FSV Mainz 05: Warum der Bundesliga-Höhenflug kein Zufall ist

Der Rosenmontags-Umzug ist für die Fußballer des FSV Mainz ein Pflichttermin. Angemessen bejubelt wurden die Spieler dort stets, doch dieses Jahr geriet die Fahrt zu einem wahren Triumphzug. Die aus dem Stadion bekannten langgezogenen "Mainzeeer"-Rufe begleiteten den Wagen 103 auf der ganzen Strecke durch die Innenstadt.

Mittendrin ein blonder Herr mit Sonnenbrille und Kuh-Kostüm: Jonathan Burkardt, ein Mann, der in Mainz nicht nur wegen seiner Treffsicherheit zum Publikumsliebling wurde.

"Johnny" kickt seit der U14 bei den 05ern, er zählt zu der rar gesäten Spezies Profifußballer, der man die Vereinstreue abnimmt. Klubintern gilt er zudem als integrer Charakter, der wie kein Zweiter die Attribute verkörpert, die der Verein für sich reklamiert.

Wenn Burkardt den FSV mal verlassen wird - was angesichts seiner bislang 14 erzielten Treffer jederzeit passieren kann - wird man sich im Guten trennen. Und die zu erwartenden Millionen für den bis 2027 gebundenen Burkardt in die weitere Verbesserung des Kaders stecken.

Dabei spielen die 05-er bereits in dieser Bundesliga-Saison so erfolgreich, dass sie als die Überraschungsmannschaft durchgehen: Vor dem wichtigen Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Freitag steht Rang vier zu Buche.

Mit 41 Punkten aus 22 Spielen hat man jetzt schon sechs Zähler mehr auf dem Konto als am Ende der vergangenen Saison, als man nur knapp dem Abstieg entging.

Einer der Hauptgründe für den Höhenflug ist der Mann, dem der Klassenerhalt in der vergangenen Saison zu verdanken ist: Trainer Bo Henriksen hat eine Mannschaft geformt, die außer Bayer Leverkusen alle Spitzenteams besiegt hat.

Die Elf denkt stets nach vorne, ermauerte Punkte sind keine, die den Dänen glücklich machen. Emotionalität, Laufbereitschaft und Teamgeist führen zu Ergebnissen wie dem 2:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart Ende Januar oder dem 2:1 gegen den FC Bayern kurz vor Weihnachten.

Dass die 05er mittlerweile verlässlich für attraktiven Fußball stehen, honorieren auch die Fans. 32.000 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Spielen, das ist eine in Mainz kaum mehr für möglich gehaltene Quote.

Zu verdanken hat man den Höhenflug trotz des Offensivspektakels allerdings auch einer in der vergangenen Zeit bemerkenswerten defensiven Stabilität. Nicht zuletzt dank Torwart Robin Zentner hat der FSV die zweitwenigsten Gegentore in der Liga kassiert.

Dabei war es 2020 eine ganz knappe Entscheidung, Florian Müller und nicht ihn ziehen zu lassen. Beide hatten sich zuvor ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Mittlerweile ist Müller beim SC Freiburg auf der Bank gelandet, Zentner einer der besten Keeper der Liga.

Zudem hat der zwischenzeitlich nach Karlsruhe verliehene Paul Nebel den Sprung von der 2. Liga in die Spitzengruppe der ersten erstaunlich problemlos bewältigt. Zusammen mit Zentner, Nadiem Amiri und Burkardt bildet er eine gut funktionierende Viererachse.

Zu den wichtigsten Spielern gehört allerdings auch einer, der - vielleicht wegen der ausbleibenden Tore - ein wenig unter dem Radar schwebt: Kaishu Sano ist ein laufstarker, technisch starker und spielintelligenter Fußballer, der mit Amiri im Zentrum bestens harmoniert.

Und so überrascht es auch nur auf den ersten Blick, dass die Rheinhessen, die mit 24 Spielern den kleinsten Kader aller Erstligisten aufweisen, ohne das branchenübliche Understatement kommunizieren, wenn sie auf ihre internationalen Ambitionen angesprochen werden.

Dass der gegenwärtige Lauf kein Zufall sei, betonte auch Amiri: "Wir erarbeiten uns das Glück und belohnen uns für die harte Arbeit. Das ist keine Überperformance", zitiert ihn der "Kicker": "Wir stehen nicht umsonst da oben, das weiß jetzt, glaube ich, ganz Deutschland."