DEL-Finale gegen Eisbären:Wie die Kölner Haie den Titel holen wollen
von Bernd Schwickerath
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Seit Jahren haben die Kölner Haie die meisten Fans, doch sportlich lief es nicht. Mit neuem Trainer und neuer Taktik soll gegen die Eisbären Berlin endlich wieder ein Titel her.
Hat die Kölner Haie ins DEL-Finale geschossen: Justin Schütz.
Quelle: ddp
Leon Draisaitl hat letztens einen "Anschiss" bekommen, wie er dieser Tage schmunzelnd erzählte. Der NHL-Star der Edmonton Oilers stammt ja aus Köln, hat dort im Nachwuchs gespielt.
Also hatte er öffentlich gesagt, dass er in den Play-offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den Kölner Haien die Daumen drückt. Aber das kam nicht überall gut an.
DEL-Titel: Zuletzt jubelten die Kölner 2002
"Dem Freddy hat das gar nicht gefallen", sagte Draisaitl. Gemeint war Frederik Tiffels, sein Freund seit Kindheitstagen. Nun ist auch der aus Köln, aber er spielt bei den Eisbären Berlin. Und die treffen ab Donnerstag (19.30 Uhr) im DEL-Finale im Best-of-Seven auf die Kölner.
Ich würde es den Haien natürlich gönnen, aber wenn es der Freddy macht, dann freue ich mich genauso. Ist eine Win-win-Situation für mich.
Leon Draisaitl, Eishockey-Profi in der NHL
Vor allem ist es eine, die es lange nicht gab. Die Berliner gewannen zwar allein seit 2021 drei Meisterschaften. Aber die Kölner erreichten das Finale zuletzt vor elf Jahren, den Titel gewannen sie sogar seit 2002 nicht mehr.
Endlich könnte es für die Haie wieder klappen
Nun könnte es wieder klappen. Denn am Montag sorgte Justin Schütz mit seinem Tor in der Verlängerung des sechsten Halbfinals gegen den ERC Ingolstadt für Ekstase unter den 18.600 Fans in der ausverkauften Kölnarena. Gewannen die Haie doch nicht nur das Spiel mit 3:2, sondern auch die Serie mit 4:2.
- Spiel 1: Eisbären – Haie (Donnerstag, 17. April, 19.30 Uhr)
- Spiel 2: Haie – Eisbären (Samstag, 19. April, 19 Uhr)
- Spiel 3: Eisbären – Haie (Montag, 21. April, 16.30 Uhr)
- Spiel 4: Haie – Eisbären (Mittwoch, 23, April, 19.30 Uhr)
- Spiel 5*: Eisbären – Haie (Freitag, 25. April, 19.30 Uhr)
- Spiel 6*: Haie – Eisbären (Sonntag, 27. April, 14 Uhr)
- Spiel 7*: Eisbären – Haie (Montag, 29. April, 19.30 Uhr)
* Wenn nötig: Wer vier Spiele gewinnt, ist Deutscher Meister.
Das nahm auch Philipp Walter emotional mit: "Wir können den Leuten endlich etwas zurückgeben", sagte der Geschäftsführer der Kölner Haie.
Die Fans haben ganz viel dafür investiert: Liebe, Leidenschaft, Zeit, Geld, Nerven.
Philipp Walter, Geschäftsführer Kölner Haie
Die Haie sind Europas Zuschauerkrösus
Vor allem Nerven. In der Pandemie war nicht mal klar, ob es überhaupt weitergeht. Ging es dann zwar, aber sportlich gab es wenig zu lachen. Manchmal erreichten die Kölner nicht mal die Play-offs.
Worauf sie sich aber verlassen konnten: ihre Fans. Mit rund 18.000 im Schnitt erleben die Haie gerade ihren dritten Zuschauerrekord in Folge. Bereits vergangene Saison hielten sie die Bestmarke für ganz Europa. Vielen Besuchern schien das Erlebnis wichtiger zu sein als das Ergebnis.
