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Preise steigen langsamer:Inflation in Deutschland sinkt auf 2,2 Prozent
von Mischa Ehrhardt
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Die Inflation in Deutschland bleibt leicht über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. Die Preise steigen weiter. Vor allem bei Dienstleistungen und Lebensmitteln.
Die deutsche Inflationsrate ist im März etwas gesunken. Lebensmittel allerdings wurden teurer.
Quelle: dpa
Wer Appetit hat auf einen knackigen Frühlingssalat, muss tief in die Tasche greifen: Tomaten und Paprika haben im März in einigen Bundesländern Preissteigerungen um rund 30 Prozent erlebt. Kraftstoffe und Gas haben sich dagegen verbilligt - was Autofahrer an der Tankstelle beobachten und Mieter an der Abrechnung ihres Versorgers ablesen können.
Frische Daten zur Inflation haben die statistischen Landesämter am Montag geliefert. Und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat in seiner ersten Schätzung für März eine Inflationsrate von 2,2 Prozent errechnet, ein leichter Rückgang gegenüber Februar.
Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
ZDFheute Infografik
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Inflation bei Dienstleistungen bleibt hoch
Neben einigen Nahrungsmitteln sind der Hauptinflationstreiber Dienstleistungen. "Das liegt an den hohen Lohnabschlüssen", erklärt Jörg Krämer gegenüber ZDFheute. Er ist Chefvolkswirt der Commerzbank. "Die haben natürlich damit zu tun, dass die Inflation vor einiger Zeit sehr hoch war in Deutschland und die Kaufkraft der Beschäftigten unterminiert hat."
Die Beschäftigten fordern zum Ausgleich höhere Löhne - und das schlägt auf die arbeitsintensiven Dienstleistungen durch.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank
So lag die Dienstleistungsinflation im März bei 3,4 Prozent. Dass die Lohnentwicklung sich in Form höherer Preise vor allem im Dienstleistungsbereich auswirkt, liegt daran, dass die Löhne hier einen Großteil der Kosten ausmachen. Mit 2,2 Prozent liegt die Inflation hierzulande nur noch leicht über dem Ziel der Europäischen Zentralbank. Denn die sieht Preisstabilität erreicht bei einer Inflation von zwei Prozent.
Zwei-Prozent-Ziel in Sicht
Die Entwicklung der Dienstleistungsinflation dürfte ein entscheidender Faktor sein, ob sich die Inflation wieder in Richtung des Zielwertes der Zentralbanken von zwei Prozent bewegt. Das weiß auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel. "Dienstleistungen machen fast die Hälfte des Warenkorbs aus", so Nagel bei der Vorstellung der Bilanz vor wenigen Wochen in Frankfurt.
Damit die Gesamtrate auf zwei Prozent zurückgeht, sollten auch die Dienstleitungspreise weniger stark steigen.
Joachim Nagel, Bundesbankpräsident
Viele Ökonomen rechnen damit, dass die Inflation spätestens im kommenden Jahr wieder die Zielmarke von zwei Prozent erreichen könnte. "Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Sorgen vor einem Wiederauflammen der Inflation übertrieben waren", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gegenüber ZDFheute.
Die Inflation ist in Deutschland - und im Euroraum insgesamt - unter Kontrolle und stellt absehbar keine neue Gefahr dar.
Sebastian Dullien, Wirtschaftswissenschaftler
US-Zollpolitik und Sondervermögen könnten Inflation wieder befeuern
Andererseits gibt es aber auch Risiken, die inflationstreibend wirken können. Zum einen die Zollpolitik der USA. Denn in Reaktion auf US-Zölle will die Europäische Kommission mit Gegenzöllen auf amerikanische Waren oder Dienstleistungen reagieren. Und das hätte natürlich zur Folge, dass sich diese US-Produkte verteuern würden.
Bislang gibt es bereits 25-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium, in dieser Woche ist seitens der Regierung in Washington die Einführung von Zöllen auch auf Autos aus Europa geplant.
Und schließlich könnten auch die geplanten Sondervermögen hierzulande für steigende Preise in bestimmten Wirtschaftsbereichen sorgen. "Eine durch riesige Kredite angefachte Nachfrage trifft ab dem kommenden Jahr auf eine Volkswirtschaft mit Fachkräftemangel", so der Ökonom Jörg Krämer. Das sei ein starkes Argument für eine Inflationsrate über zwei Prozent auch im kommenden Jahr.
Wenn auch langsamer: Die Preise steigen
Jedenfalls ist die starke Teuerungswelle nach 2022 erst einmal vorbei. Für viele Verbraucher mit knappen Einkommen ist das allerdings nur ein schwacher Trost, denn die Preise steigen nach wie vor - nur eben im Bereich leicht oberhalb des Zwei-Prozent-Zieles und damit weniger stark als in jüngster Vergangenheit. So bleibt der Gang in den Supermarkt teuer - abzulesen etwa an den Preisen für Tomaten oder Paprika.
Quelle: dpa
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