Alcaraz gegen Sinner: Warum das French-Open-Finale historisch ist

Jahrhundertmatch Alcaraz vs. Sinner:Warum das French-Open-Finale historisch ist

von Ingo Konrad
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Nach ihrem epischen French-Open-Finale verneigt sich die Tennis-Welt vor Carlos Alcaraz und Jannik Sinner. Die beiden dürften den Sport in den kommenden Jahren prägen.

Carlos Alcaraz umarmt Jannik Sinner
Sieger Carlos Alcaraz (r.) und Jannik Sinner nach ihrem historischen Finale bei den French Open in Paris.
Quelle: AFP

Der Thrilla in Manila, die Nacht von Sevilla oder Becker gegen McEnroe bei der "Schlacht von Hartford": Die Sportgeschichte ist reich an Ereignissen, die sich über Jahrzehnte im kollektiven Gedächtnis von Fans und Berichterstattern festsetzen.

Eines der besten Tennis-Matches aller Zeiten

Im Tennis wird man von nun an auch auf den 8. Juni 2025 zurückblicken. Auf das Endspiel der French Open in Paris zwischen dem Spanier Carlos Alcaraz und Jannik Sinner aus Italien. Auf eines der wohl besten Tennis-Matches aller Zeiten.

Es war Wahnsinn, es war unwirklich.

Carlos Alcaraz über das Finale von Paris

"Dieses Spiel hatte einfach alles. Ich überlasse anderen, wo sie es in der Tennis-Geschichte einordnen. Ich bin einfach stolz auf Jannik und mich", sagte der Gewinner Alcaraz.

Legenden Becker und Nadal begeistert

Und die anderen ließen mit ihrer Einordnung nicht lange auf sich warten. "Was für ein unglaubliches Finale! Glückwunsch an Carlos Alcaraz", schrieb Spaniens Tennis-Legende und Alcaraz' Idol Rafael Nadal bei X.
Boris Becker rief als TV-Experte noch während der Übertragung begeistert ins Mikrofon: "Es ist nicht mit Worten zu erklären."

Was für ein Match, was für ein Finale!

Boris Becker

Längstes French-Open-Finale der Geschichte

Beim 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (10:2) für Alcaraz duellierten sich die beiden Finalisten über 5:29 Stunden. Es war das längste Finale in Roland Garros aller Zeiten. Den bisherigen Rekord hielten Mats Wilander und Guillermo Vilas aus dem Jahr 1982 (4:42 Stunden).
Weil Sinner im vierten Satz drei Matchbälle vergab, ist Alcaraz nun der erst dritte Spieler, der nach Matchbällen gegen sich ein Major-Finale gewonnen hat: Gaston Gaudio (Paris 2004) und Novak Djokovic (Wimbledon 2019) sind die beiden anderen.
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Neue Ära nach Federer, Nadal, Djokovic

Neben den reinen Statistiken ist das Match auch auf einer anderen Ebene von historischer Bedeutung. Denn vorbei scheint die Sorge, das Herren-Tennis könnte nach der Ära von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic in eine Phase der Bedeutungslosigkeit abrutschen.
Stattdessen dürften Alcaraz und Sinner, die mit 22 und 23 Jahren noch viele große Turniere vor sich haben, in den kommenden Jahren selbst eine Ära prägen. In der vorläufigen Bilanz an Grand-Slam-Titeln führt der Spanier gegen seinen Konkurrenten mit 5:3.

Presse: "Messlatte in die Stratosphäre gelegt"

"Zu Beginn einer neuen Ära im Männertennis haben sie die Messlatte in die Stratosphäre gelegt", kommentierte die englische Zeitung "The Guardian" das erste Major-Finale der beiden Protagonisten. Die Einordnungen anderer Blätter fielen kaum weniger euphorisch aus.

Gazzetta dello Sport: "Zwei Tennis-Giganten ehren den Sport mit einem wunderbaren Match aus Spannung und Talent. Sie schenken der Tennisgeschichte eine epische Seite, die lange in Erinnerung bleiben wird."

La Stampa: "Beide schreiben eine neue Tennisgeschichte, niemand dachte sie könnte so faszinierend sein."

Le Figaro: "Ein Meisterwerk in fünf Akten mit einer völlig verrückten Handlung."

The Times: "Carlos Alcaraz bezwingt Jannik Sinner in einem French-Open-Finale für die Geschichtsbücher."

The Guardian: "Zu Beginn einer neuen Ära im Männertennis haben sie die Messlatte in die Stratosphäre gelegt."

Neue Zürcher Zeitung: "Der Sieg von Alcaraz gegen Sinner ist der Beginn einer Rivalität für die Tennis-Geschichte."

Washington Post: "Sportfans sind schnell dabei, jedes Fünf-Satz-Finale bei einem Grand Slam als episch zu bezeichnen. Aber der Sonntag hat es dank seiner vielen Wendungen verdient."

Dennoch sollte man bei aller Begeisterung eine Hintergrundinformation immer mitdenken: Sinner wurde nur 35 Tage vor diesem Finale aus einer dreimonatigen Dopingsperre entlassen. Das war in den zwei Wochen von Paris allerdings maximal Randthema.

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Quelle: Mit Material von dpa und SID
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