Nur 20 Prozent Frauenanteil:Deutsche Börsenunternehmen haben ein Frauenproblem
von Dominik Rzepka
Die 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben ein Frauenproblem. Nur jeder fünfte Vorstandsposten ist mit einer Frau besetzt. Zwei Firmen haben keine Frau im Vorstand.
Stillstand in der deutschen Wirtschaft: Der Anteil von Frauen in den Vorständen stagniert bei knapp 20 Prozent.
Quelle: dpaSie heißen Manfred, Hans Dieter, Johannes und Lutz. Wer auf der Internetseite von Porsche die Mitglieder des Vorstands anklickt, sieht vier Männer mit Krawatten. Sabines oder Monikas fehlen.
Porsche ist eines der zwei DAX-Unternehmen mit keiner einzigen Frau im Vorstand.
Auch bei Brenntag ist der Vorstand rein männlich. Das Essener Unternehmen, das sich selbst als Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen bezeichnet und mehr als 18.100 Mitarbeiter hat, wird geführt von einem Jens, einem Thomas und einem Michael Björn.
Porsche meldet im dritten Quartal fast eine Milliarde Euro Verlust. Vor rund vier Wochen flog der Autobauer aus dem DAX, so ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.
24.10.2025 | 1:20 minFrauenanteil in Vorständen nur knapp 20 Prozent
Porsche und Brenntag sind die beiden Negativbeispiele im aktuellen AllBright-Bericht, der ZDFheute vorliegt. Beide Unternehmen stehen auf der Roten Liste des Berichts, da ihr Frauenanteil im Vorstand null Prozent beträgt.
Der Bericht informiert über die Vorstände und Aufsichtsräte von 160 börsennotierten Unternehmen, in DAX40, MDAX und SDAX. Insgesamt ist bei diesen Unternehmen nicht einmal jeder fünfte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt. Der Frauenanteil liegt bei 19,7 Prozent - exakt das Niveau des Vorjahres.
Zudem wird bei den Neurekrutierungen wieder häufiger auf Männer zurückgegriffen. Der Frauenanteil unter den neu hinzugekommenen Vorstandsmitgliedern lag vor zwei Jahren bei 37 Prozent und beträgt aktuell nur noch 20 Prozent.
Das Umfeld von Kanzler Merz besteht hauptsächlich aus Männern. Frauen haben es in der Union schwer, in Spitzenpositionen zu kommen. Nur wenige Vorzeigefrauen schaffen das. Woran liegt das?
25.05.2025 | 4:06 minWelche Länder besser dastehen
Die Geschäftsführerin der AllBright-Stiftung, Wiebke Ankersen, nennt die Entwicklung beunruhigend. Sie sagt ZDFheute:
Deutschland entwickelt sich im internationalen Vergleich sehr langsam, was Frauen in Führungspositionen betrifft. Die skandinavischen Länder, aber auch Großbritannien und Frankreich sind da schon viel weiter.
Wiebke Ankersen, AllBright-Stiftung
In den USA, Frankreich und Großbritannien sind Vorstände mit mehreren Frauen längst die Norm, heißt es in dem Bericht. 85 bis 90 Prozent der Unternehmen haben demnach mehrere Frauen im Vorstand. In Deutschland hat nur etwa die Hälfte der Unternehmen maximal eine Frau im Vorstand.
Ankersen fordert für Deutschland eine Modernisierung der Führungsteams und der Unternehmenskultur, um Diskussionen anzustoßen und die Transformation zu beschleunigen. Das sei auch in Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen wichtig, sagt sie.
Nicht nur am Weltfrauentag stellt sich die Frage: Was fehlt zur echten Gleichberechtigung beider Geschlechter? Was wünschen sich die Frauen? Wo macht es ihnen das System schwer?
08.03.2025 | 2:48 minLob für sieben von 40 DAX-Unternehmen
Ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand haben sieben von 40 DAX-Unternehmen. Sie kommen auf einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent. Dazu zählen unter anderem Beiersdorf, E.ON. und die Commerzbank.
Die Commerzbank hat mit Bettina Orlopp eine der wenigen weiblichen Vorstandvorsitzenden. Bei den 160 Börsenunternehmen haben lediglich sechs Frauen den Chefinnenposten inne.
Bundesfamilienministerin Karin Prien kritisiert, dass viele Unternehmen sich noch zu unambitionierte Ziele setzen. Viele planten mit der Zielgröße null im Vorstand, sagt sie:
Das sind zu viele Unternehmen, die mit keiner Frau im Vorstand planen.
Karin Prien, CDU
Brenntag strebt Frauenanteil von 20 Prozent an
Brenntag will künftig die Frauenquote erhöhen. Laut Diversitätskonzept des Unternehmens wird "die Erreichung der festgelegten Zielgrößen und Zeitrahmen für den Frauenanteil im Vorstand" angestrebt.
Bis zum 31. Januar 2026 soll der Frauenanteil im Vorstand zwanzig Prozent betragen. Die Frage von ZDFheute, ob nicht auch zwanzig Prozent ein wenig ambitioniertes Ziel für das Jahr 2026 sei, wollte ein Sprecher des Unternehmens nicht beantworten.
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