Run auf Gold: Wird er zum Risiko? EZB alarmiert

Europäische Zentralbank warnt:Wird der Run auf Gold zum Risiko?

Valerie Haller
von Valerie Haller
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Gold legt gerade eine Rallye hin wie selten zuvor. Die EZB warnt nun vor größeren Verwerfungen am Goldmarkt. Verliert das Edelmetall gerade seinen Status als sicherer Hafen?

Goldbarren
In Krisenzeiten setzen viele Sparer und Anleger auf Gold. Doch ist das sinnvoll?
Quelle: imago images

Seit zwei Jahren eilt der Goldpreis von Rekord zu Rekord. Das sagt viel über den Zustand der Welt aus. Gold gilt als Krisenwährung gegen Unsicherheiten wie Kriege, Inflation und aktuell eben auch die Politik des unberechenbaren US-Präsidenten Donald Trump. Dagegen wollen sich viele absichern. Je mehr der Preis steigt, umso attraktiver scheint Gold zu werden.
Zur größten Kundschaft zählen inzwischen die Notenbanken. Laut World Gold Council (WGC), der Interessenvertretung der Goldförderer, haben Zentralbanken das dritte Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen Gold gekauft - ein Fünftel der weltweiten Jahresproduktion. Investmentstratege Andreas Maulberger von Union Investment meint:

Allein die chinesische Zentralbank hat seit 2023 über neun Millionen Unzen Gold gekauft.

Andreas Maulberger, Investmentstratege

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Gold scheint vielen Anlegern zurzeit ein sicherer Hafen zu sein und ist so teuer wie nie. Doch ein Teil der deutschen Goldreserven lagert in den USA. Sollte es zurückgeholt werden?31.03.2025 | 1:41 min

EZB warnt vor Verwerfungen am Goldmarkt

Nun warnt die Europäische Zentralbank in ihrem aktuellen "Financial Stability Review" vor Verwerfungen am Goldmarkt, die das gesamte Finanzsystem bedrohen könnten. Aber nicht, weil der Goldpreis plötzlich zusammenbricht, sondern weil die Nachfrage so groß ist, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte. Die Notenbanker sprechen in dem Bericht von "Extremszenarien mit potenziell negativen Auswirkungen auf die Finanzstabilität".
Hintergrund ist laut EZB der aktuelle Run auf sogenannte Gold-Derivate. Das sind Verträge, mit denen sich der Verkäufer verpflichtet, Gold zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu liefern. Normalerweise werden die Derivate als Finanzinstrument genutzt, mit dem sich Anleger gegen Preisschwankungen beim Gold absichern. Durch den Kauf und Verkauf der Papiere verdienen Anleger bestenfalls Geld. Die physische Auslieferung ist meist aber gar nicht vorgesehen.
Das änderte sich mit der Wahl von US-Präsident Trump Anfang des Jahres. Anleger hatten Sorge vor Zöllen und wollten vermehrt ihr Gold am Vertragsende dann doch physisch geliefert bekommen. Zwar hat sich die Lage inzwischen beruhigt, aber sollten die Zeiten rauer werden, könnte der Run auf physisches Gold wieder zunehmen, heißt es seitens der EZB.
Goldpreis auf Rekordniveau

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Gold immer noch ein sicherer Hafen? - Experte ordnet ein

Gold-Derivate werden oft von Banken gehalten, darunter auch so große wie JP Morgan und HSBC. "Wenn diese Banken gezwungen wären, sich mit physischem Gold einzudecken, dann würde das die Nachfrage weiter anheizen und damit den Preis immer stärker nach oben treiben, so dass die Unruhe am Markt noch zunehmen und wir in eine Preisspirale geraten würden", meint Maulberger.
Laut EZB könnte es auch zu Lieferengpässen kommen. Wenn Banken dann ihre Verträge nicht erfüllen, könnte das zu Verwerfungen im Finanzsystem führen und in der Konsequenz auch zu Bankenpleiten. Maulberger jedoch hält das Risiko für begrenzt. Der Terminmarkt für Gold sei seit 50 Jahren etabliert und hochliquide.

Selbst während der Finanzkrise oder der Corona-Pandemie hat der Markt bestens funktioniert.

Andreas Maulberger, Investmentstratege

Investmentstratege Maulberger glaubt nicht, dass Gold seine Stellung als sicherer Hafen verloren hat. "Gleichzeitig muss man sagen, dass der Preis in den vergangenen Monaten sehr stark gestiegen ist. Viel mehr ist da aktuell aus unserer Sicht nicht drin, zumal die Unsicherheit im Zollkonflikt und damit die Nachfrage nach sichereren Anlageklassen langsam abnimmt."
Goldbarren liegen nebeneinander gestapelt
In unruhigen Zeiten gilt das Edelmetall als sicherer Hafen15.04.2024 | 3:31 min

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