75 Jahre Formel 1: Vom rauchenden Playboy zum Top-Athleten

75 Jahre Formel 1:Vom rauchenden Playboy zum Top-Athleten

von Karin Sturm
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Silverstone, immer noch Austragungsort des britischen Grand Prix, ist der Geburtsort der Formel 1. Was hat sich verändert in 75 Jahren Königsklasse?

Giuseppe Farina
Erster Sieger eines Formel-1-Rennens: Der Italiener Giuseppe Farina im Alfa Romeo: komplett schutzlos, ohne Helm, Gurt und Überollbügel.
Quelle: Imago

Die große Show zu "75 Jahre Formel 1" gönnte man sich zwar schon im Februar vor Saisonbeginn in London als gemeinsame Präsentation aller Teams - aber auf dem Flugplatzkurs von Silverstone, Schauplatz des britischen GP an diesem Wochenende, fiel im Jahr 1950 der Startschuss zur modernen Formel-1-Geschichte.
Zuvor hatte es nie eine Weltmeisterschaft gegeben, sondern nur einzelne, nationale Grand-Prix-Rennen, ehe die 1947 gegründete FIA für 1950 erstmals eine Fahrer-WM ausschrieb. Die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft kam dann 1958 dazu.

Das erste Rennen

Am 13. Mai 1950 standen in Silverstone 22 Fahrer am Start, elf sahen die Zielflagge. Der erste Sieg in der Formel-1-Geschichte ging an den 43-jährigen Giuseppe "Nino" Farina, der auch der erste Weltmeister werden sollte, 2,6 Sekunden vor seinem italienischen Landsmann Luigi Fagioli.
Juan-Manuel Fangio, der zum ersten großen Formel-1-Superstar mit fünf WM-Titeln werden sollte, fiel aus. Das Preisgeld für das Rennen betrug damals insgesamt 1.000 Pfund - Farina als Sieger bekam 500 davon.

Sicherheit im Wandel

Ein Blick auf die damaligen Autos zeigt: Von Sicherheit kaum eine Spur, komplett offene Cockpits mit großen Lenkrädern, keine Sicherheitsgurte. Die wurden erst 1969 Pflicht, so wie zuvor im Jahr 1952 der Schutzhelm und 1959 der Überrollbügel. An Materialien wie Kohlefaser, die heute die Autos so stabil machen, dass die Fahrer bei einem Aufprall weitgehend geschützt sind, war noch nicht zu denken. Tödliche Unfälle gehörten über Jahrzehnte zur Tagesordnung.
Jochen Rindt vor dem Großer Preis von Deutschland am 2. August 1970 in Hockenheim.
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Das Sicherheitsdenken begann in Ansätzen erst Ende der 60er, Anfang der 70er, angeschoben vom dreimaligen Weltmeister Jackie Stewart. Bessere Absicherung der Strecken, deformierbare Tanks, um die Feuergefahr zu reduzieren, feuerfeste Unterwäsche und Overalls, die Positionierung des Fahrers hinter der Vorderachse, erste Kohlefaser-Chassis und Crashtests ab 1984 waren wichtige Schritte.
Nach dem Imola-Horrorwochenende von 1994 mit den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger sorgte der damalige FIA-Präsident Max Mosley für weitere große Schritte wie hochgezogene Cockpit-Wände, das HANS-System für den Schutz von Kopf und Nacken und neue Streckenabsicherungssysteme wie die Tecpro-Barrieren - Lego-artig verschachtelte Plastikklötze.
Das sogenannte Hans-System soll Formel-1-Piloten vor Genickbrüchen schützen
Das sogenannte HANS-System soll Formel-1-Piloten vor einem Genickbruch schützen.

Mit Ecclestone kommt die Vermarktung

In den ersten 20 Jahren der Formel-1-Geschichte kochte noch jeder sein eigenes Süppchen, jeder Veranstalter, jedes Team. Das änderte sich, als ein gewisser Bernie Ecclestone 1971 die Verwaltung der kommerziellen Rechte der Formel 1 übernahm. Er leitete damit eine Ära globaler finanzieller Macht für die Serie ein.
Jahr für Jahr floss nun mehr Geld für alle. Es stiegen nicht nur die Preisgelder für die einzelnen Rennen der Fahrer-WM. Auch die Startgelder wurden drastisch erhöht und die Teams sind an den Einnahmen der Formel 1 nach einem geheimen Schlüssel beteiligt - auf Basis ihrer Platzierung in der jeweils vergangenen Saison. Teile der Gesamteinnahmen wurden auch in eine kontinuierlich bessere Vermarktung gesteckt, die Formel 1 gewann an Popularität - ein erfolgreicher Kreislauf.
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Fahrer als Leistungssportler

Die Herrenfahrer aus den 50ern, die Playboys der 60er- und vor allem 70er- und frühen 80er-Jahre, die sich gern auch noch am Vorabend eines Rennens auf Partys herumtrieben, mit Zigaretten, Alkohol und schönen Frauen, sind heute undenkbar.
Der Wechsel zum professionellen Hochleistungssportler begann mit Niki Lauda. Er war der erste, der sich mit seinem österreichischen Landsmann Willi Dungl einen Fitnessexperten leistete. Ayrton Senna und Michael Schumacher hoben das Thema professionelle Vorbereitung dann noch einmal auf ein ganz neues Niveau.
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