Champions League: Was auf die Bayern gegen Inter zukommt
Viertelfinale der Königsklasse:Was auf die Bayern gegen Inter zukommt
von Ralf Lorenzen
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Ein modernes Spielsystem, viel Erfahrung und ein abgezockter Trainer: Das wiedererstarkte Inter Mailand wird dem FC Bayern in der Champions League wohl einiges abverlangen.
Inter Mailand steht an der Spitze der Serie A und ist in der Champions League der Gegner des FC Bayern. Auf was müssen sich die Münchner einstellen? Und ist der FCB sogar nur der Außenseiter?03.04.2025 | 15:25 min
Vor dem ersehnten "Finale dahoam" in der Champions League muss der FC Bayern im Viertelfinale die Hürde Inter Mailand nehmen (Hinspiel am kommenden Dienstag um 21 Uhr). Wie die Münchner stehen die Mailänder aktuell an der Spitze ihrer Liga. Im Duell der Traditionsklubs haben sie den Vorteil, das Rückspiel im altehrwürdigen San Siro austragen zu können, das für seine hitzige Atmosphäre bekannt ist und im nächsten Jahr 100 Jahre alt wird.
Dieses Stadion ist der Wahnsinn, das San Siro kann eine unfassbare Energie entwickeln.
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Italien-Experte Mario Rieker über das San Siro
Inzaghi führte Inter zurück an die Spitze
Vor allem wartet auf die Münchner aber "eine über Jahre gewachsene Mannschaft mit einer großen Erfahrung und einer gewissen Abgezocktheit", wie der Fußball-Kommentator und Italien-Kenner Mario Rieker in der neuen Folge Bolzplatz erklärt. "Und auf der Trainerbank sitzt einer, der auf dem Niveau schon ein bisschen mehr Erfahrung mitbringt als Vincent Kompany."
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Dieser Trainer ist Simone Inzaghi, der als Spieler meist im Schatten seines erfolgreicheren Bruders Filippo stand, in seiner jetzigen Rolle aber als zentrale Figur bei Inters Comeback zur internationalen Spitzenmannschaft fungiert. Mit den Nerazzurri gewann Inzaghi den Meistertitel in der Vorsaison, je zweimal den italienischen Pokal und Supercup und er erreichte 2023 das Finale der Champions League.
Quelle: imago
Nach der verpatzten Generalprobe für das Champions-League-Viertelfinale gegen Bayern München ist die italienische Presse hart mit Inter Mailand ins Gericht gegangen.
"Überheblich und unkonzentriert: Inter spielt vor dem entscheidenden Spiel gegen den FC Bayern mit dem Feuer", schrieb Corriere della Sera nach dem 2:2 (1:0) des Titelverteidigers bei Parma Calcio. Inter verspielte dabei leichtfertig eine Zwei-Tore-Führung.
"Dieses Remis kann Inter teuer zu stehen kommen. Uncharismatisch und unbeweglich: So können die Nerazzurri gegen den FC Bayern nicht siegen", kritisierte Tuttosport vor dem Hinspiel am Dienstag in München.
"Ausgerechnet vor der Reifeprüfung gegen FC Bayern, brechen Inzaghis Jungs zusammen. Der FC Bayern macht jetzt wirklich Angst. Jetzt wird auch das Scudetto-Rennen schwieriger", analysierte Gazzetta dello Sport.
Matteo Darmian (15.) und der ehemalige Gladbacher Marcus Thuram (45.) erzielten die Treffer für die Gäste, bei denen Nationalspieler Yann Bisseck in der Startelf stand. Doch Aufsteiger Parma gab sich nicht geschlagen und kam durch Adrian Garcia (60.) und Jacob Ondrejka (69.) zu einem wichtigen Punkt im Abstiegskampf.
Es gab aber auch gute Nachrichten für Inter: Lautaro Martinez gab sein Comeback nach Verletzungspause und meldete sich damit rechtzeitig vor dem Auswärtsspiel in München fit. Der Kapitän wurde in Parma nach 65 Minuten ausgewechselt, war damit aber nicht einverstanden.
Simone Inzaghi hat das Spiel von Inter revolutioniert.
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Champions-League-Moderatorin Valentina Maceri
Die Fans verzeihen dem Trainer längst, dass er als Spieler und Trainer einst bei Lazio Rom tätig war. "Der ganze Verein respektiert ihn", sagt die frühere Fußballerin und heutige Champions-League-Moderatorin Valentina Maceri im Bolzplatz und lobt vor allem Inzaghis Spielphilosophie: "Die defensive Stabilität hat Inter beibehalten, nichtsdestotrotz spielen sie ansehnlichen Fußball."
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Inter setzt auf ältesten Kader der Serie A
Diesen gleichermaßen effektiven wie attraktiven Stil praktiziert Inzaghi mit der ältesten Mannschaft der Serie A und einem Durchschnittsalter von 29,4 Jahren. "Inter ist ein gutes Beispiel dafür, dass Erfahrung sehr wichtig sein kann - vor allem, wenn man in so vielen Wettbewerben vertreten ist", sagt Maceri. "Und dass es mit der richtigen Führung, also der Hand von Inzaghi, gut funktionieren kann."
Älteren Spielern verhilft Inzaghi häufig zu einem neuen Frühling. Beste Beispiele dafür sind die aus der Bundesliga bekannten Yann Sommer, Hakan Calhanoglu und Henrikh Mkhitaryan. "Wir kennen ihn vor allem noch aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund, als er noch im vermeintlich besten Fußballeralter war", sagt Rieker über Mkhitaryan. "Heute ist er 36 Jahre alt und blüht in seiner Rolle bei Inter noch mal komplett auf."
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Bissek setzt deutsche Tradition in Mailand fort
Die lange Tradition deutscher Stars bei Inter - unter anderen haben Lothar Matthäus, Karl-Heinz Rummenigge, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann hier gespielt - führt derweil ein junger Spieler fort: Der 24 Jahre alte Neu-Nationalspieler Yann Bissek.
Der Abwehrmann, der in der Nations League gegen Italien gerade sein Nationalmannschaftsdebut feierte, "hat die Inter-Fans aufgrund seiner hohen Spielintelligenz und Leidenschaft im Sturm erobert", sagt Maceri über Bissek.
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Große Ausgeglichenheit im Inter-Kader
Eine weitere Stärke der Mailänder ist der sehr ausgeglichene Kader. Rieker hebt hervor, "dass jeder Ergänzungsspieler wirklich eine 1A- Sternchenlösung ist und genau weiß, was er machen muss, wenn er reinkommt."
Dem hat der FC Bayern, dessen Kader durch Verletzungen aktuell besonders in der Abwehr ausgedünnt ist, vor allem individuelle Qualität in der Offensive entgegenzusetzen. "Ich traue den Bayern absolut das Finale dahoam zu“, sagt Maceri. Gegen Inters "unfassbar starke Defensive" seien sie allerdings angewiesen auf "Spektakel von Musiala".
Serie-A-Experte Rieker erwartet grundsätzlich ein Spiel "auf Augenhöhe", tendiert aufgrund der Faktoren Erfahrung, Abgezockheit und Coaching aber minimal zu Inter.
Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.