Energieumwandlung nach Bedarf: Startup mit Alleskönner-Kraftwerk

Energieumwandlung nach Bedarf:Startup entwickelt Alleskönner-Kraftwerk

Peter Aumeier
von Peter Aumeier
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Was tun, wenn zu wenig Strom produziert wird - oder zu viel? Das bayerische Startup Reverion hat eine Lösung entwickelt, die nicht nur flexibel ist, sondern auch noch CO2 einspart.

Biogas-Brennstoffzelle in Bayern

Mit der neuen Technik könnten Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden. Dafür würde es reichen, die bisherigen Biogas-Anlagen nachzurüsten.

18.09.2025 | 1:33 min

Auf dem Gelände der Biogasanlage am Stadtrand von Mühlacker bei Pforzheim steht ein dunkelgrüner Metallcontainer mit der Aufschrift "Reverion". Was von außen unscheinbar wirkt, ist innen hochkomplex. "Die Technik ist ein echter Game-Changer", sagt Geschäftsführer Thomas Gutjahr.

In Kombination mit den Stadtwerken Mühlacker und der Biogasanlage hier können wir einfach einmal Strom ins Netz einspeisen oder auch Gas produzieren.

Thomas Gutjahr, Geschäftsführer

Reverion Container

Die Biogasanlage Mühlacker beherbergt den Container mit dem neu entwickelten Biogas-Brennstoffzellenkraftwerk.

Quelle: Reverion

Das Innere - das ist ein reversibles Biogas-Brennstoffzellenkraftwerk. Ein sperriger Begriff, aber einfach gesagt: ein flexibler Energiewandler. Und ein Puffer: Gibt es zu viel Strom im Netz, macht die Anlage aus Wasser und Strom grünen Wasserstoff, der als Energiespeicher dient.

Gibt es dagegen zu wenig Strom, kann per Knopfdruck die Produktionsrichtung gedreht werden. Dann erzeugt die Anlage als Brennstoffzelle aus Wasserstoff oder auch Methan Strom. Und sollte Biogas verwendet werden, dann kann das entstehende CO2 aufgefangen und industriell verwendet werden.

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Kraftwerk auf Brennstoffzellen-Basis

Entwickelt haben es Forscher des Startups Reverion aus dem kleinen bayerischen Dorf Eresing im Westen Münchens. Kernstück ist ein Container, voll mit innovativer Technik. Es ist eine neue Art Kraftwerk auf Basis der Brennstoffzelle. "Wir haben die komplette Systemarchitektur rund um die Brennstoffzelle komplett neu konzipiert", erklärt Stephan Herrmann, Chef und Mitgründer von Reverion.

Denn in diesem Kraftwerk entsteht Strom nicht durch Verbrennung, sondern durch eine chemische Reaktion in den Brennstoffzellen. "Dadurch ist es uns möglich, einen viel größeren Wirkungsgrad zu erzielen" berichtet Herrmann. Offenbar mit großem Erfolg. So hat die Anlage in Mühlacker, eine von drei derzeit im Praxistest, in diesen Tagen einen neuen Effizienz-Weltrekord erzielt.

Nach eigenen Angaben wurde mit einer elektrischen Effizienz von 74,2 Prozent der bisherige Weltrekord für thermische Kraftwerke deutlich übertroffen.

Dieses Effizienzniveau ist beeindruckend und übertrifft deutlich, was bisher für möglich gehalten wurde.

Prof. Hartmut Spliethoff, Leiter des Lehrstuhls für Energiesystem an der Technischen Universität München

Bis dato hielt ein Kraftwerk in Großbritannien den offiziellen Effizienz-Rekord mit 64,2 Prozent. "Von daher ist diese Steigerung, die mit der Anlage von Reverion erreicht wird, ein Quantensprung", sagt Spliethoff.

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Auch Thomas Gutjahr, Geschäftsführer der Biogasanlage in Mühlacker, zeigt sich mit dem Praxistest bisher zufrieden: "Das Interessante ist tatsächlich, dass man aus der halben Gasmenge die gleiche Energie erzeugt und somit einfach wirklich sehr, sehr effizient das Gas vor Ort verwenden kann und regional den Rohstoffen verwertet."

Pläne: Konkurrenz zu Kernkraftwerken

Potenzielle Kunden sind Biogasanlagen-Betreiber, aber auch Viehhalter, bei denen Biogas als Abfallprodukt entsteht. Noch sind die Kraftwerke teurer als konventionelle Gaskraftwerke.

Unser Kraftwerk kostet zwar mehr als ein Gasmotor, liefert aber auch fünfmal so viel Ertrag und damit ist auch ein höherer Kaufpreis gerechtfertigt

Stephan Herrmann, Chef und Mitbegründer Reverion

Stephan Herrmann, Chef und Mitbegründer Reverion

Stephan Herrmann, Chef und Mitbegründer Reverion.

Quelle: Reverion

Der Startup-Chef hat große Pläne. "In Deutschland gibt es fast 10.000 Biogasanlagen. Wenn wir die alle mit Reverion-Kraftwerken ausrüsten, dann können wir so viel Strom erzeugen wie 20 Kernkraftwerke."

Anfang September schaffte es Reverion beim Deutschen Gründerpreis, unter die ersten drei Preisträger zu kommen. Der nächste Schritt ist die Serienproduktion. Noch befindet sich die neue Produktionshalle am Firmensitz in Eresing im Bau, doch im ersten Halbjahr kommenden Jahres wird hier mit der Serienproduktion begonnen.

Peter Aumeier ist Redakteur im ZDF-Studio München

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