungen.
04.08.2025 | 0:28 minUnternehmen, die die Prinzipien der Plattformökonomie für sich nutzen, können so eine enorme Marktmacht entwickeln. Stefan Kirchner erklärt: "Die Plattformen sind in der Lage, sich als zentrale Instanz zu etablieren, und können ein Stück weit anfangen, die Regeln zu machen in der Wirtschaft."
Plattformökonomie sorgt damit nicht nur für globale Vernetzung, sondern kann Marktzugänge kontrollieren und Monopole hervorbringen, die staatliche Regulierung erfordern. Auch deshalb stehen Plattformen wie Airbnb immer wieder in der Kritik.
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