Köln steigt in die Bundesliga auf: Eine verrückte Stadt im Rausch
"Feuerwehrmann" Funkel liefert:Ekstase in Köln: Eine Stadt im Rausch
von Stephan Klemm
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Der 1. FC Köln kehrt nach einem 4:0 gegen Kaiserslautern in die Bundesliga zurück. Aufstiegshelfer Friedhelm Funkel lieferte - und wie: zwei Spiele, zwei Siege.
Schöner gehts nicht: Mit einem 4:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern schießt sich der 1. FC Köln in die Bundesliga und darf nebenbei noch die Zweitliga-Meisterschaft feiern, weil der HSV patzt.18.05.2025 | 7:21 min
Ein paar Sekunden sind noch zu spielen, doch die Zuschauer haben sich fast gemeinschaftlich dazu entschlossen, die Aufforderung des Stadionsprechers zu ignorieren. Dieser forderte die Fans des 1. FC Köln auf, "das Spielfeld bitte nicht zu betreten". Selten war eine Durchsage so nutzlos.
Der 1. FC Köln führte mit 4:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern, der siebte Aufstieg stand fest, da erfolgte der Abpfiff - und schon stürmten die Fans den Rasen. Dabei verwandelten sie ihn in eine weiße Partyzone. Diese Farbe wählten die Fans für ihre Oberteile. Denn auch der FC lief in Weiß auf. Alle für einen.
Ausnahmezustand in Köln: Der FC schlägt Kaiserslautern und schafft den Aufstieg und die Zweitliga-Meisterschaft. Elversberg gewinnt sein Spiel auch und steht in der Relegation.
von Sebastian Ungermanns
mit Video
Bierdusche für Funkel
Der Interims- und erneute Erfolgstrainer Friedhelm Funkel hatte da bereits eine Bierdusche erhalten und war mittendrin im Getümmel. Umarmungen mit Spielern und Fans, Selfies, Jubel. Aus den Lautsprechern erklangen längst schon kölsche Karnevalslieder, in deren Mittelpunkt vor allem Köln steht - diese in Bezug auf den Fußball völlig verrückte Stadt.
Funkel gewann die beiden Spiele, für die er geholt wurde, 6:1-Tore und sechs Punkte sammelte er dabei und führte die Kölner auch noch zur Zweitligameisterschaft - mehr ging in dieser Saison nicht.
Vier Treffer in einem Spiel hatte es lange nicht gegeben für den FC, am 3. Spieltag gewann Köln einmal mit 5:0 gegen Braunschweig. Danach gab es viel langweiligen Fußball und etliche Erfolge mit einem Tor Differenz. Mit Funkel wurde alles anders. Der Lohn für seine Hilfsdienste sind kolportierte 250.000 Euro.
Feier mit "Felge"
Eine gute Viertelstunde nach dem Schlusspfiff standen die Spieler schon auf einer Empore der Haupttribüne und nahmen hüpfend die Meisterfelge in Empfang, die Trophäe für den Gewinn der Zweiten Liga. Als Erster erhielt sie Mark Uth (33), der wegen ständiger gesundheitlicher Rückschläge nun seine Karriere beenden wird.
Und wie das in Aufstiegsmärchen so ist, war es jener spät eingewechselte Mark Uth, der am Sonntag das letzte Tor des Tages erzielen durfte, 4:0, 87. Minute, Halleluja.
Lemperle mit gebrochener Nase eingewechselt
Beim Stand von 2:0 - in der ersten Hälfte hatten bereits Eric Martel und Luca Waldschmidt getroffen - wurde in der 71. Minute auch Tim Lemperle eingewechselt. Der Stürmer, der sich eine Woche zuvor eine bierselige Mittagssause auf einem Kölner Partyschiff gegönnt hatte.
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Dabei war es zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit einem Fan gekommen. Die Schuldfrage wird gerichtlich geklärt, Fakt aber ist: Lemperle hatte sich dabei die Nase gebrochen. Köln hatte ein unangenehmes Thema zu Unzeit vor dem "Endspiel" gegen Kaiserslautern: ein Punkt musste mindestens her, um einen Aufstiegsplatz sicher zu haben.
Doch Funkel moderierte diese Personalie elegant vom Tisch: "Irgendwann ist es auch einmal gut." Fortan war es zumindest in Teamkreisen tatsächlich wieder gut, und Lemperle durfte spielen. Nachdem er auf dem Platz war, fielen noch zwei Tore: Es trafen Florian Kainz und Uth,
Nach dem Aufstieg kommt die Trainerfrage
Nach dem Aufstieg und der Meisterfeier beginnt beim 1. FC Köln sofort die Arbeit. Der Trainerposten ist vakant, es ist nicht ausgeschlossen, dass mit dem 71-jährigen Funkel gesprochen wird, der die Stadt, das Umfeld und die Sehnsüchte dieses Klubs kennt. Funkel selbst kann sich einen Verbleib vorstellen, wie der 71-Jährige nach dem Spiel sagte:
Ich fühle mich stark genug, ich bin fit und habe einen unglaublich guten Trainerstab. Es spricht nichts dagegen.
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Friedhelm Funkel, Interimstrainer des 1. FC Köln
Dies sei allerdings nicht seine Entscheidung. "Ich weiß nicht, was der Verein vorhat", sagte Funkel, er sei "für alles offen". Vakant ist zudem der Posten des Sportdirektors, den Thomas Kessler übergangsweise übernommen hat.
Einige Spieler werden gehen, nicht nur Uth, sondern unter anderem auch Lemperle. Viele neue Profis müssen hinzukommen, um diesen wackeligen Zweitligakader in eine bundesligataugliche Elf zu verwandeln.
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Die U19 des FC ist deutscher Meister
Köln hatte an einem bierseligen Sonntag gleich noch einen zweiten Meister zu feiern: Die U19 sicherte sich schon am Mittag dank eines 5:4-Erfolgs die deutsche Meisterschaft - in Leverkusen, beim großen Lokalrivalen. Gut möglich, dass in jener Elf schon ein paar hausinterne Verstärkungen schlummern.
Quelle: Reuters
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