Trainingslager zur Fußball-EM: Zum Feinschliff im Frankenland

Trainingslager in Herzogenaurach:Wück: "Den Unterschied macht das Team"

von Frank Hellmann, Herzogenaurach
|

Im Trainingslager in Herzogenaurach bereitet sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf die Fußball-EM in der Schweiz vor. Ein Testspiel im Vorlauf fehlt bewusst.

Die DFB-Frauen absolvieren ihr erstes Training in Herzogenaurach.
Fokus auf dem Thema Teambildung: Das DFB-Training in Herzogenaurach.
Quelle: imago images

Der Rasensprenger läuft auf Hochtouren, die ärmellosen Trainingsshirts stehen hoch im Kurs und die Flaschen mit Elektrolytgetränken sind immer griffbereit: Die Sommerhitze macht den deutschen Fußballerinnen beim Trainingslager in Herzogenaurach vor der Frauen-EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) zwar gerade zu schaffen, doch Klage wird darüber nicht geführt.

Bessere Bedingungen kann man nicht haben, auch wenn es für Fußball ein bisschen zu warm ist.

Janina Minge, stellvertretende DFB-Kapitänin

Christian Wück (DFB-Frauen Bundestrainer), Pressekonferenz DFB Frauen Fussball Nationalmannschaft
Mit einer Mischung aus Erfahrung und Jugend starten die deutschen Fußballerinnen in ihre Titelmission bei der EM in der Schweiz. Bundestrainer Wück ist zufrieden.12.06.2025 | 0:14 min

Bewusst kurze EM-Vorbereitung

Schattenplätze sind auf der weitläufigen Anlage eher rar, dafür die Laufwege vertraut. Eine Turniervorbereitung zwischen World of Sports und Homeground, Pressekonferenzen im Multifunktionsgebäude und Training ist auch für die DFB-Frauen fast schon Alltag.
Bundestrainer Christian Wück und seine Assistentinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak haben sich für einen kurzen EM-Vorlauf entschieden. Die ersten Eindrücke sind gut, die Spielerinnen seien mit "großer Freude" aus dem Urlaub zurückgekommen, verriet Co-Trainerin Meinert, alle seien "spritzig und hellwach". Für die Trainingsarbeit die nächsten Tage sei "Kompaktheit das Zauberwort".

Konfetti für Geburtstagskind Sydney Lohmann

Die jüngsten Nations-League-Auftritte vor allem gegen die Niederlande (4:0), aber auch gegen Österreich (6:0) haben die Zuversicht genährt, dass vielleicht Giulia Gwinn und Co. am 27. Juli nach dem EM-Endspiel im St. Jakob-Park diejenigen sind, die die Trophäe für Deutschland erstmals nach 2013 wieder in die Luft stemmen.
Auf Sydney Lohmann regnete beim Eintreffen in der fränkischen Wohlfühloase schon mal anlässlich ihres 25. Geburtstags goldenes Konfetti herab. Die Stimmung scheint auch deshalb bestens, weil es keinen Casting-Prozess mehr gibt: Die angereisten 23 Spielerinnen werden am 30. Juni ins Basecamp nach Zürich weiterfahren. Dazwischen gibt es noch mal zwei freie Tage zum Heimatbesuch. Minge: "Psychisch ist das wichtig."

Die Mischung scheint zu passen

Gerade die neuerdings bis 2029 gebundene Sportdirektorin Nia Künzer weiß aus eigener Erfahrung als Nationalspielerin:

Ausschlaggebend wird sein, wie wir als Team funktionieren. Es gilt alle Kräfte zu bündeln, alle Egos zurückzustellen.

Nia Künzer, DFB-Sportdirektorin

Genauso formulierte es jüngst auch Bundestrainer Christian Wück: "Den Unterschied wird das Team ausmachen." Die Kaderzusammensetzung mit elf Vize-Europameisterinnen und sieben Turnierneulingen wirkt schlüssig, um Erfahrung und Routine mit Frische und Unbekümmertheit zusammenzubringen.
Gleichwohl ist kaum vorherzusagen, wie das bei der WM 2023 (Vorrundenaus) und den Olympischen Spielen 2024 (Bronze) mit hohen Ausschlägen aufwartende Ensemble auftritt. Ein bisschen Wundertüte spielt noch mit.
Bundestrainer Christian Wück auf der Pressekonferenz zur Vorstellung seines EM-Kaders
Bundestrainer Christian Wück hat den Kader für die Frauen-EM in der Schweiz bekannt gegeben. Die DFB-Auswahl will um den Titel mitspielen.13.06.2025 | 0:59 min

Kein Test mehr - nicht mal hinter verschlossenen Türen

Dazu kommt die hohe Erwartungshaltung einer Europameisterschaft, die in den 80er und 90er-Jahren fast immer Deutschland als Sieger hervorbrachte. "Der Druck ist definitiv da", sagte Wück kürzlich. "Wichtig wird sein, wie wir damit umgehen. Ob wir ihn als Belastung ansehen oder sagen: 'Druck ist doch geil!'."

Deshalb ist die Mischung im Team mit erfahrenen und jungen Spielern so wichtig, weil beide voneinander profitieren können.

Christian Wück, Fußball-Bundestrainer Frauen

Im Gegensatz zum EM-Gastgeber Schweiz oder Titelverteidiger England wird Deutschland vor seinem EM-Auftakt gegen Polen kein Testspiel mehr bestreiten - nicht mal hinter verschlossenen Türen gegen U16-Junioren wie früher üblich.

DFB-Fokus auf dem Training

Wück erklärte: "Wir werden den Fokus aufs Training legen. In den ersten Tagen wollen wir die Spielerinnen auf ein hohes Level bekommen, nach drei, vier Tagen beginnen wir mit den taktischen Einheiten."

Wir haben uns bewusst entschieden, in dieser Phase nicht noch ein Spiel zu machen. Wir feilen lieber an allem ein bisschen.

Maren Meinert, Assistentin von Bundestrainer Wück

Die deutschen Fußballerinnen beim Torjubel
Im letzten Spiel vor der EM gewinnen die deutschen Fußballerinnen in der Nations League in Österreich mit 6:0. Alle Treffer fallen vor der Pause, der erste nach 14 Sekunden.03.06.2025 | 7:22 min

Whatsapp Logo
Quelle: Reuters

Sie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.

Mehr zur EM in der Schweiz