Tankstellen an der Autobahn: Bis zu 44 Cent mehr pro Liter

Große Preisunterschiede:Tanken an der Autobahn muss nicht teuer sein

ZDF-Korrespondent Stefan Schlösser. Im Hintergrund ist ein Bahnhof zu sehen.
von Stefan Schlösser
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In den Ferien fahren viele Menschen lange Strecken mit dem Auto. Wer Umwege vermeiden will, tankt an der Autobahn - oft viel teurer als abseits der Hauptroute. Es geht auch anders.

Hohe Preise an Hessens Raststätten
Der ADAC warnt: An Hessens Autobahnraststätten kostet Sprit bis zu 51 Cent mehr pro Liter als an Tankstellen abseits der Autobahn. Ein Umweg kann bis zu 27 Euro sparen.11.07.2025 | 1:44 min
Der ADAC hat die Preisunterschiede an 50 Tankstellen auf der Autobahn verglichen mit den Preisen der nächstgelegenen Tankstelle abseits der Autobahn. Das Ergebnis ist heftig: bei Super E10 ein Preisunterschied von rund 44 Cent pro Liter, bei Diesel sind es knapp 43 Cent. Bei einer Tankfüllung von 50 Litern sind das mal eben über 20 Euro mehr.
"Wer an Raststätten tankt, verbrennt nicht nur Kraftstoff, sondern bares Geld", sagt Wolfgang Herda vom ADAC Hessen-Thüringen. Seine pauschale Empfehlung: "Wenn möglich sollten Autofahrer daher immer von der Autobahn abfahren, um ihr Fahrzeug aufzutanken." Der Automobilclub lässt dabei aber außer Acht, dass es auch günstige Anbieter an Autobahnen gibt.
E-Autos: Ladestationen an der Autobahn
Wie ist die derzeitige Situation bei E-Ladestationen an deutschen Raststätten? ZDF-Reporter Lothar Becker macht den Test zusammen mit Thomas Müther vom ADAC.15.10.2024 | 11:27 min

Selbständige Tankstellen: Normalpreise gibt es auch an der Autobahn

So wie Manfred Kuehmichel. Er betreibt seit 2008 die Raststätte Taunusblick an der A5 vor den Toren Frankfurts. Es ärgert ihn maßlos, dass alle Autobahnraststätten über einen Kamm geschoren werden:

Ich werde in Sippenhaft genommen. Dabei bin ich selbständig und habe die eigene Preishoheit.

Manfred Kuehmichel, Tankstellenbetreiber

Denn er bietet auf seiner Anlage Benzin und Diesel sowie Speisen und Getränke zu Normalpreisen an, wie sie auch im Umland abseits der Autobahn zu finden sind. Wie geht das? Kuehmichel ist einer von den wenigen Anbietern, die nicht zu Tank&Rast gehören.
Zapfsäule
Der wieder gesunkene Ölpreis hat sich noch nicht an der Zapfsäule bemerkbar gemacht. Gerade beim Diesel gebe es Potenzial für weitere Preissenkungen, meint der ADAC.25.06.2025

Tank&Rast gehört Konsortium aus Finanzfonds

Von den etwa 440 Raststätten deutschlandweit gehören 412 zu Tank&Rast. Das Unternehmen ist 1998 aus der Privatisierung der seinerzeit staatseigenen Autobahn-Nebenbetriebe hervorgegangen. Für rund 600 Millionen Euro verkaufte der Bund sie an Investoren.
Nach zwei Weiterverkäufen, zuletzt für 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2016, sind die derzeitigen Gesellschafter ein Konsortium aus Anlagefonds der Allianz, der Munich Re, eines kanadischen Pensionsfonds und eines chinesischen Vermögensfonds. Dass es ihnen um Rendite geht, ist kein Geheimnis.
Symbolbild: Eine Frau tankt an einer Tankstelle.
Ab dem Jahr 2027 könnte es an der Tankstelle deutlich teurer werden, warnt der ADAC. Grund sei der steigende CO2-Preis. Dafür müsse dringend ein Ausgleich beschlossen werden.14.02.2025

Sprit an der Autobahn: Ölkonzerne zahlen hohe Summen für Verkaufsrecht

Mit einem Marktanteil von über 93 Prozent hat Tank&Rast eine monopolartige Stellung und kaum Konkurrenz. Alle paar Jahre vergibt das Unternehmen die Konzessionen zum Betreiben der Rastplätze und Tankstellen neu.
Die Ölkonzerne zahlen für das Recht, Kraftstoffe an der Autobahn verkaufen zu dürfen, hohe Summen. Das Geld muss irgendwie wieder reingeholt werden. Also gibt es kräftige Aufschläge an der Zapfpistole sowie bei Speisen und Getränken. Selbst der Gang zur Toilette kostet für eine Familie schnell ein paar Euro.
Das Unternehmen selbst gibt sich unschuldig und erklärt:

Die Kraftstoffpreise werden allein von den jeweiligen Mineralölanbietern festgelegt. Diese entscheiden nach eigenem Ermessen.

Sprecher der Tank&Rast Gruppe

Ölförderpumpe mit chineschen Schriftzeichen im Hintergrund
Ölkonzerne wie Shell, OMV und Rosneft Deutschland nutzten offenbar Fake-Projekte in China, um ihre gesetzlichen Klimaschutzziele zu erreichen. Wer profitiert vom Klimaschutz-Fake?10.12.2024 | 35:21 min

Tankstellenbetreiber: "Belieferungsrechte sind total überteuert"

Der Hauptgrund sind aber die hohen Summen für die Konzessionen. Sie treiben die Fixkosten nach oben, kritisiert Manfred Kuehmichel. "Die Belieferungsrechte sind total überteuert, die Erlöse kassiert Tank&Rast und die Kunden bezahlen den Preis."
Dass es anders geht, beweisen die 28 Tank- und Rastplätze, die nicht zu Tank&Rast gehören. Und auch die Autohöfe in direkter Nähe zu den Autobahnen sind rund um die Uhr geöffnet, bieten aber trotzdem deutlich günstigere Preise. Dafür ist nicht einmal ein weiter Umweg nötig. Websites und Apps bieten eine Preisübersicht auf der Strecke nahezu in Echtzeit. Das liegt daran, dass Tankstellenbetreiber Preisänderungen innerhalb weniger Minuten melden müssen. Insofern gibt es tatsächlich Transparenz. Man muss sie nur nutzen.
Stefan Schlösser berichtet aus dem ZDF-Studio in Hessen.

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