- 2015: Adler Mannheim
- 2016: EHC Red Bull München
- 2017: EHC Red Bull München
- 2018: EHC Red Bull München
- 2019: Adler Mannheim
- 2020: Saisonabbruch wegen der Corona-Pandemie
- 2021: Eisbären Berlin
- 2022: EHC Red Bull München
- 2023: Eisbären Berlin
- 2024: Eisbären Berlin
Jalonen: Neuer Trainer, neue Taktik
Nun passt auch das. Dabei waren die Kölner nicht als Favoriten in die Saison gestartet. Aber zumindest hatten sie einen neuen Trainer geholt: Kari Jalonen, ein 65-jähriger Finne, der Titel in der Heimat und der Schweiz gewann, der große Nationalteams wie Finnland und Tschechien trainierte.
Jalonen hat die Haie taktisch neu sortiert: weniger Spektakel, mehr Stabilität. Aber der Prozess habe "ein wenig gedauert", sagte Jalonen nach der Hauptrunde, die sein Team auf Rang sechs abschloss. Doch seitdem ist es nicht aufzuhalten: Im Viertelfinale schaltete es erst den Tabellendritten aus Bremerhaven mit 4:2 Siegen aus, nun im Halbfinale sogar den Ersten aus Ingolstadt.
Gewinnt Kapitän Moritz Müller doch noch seinen Titel?
Hauptdarsteller kennt die Geschichte viele: Torwart Július Hudáček, der im Laufe der Saison nachverpflichtet wurde und sich durch seine Paraden und seine Feiern nach Siegen zum Publikumsliebling entwickelt hat. Oder die überragende erste Sturmreihe mit Gregor MacLeod, Alexandre Grenier und Justin Schütz. Nicht zu vergessen Abwehrchef Moritz Müller, seit Jahren das Gesicht der Haie.
- 1. Ty Ronning (Berlin) 17 Punkte (8 Tore, 9 Vorlagen)
- 2. Alexandre Grenier (Köln) 16 Punkte ( 9 Tore, 7 Vorlagen)
- 3. Frederik Tiffels 15 Punkte (3 Tore, 12 Vorlagen)
- 4. Jeremy McKenna (Nürnberg) 12 Punkte (5 Tore, 7 Vorlagen)
- 5. Wojciech Stachowiak (Ingolstadt) 11 Punkte (6 Tore, 5 Vorlagen)
- 6. Leon Hüttl (Ingolstadt) 11 Punkte (3 Tore, 8 Vorlagen)
- 7. Riley Sheen (Ingolstadt) 11 Punkte (2 Tore, 9 Vorlagen)
- 8. Wayne Simpson (Ingolstadt) 10 Punkte (6 Tore, 4 Vorlagen)
- 9. Gregor MacLeod (Köln) 10 Punkte (4 Tore, 6 Vorlagen)
- 10. Leo Pföderl (Berlin) 10 Punkte (3 Tore, 7 Vorlagen)
Dreimal stand der Kapitän mit dem KEC im Finale, aber gewonnen hat er noch nie. So schien seine Karriere ohne Titel zu Ende zu gehen, aber nun hat er mit 38 Jahren noch mal die Chance auf den großen Wurf.
Eisbären gegen Haie - mehr geht nicht
Das freut sie auch in der DEL-Zentrale. Mehr als ein Finale zwischen Berlin und Köln geht nicht. Sind das doch die beliebtesten Eishockey-Klubs Deutschlands, die in den größten Hallen spielen, zudem kommen sie aus Millionenstädten mit aufgeregten Medien.
Für die DEL soll das Finale bis zu sieben Festtage bereithalten. Wer es dann macht, ist egal, Aufmerksamkeit ist garantiert. Eine Win-win-Situation - nicht nur für Leon Draisaitl im fernen Kanada.
Quelle: Reuters
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