EM 2025 in der Schweiz: Frauenfußball weltweit auf dem Vormarsch
Vor der EM in der Schweiz:Frauenfußball: "Weltweite Fangemeinde" wächst
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Ein weiterer Boom oder wenigstens ein Boost für den Frauenfußball? Drei Jahre nach der EM in England erhoffen sich alle Beteiligten genau das vom Turnier in der Schweiz.
Ausverkauftes Haus in der Frauenfußball-Bundesliga bei der Partie 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt (Archivbild).
Quelle: imago
Ein weiterer Boom? Oder wenigstens ein Boost - ein Schub für den Frauenfußball? Drei Jahre nach der viel beachteten Europameisterschaft in England erhoffen sich alle Beteiligten genau das vom Turnier in der Schweiz. Die EM 2025 sei jedenfalls die beste Möglichkeit, diesen Sport auf ein neues Niveau zu heben, so DFB-Kapitänin Giulia Gwinn.
Die deutschen Fußballerinnen reisen mit gutem Gefühl nach einem intensiven und abwechslungsreichen Trainingslager zur EM. 27.06.2025 | 1:22 min
Vor EM in der Schweiz: "Fantastischer Hype um den Frauenfußball"
Der Siegeszug bis ins Finale von Wembley, das mit 1:2 gegen England verloren ging, und vor allem die Art und Weise des Auftretens von Alexandra Popp und Co. haben damals viel ausgelöst. Nicht nur beim Deutschen Fußball-Bund.
Wir haben es 2022 erleben dürfen, wie schön es ist, wenn man es wirklich schafft, nachhaltig etwas bewegen zu können. Das ist damals nach Deutschland übergeschwappt. Das ist eine Riesenmöglichkeit, diese Plattform und Bühne jetzt wieder zu bespielen.
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DFB-Kapitänin Giulia Gwinn
"Es gibt eine Menge Programme in ganz Europa, um die Entwicklung voranzutreiben", erklärt Nadine Keßler, Direktorin Frauenfußball bei der UEFA. Die Ex-Wolfsburgerin spricht von einer "wachsenden weltweiten Fangemeinde", in Mexiko und den USA zum Beispiel herrsche ein "fantastischer Hype um den Frauenfußball". Man sei international mittlerweile mit Förderprogrammen in 120 Ländern vertreten.
Sportrechtevermarkter: Riesiges Wachstumspotenzial längst nicht erschöpft
Ein Sport auf Expansionskurs, aber auch mit enormem Nachholbedarf. Eine "beispiellose Wachstumsphase" sieht Sportfive. Der international tätige Sportrechtevermarkter mit Sitz in Hamburg hat zur EM ein umfangreiches Papier zur Entwicklung des Frauenfußballs veröffentlicht. Sportfive-CEO Stefan Felsing spricht von einem "globalen Phänomen", das Millionen Menschen weltweit begeistert:
Der rasante Aufstieg dieses Sports ist nicht nur ein Trend, sondern ein Beweis für seine dauerhafte Attraktivität und sein fortwährendes Potenzial.
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Stefan Felsing, Sportfive-CEO
Die deutschen Fußballerinnen reisen mit gutem Gefühl nach einem intensiven und abwechslungsreichen Trainingslager zur EM. 27.06.2025 | 1:22 min
Sponsoren hätten eine Marktlücke entdeckt, die niedrige Einstiegskosten und höhere Investitionsrenditen versprächen. Dennoch rechnet die Europäische Fußball-Union für die EM mit einem satten Minus von 20 bis 25 Millionen Euro, sagt Keßler. Das liege vor allem am üppigeren Preisgeld. Die UEFA schüttet an die 16 Nationalteams 41 Millionen aus - 2022 waren es 16 Millionen.
Rekordprämien für die DFB-Frauen
Den deutschen Fußballerinnen winken bei einem Titeltriumph 120.000 Euro pro Kopf, auch das ist Rekord. Sportlich ist der DFB in den vergangenen Jahren unter Druck geraten. Die starken Ligen in den USA und England - mit Mindestlöhnen - locken die Spielerinnen. Etats und TV-Gelder sind höher, die Bedingungen besser.
Schon vor der EM 2022 hatte der Verband das Strategiepapier "Frauen im Fußball - Fast Forward" mit konkreten Zielen bis 2027 aufgelegt. So soll sich die Zahl von aktiven Spielerinnen, Trainerinnen und Schiedsrichterinnen um 25 Prozent erhöhen. Im Vergleich zur Zeit kurz vor der EM 2022 spricht der DFB inzwischen von großen Fortschritten: 39,5 Prozent mehr aktive Spielerinnen, 73 Prozent mehr Schiedsrichterinnen. Bei den Trainerinnen-Lizenzen (Plus von 15,6 Prozent) müsse man noch aufholen.
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Bundestrainer Wück hofft auf weiteren Entwicklungsschub
Das Ziel, die Sichtbarkeit zu verdoppeln, sei schon übertroffen, die TV-Reichweite um 143 Prozent gesteigert worden. Zudem sollen die Nationalteams und die Vereine der Frauen-Bundesliga bis 2027 internationale Titel gewinnen. Das klappte bisher nicht.
"Man darf nicht immer nur darüber reden, die Frauen-Bundesliga auf ein anderes Niveau zu heben. Man muss auch was dafür tun", sagt Wück. Die Liga wurde zur neuen Saison von 12 auf 14 Klubs aufgestockt. Mit den Zuschauern ging es allerdings nicht deutlich voran. Die abgelaufene Saison lag mit einem Schnitt von 2.692 Fans pro Spiel knapp unter der Rekordrunde davor.
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Frauen-Bundesliga als Verlustgeschäft
Bei der EM rechnen UEFA und Schweizer Organisatoren mit vollen Stadien und einer Rekord-Besucherzahl. Zudem haben der Arsenal WFC sowie Olympique Lyon angekündigt, alle Liga-Partien in der großen Arena ihres Vereins auszutragen.
Der deutsche Meister FC Bayern kämpft mit dem Dilemma, sich entweder in die Allianz-Arena zu wagen oder am heimischen Campus zu bleiben, der nur 2.500 Besucher fasst. Bisher ist die Frauen-Bundesliga jedenfalls ein Verlustgeschäft: Unter dem Strich stand 2023/2024 pro Klub im Durchschnitt ein negatives Saisonergebnis von rund 1,9 Millionen Euro. Die neuen Zahlen liegen noch nicht vor.