Weltspiele der Gehörlosen:Deaflympics: Erfolge in Tokio, in Deutschland im Abseits
von Johannes Fischer
Das deutsche Team begeistert derzeit bei den Deaflympics in Tokio. In Deutschland bleibt der Gehörlosensport aber strukturell im Abseits.
Hat sich in Tokio einen ganzen Medaillensaatz erkämpft: Leichtathletin Tessa Lange
Quelle: ImagoAuf der Zielgeraden laufen sie sich freudestrahlend entgegen, jede mit einer Deutschland-Fahne über den Schultern. Shelia Schlechter, Delia Gaede, Tessa Lange und Jelisa Gräf schließen sich zu einem engen Kreis zusammen. Gerade eben haben sie in Tokio die 4x100-Meter-Staffel bei den Deaflympics - den alle vier Jahre stattfindenden Weltspielen der Gehörlosen - gewonnen.
Ein kurzer Moment ganz für sie und ihren Triumph. "Ich glaube, ich träume noch", teilte Schlechter nach dem Gold-Lauf, bei dem das Quartett in 47,01 Sekunden den Weltrekord nur um eine Hundertstel verpasste, mit.
Wir haben Geschichte geschrieben und uns unseren Traum erfüllt.
Tessa Lange nach Gold mit der 4x100-Meter-Staffel
Ein Moment für die Geschichtsbücher
Dass dieser 24. November 2025 ein ganz besonderer werden würde, lag vor allem daran, dass drei der vier Frauen bereits eineinhalb Stunden später ihren nächsten Einsatz hatten. Gaede, Lange und Gräf standen bei der 4x400-Meter-Staffel erneut an der Startlinie - und holten trotz kurzer Erholungszeit die Silbermedaille.
Nach nur zwei Trainingseinheiten spielt die neu gegründete Nationalmannschaft der gehörlosen Handballerinnen gegen Weltmeister Dänemark - und verpasst nur knapp eine Sensation.
08.04.2025 | 2:19 minNahezu Unglaubliches vollbrachte die vierte Läuferin: Nur 45 Minuten bevor sie sich den Stab schnappte, kam Fiona Proba auf ihrer Spezialdistanz, den 5.000 Metern, als Sechste ins Ziel. "Wir haben es wirklich geschafft, obwohl wir keine Spezialistinnen für die 400 Meter sind“, kommentierte Lange am Ende eines langen Tages. Der Medaillencoup wirkt umso beeindruckender, wenn man die besonderen Wettkampfbedingungen der Deaflympics berücksichtigt.
Andere Wettkampfbedingungen vonnöten
Ein entscheidender Unterschied zu den Rennen der Nicht-Gehörlosen sind die Startbedingungen: Statt eines Startschusses nutzen die Deaflympics spezielle Lichtsignale, um den Start zu signalisieren. Zudem sind die Athletinnen beim Stabwechsel ausschließlich auf ihre Augen angewiesen, da akustische Kommandos wegfallen. Das verlangt höchste Präzision, Timing und ein tiefes Vertrauen innerhalb des Teams.
Feierliche Eröffnung der Deaflympics Tokio 2025
Quelle: action pressDie außergewöhnlichen Leistungen am Montag setzen den Ton für einen bislang herausragenden deutschen Auftritt bei den Deaflympics, die noch bis zum 26. November andauern. Bereits vor dem Staffelsieg hatten Matthew Forsyth (Bowling Einzel und Team), Allen John (Golf Einzel), Erik Hess (Sportschießen) und Hendrik Templin/Tobias Franz (Beachvolleyball) eine Goldmedaille gewonnen. Schon jetzt ist klar, dass Deutschland die Medaillenausbeute der letzten beiden Sommer-Deaflympics übertreffen wird.
Gehörlosensport kämpft gegen harte Rahmenbedingungen
Doch während die Athleten und Athletinnen auf internationaler Bühne glänzen, kämpft der Gehörlosensport daheim mit unverändert harten Rahmenbedingungen. Obwohl der deaflympische Sport im neuen Sportfördergesetz erstmals Erwähnung findet, bleiben entscheidende Fragen offen: Es fehlt an echter Mitbestimmung und klar definierten Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Und es fehlt an Geld.
Selbst bei der weltweit bedeutendsten Veranstaltung müssen die Sportler und Sportlerinnen 500 Euro Eigenmittel beisteuern - Goldmedaille hin oder her. "Alle sprechen von Inklusion, aber der Gehörlosensport bleibt weiterhin außen vor", bedauert Daniel Haffke, Vizepräsident Sport des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (DGSV).
Das Sportfördergesetz ist eine große Chance, die Gleichstellung endlich umzusetzen. Diese Chance darf nicht ungenutzt bleiben.
Daniel Haffke, Vizepräsident des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes
Der DGSV appelliert deshalb an die Bundesregierung, im weiteren Gesetzgebungsverfahren die Forderungen des Verbandes zu berücksichtigen und die volle Einbeziehung des Gehörlosensports in die Spitzensportförderung sicherzustellen. Dem deutschen Team ist zu wünschen, dass Leistungen wie an diesem 24. November die Anerkennung, Sichtbarkeit und Förderung erhalten, die sie verdienen.
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