Rad-WM in Ruanda:Fordernde Strecken und Kritik am Gastgeber
In diesem Frühherbst werden Radsport-Weltmeisterschaften erstmals in Afrika ausgetragen. Den Zuschlag erhielt Ruanda. Deutsche Frauen sind Medaillenkandidatinnen.
Die besten Radprofis der Welt fahren in Ruanda um die Weltmeisterschaft.
Quelle: IMAGO / RevierfotoDie Radsport-Weltmeisterschaften finden zwischen dem 21. und 28. September erstmals in Afrika statt, konkret in Ruandas Hauptstadt Kigali. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur WM.
Wie kam Ruanda an die WM?
Der ausrichtende Radsport-Weltverband UCI ließ erstmals im Juli 2018 ihre Bereitschaft erkennen, seine WM-Straßen-Wettbewerbe in Afrika auszurichten. Ende September 2023 erhielt schließlich der Bewerber Ruanda den Zuschlag.
Gibt es eine Radsporttradition in Ruanda?
Auf jeden Fall. Seit 2001 gibt es die jährlich ausgerichtete Tour du Rwanda. Zuvor gab es bereits zwischen 1988 und 1990 eine gleichnamige Rundfahrt, danach aber fiel sie bis 2001 aus. Die Infrastruktur in dem Land wird als sehr gut beschrieben, das Zuschauerinteresse an der Ruanda-Rundfahrt ist außergewöhnlich groß.
Was erhofft sich die UCI mit der Vergabe der WM nach Ruanda?
In erster Linie eine besondere Förderung des Radsports in Afrika. Der Weltverband unterhält seit 2002 an seinem schweizerischen Stammsitz in Aigle ein Trainingszentrum, das den Titel "Centre Mondial du Cyclisme" trägt.
Dort gibt es eine Akademie, die junge Radsportler aufnimmt, die nicht aus den Radsport-Kernkontinenten Europa, Nordamerika oder Australien stammen und die ein olympisches Stipendium in den Disziplinen Bahn- und Straßenradsport, Mountainbike oder BMX erhalten haben.
Bei der Spanien-Rundfahrt haben die bisher heftigsten Eingriffe von pro-palästinensischen Demonstranten für Chaos und ein unplanmäßiges Ende der elften Etappe gesorgt.
04.09.2025 | 0:48 minEin Absolvent dieser Akademie ist der Eritreer Biniam Girmay, der im Sommer 2024 drei Etappen der Tour de France und das Grüne Trikot gewann. Seine Erfolge holten Afrika erst so richtig auf die Landkarte des Radsports. Seit 2024 unterhält die UCI zudem in Ruanda an drei Standpunkten einen Ableger ihres Radsportzentrums.
Gibt es Kritik an der WM-Vergabe nach Ruanda?
Ja. Weil die ruandische Regierung unter Staatspräsident Paul Kagame die Rebellengruppe M23 im Ostkongo unterstützt, bei deren Aktionen es zu Menschenrechtsverletzungen gekommen sein soll, hatte das EU-Parlament im Frühjahr Sanktionen gegen Ruanda beschlossen und eine Absage der Rad-WM gefordert.
UCI-Präsident David Lappartient reagierte darauf trotzig – es bleibe bei der Vergabe an Ruanda, einen Plan B gebe es nicht. Menschenrechtsorganisationen stellten fest, dass die Opposition und die freie Presse in Ruanda in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt werden.
Welche Wettbewerbe stehen an?
Verteilt auf acht Tage werden 13 Entscheidungen in Ruanda ausgefahren. An diesem Sonntag fahren die Profi-Frauen und -Männer ihre Weltmeister im Einzelzeitfahren aus. Es folgen U23- und Junioren-Wettbewerbe, am Mittwoch die Mixed-Staffel und am übernächsten Wochenende die Profi-Straßenrennen der Frauen (27. September) und Männer (28. September).
Wie sind die Strecken zu bewerten?
Sie sind extrem fordernd. Das Zeitfahren der Frauen führt über 31 Kilometer und 460 Höhenmeter. Das der Männer umfasst 40,6 Kilometer bei 680 Höhenmetern. Die Straßenrennen sind sehr selektiv. Die Frauen werden auf einen Rundkurs geschickt, der sich auf knapp 165 Kilometer summiert – bei 3350 Höhenmetern. Die Strecke der Männer umfasst 267,5 Kilometer und surreale 5475 Höhenmeter – das ist ein WM-Rekord.
Wen schickt German Cycling ins Rennen?
227 Kilometer mit insgesamt 5500 Höhenmetern bewältigen. Das ist der Ötztaler Radmarathon. Dabei geht's über vier Alpenpässe - unter anderem den Brenner und das Timmelsjoch.
02.09.2025 | 1:07 minDie deutschen Frauen stellen mit Liane Lippert und Antonia Niedermaier zwei aussichtsreiche Fahrerinnen. Niedermaier gilt als Medaillenkandidatin im Zeitfahren, Lippert besitzt Chancen im Frauen-Rennen. Bei den Männern sind unter anderem der deutsche Meister Georg Zimmermann, Jonas Rutsch und Marius Mayrhofer mit dabei.
Wer sind die Stars der Profi-Rennen?
Im Männer-Zeitfahren kommt es zum Duell zwischen Tour-Sieger Tadej Pogacar und Remco Evenepoel, dem belgischen Weltmeister in dieser Disziplin. Im Straßenrennen der Frauen tritt Tour-Siegerin Pauline Ferrand-Prévôt mit besten Chancen an. Bei den Männern versucht der Slowene Pogacar, seinen Titel zu verteidigen.
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