Nations League Spanien vs. Frankreich: Showdown um Goldenen Ball

Im Sommer 2024 wurde im Spiel zwischen Spanien und Frankreich ein Weltstar geboren. Lamine Yamal zirkelte den Ball in der 21. Minute des EM-Halbfinales derart formvollendet in den Winkel, dass jede Zeitlupe auf der Stadionleinwand von begeisterten Rufen des Münchner Publikums begleitet wurde.

Später wurde der Treffer zum schönsten des Turniers gewählt. Einer der wichtigsten war er sowieso: Dank ihm drehte Spanien das Spiel und zog mit 2:1 ins Finale ein. Fünf Tage später wurde das Team Europameister.  

Yamal ist immer noch zarte 17, wenn es heute in Stuttgart wieder gegen Frankreich um einen Finalplatz in der Nations League geht. In der abgelaufenen Klubsaison hat der Teenager sein Ausnahmetalent fulminant bestätigt. Kenner wie Inter Mailands Trainer Simone Inzaghi staunten:

Neben seiner scheinbar anstrengungslosen Leichtigkeit in Dribbling und Schuss heben die Experten auch Yamals altersuntypisches Spielverständnis hervor. Beim FC Barcelona hat er sich bereits zum Leader aufgeschwungen. Dort gewann er diese Saison das Double, was auch international Eindruck machte: In einer "kicker"-Umfrage wählten ihn 53,7 Prozent der Bundesliga-Profis zum besten Offensivspieler der Welt.

Folgerichtig gilt der Rechtsaußen aus dem katalanischen Mataró auch als einer der Favoriten auf den Goldenen Ball des Weltfußballers. Ein Jahr nach Stratege Rodri – der bei der Nations League verletzt fehlt – könnte wieder ein Spanier die prestigeträchtige Auszeichnung von "France Football" gewinnen.

Aber auch Ousmane Dembélé kann eine starke Bewerbungsmappe einreichen. Auf seiner neuen Position als "falsche Neun" avancierte er bei Paris Saint-Germain zum Torschützenkönig der Ligue 1 und erzielte entscheidende Tore auf dem Weg zum ersten Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte.

Der einst als flatterhaft verschriene 28-jährige Dembélé ist zum Anführer seines gesamten Teams gereift. PSG-Trainer Luis Enrique erklärte nach dem 5:0 gegen Inter im Finale, er würde Dembélé den Goldenen Ball nicht für seine Tore und Titel geben, sondern für seine Stärke als erster Mann im Pressing:

Zuvor hatte im selben Münchner Stadion wie Yamal vor einem Jahr auch Desiré Doué, 20, eine denkwürdige Visitenkarte abgegeben. Der PSG-Flügelstürmer legte gegen Inter das erste Tor auf und erzielte die nächsten beiden selbst.

Bei den Feierlichkeiten nach dem Schlusspfiff setzte sich Doué eine Sonnenbrille auf, so wie es Yamal nach den Titeln mit Barcelona diese Saison getan hatte. Manche Beobachter wollten eine Kampfansage darin gesehen haben. Viele Fachleute rechnen damit, dass das Duell der zwei Youngster die nächsten Jahre prägen könnte.

Nur der übliche Star der Franzosen geriet bei so viel PSG zuletzt fast in Vergessenheit. Kylian Mbappé ist statistisch gesehen ein Gewinner der Saison, weil er mit 31 Ligatreffern für Real Madrid den Goldenen Schuh für Europas besten Torjäger gewann.

Gefühlt aber ist Mbappé der große Verlierer, nachdem PSG just in der ersten Saison nach seinem Vereinswechsel den europäischen Thron eroberte. Über die Nations League und die folgende Klub-WM könnte womöglich aber auch er noch in das Rennen um den Goldenen Ball einsteigen, kalkulieren seine Fans.

Lamine Yamal nimmt die Fehde mit den Franzosen auf. Im spanischen Radio sagte er, er denke nicht an den Goldenen Ball und würde sowieso die ganze Saison als Bewertungsgrundlage nehmen. Und schob hinterher: