Endspiel gegen Frankfurt: Freiburg greift nach Champions League

Ob Platz vier oder fünf: Der SC Freiburg weiß schon jetzt, dass er im ersten Jahr nach Christian Streich am Samstag eine unerwartet erfolgreiche Saison in der Bundesliga abschließt. Dabei hatten nicht wenige nach dem Abschied des Kulttrainers Schlimmes befürchtet.

Auch den Stadionumzug verkraftete der bodenständige Verein bestens. Dabei gibt es viele SC-Fans, die noch immer dem kleinen kompakten Dreisamstadion nachtrauern, in dem der Sportclub bis September 2021 seine Heimspiele austrug.

Für Nostalgiker, die mit dem modernen, aber weniger unverwechselbaren Europa-Park-Stadion fremdeln, ist es eine gute Nachricht, dass die alte Spielstätte erhalten bleibt: als Heimat der zweiten Mannschaft und der Frauen- und Mädchenabteilung.

Zudem werden künftig im "Lernort Stadion" gesellschaftspolitische Themen vermittelt. Zehn Millionen Euro lässt sich der Verein dem Umbau kosten, der ihm dauerhaft drei professionelle Spielstätten in der Stadt beschert.

Da trifft es sich auch finanziell gesehen gut, dass der Sportclub die Saison besser als erwartet abschließt. Die Qualifikation zur Europa League hat man bereits sicher. Zum dritten Mal nach 2022 und 2023, was für einen Klub wie den SC bemerkenswert ist.

Nun, im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15:30 Uhr), kann es bei einem Sieg sogar noch die Champions League werden. Und selbst bei einer Niederlage würde man nur dann auf Platz fünf abrutschen, wenn Dortmund gegen Kiel gewinnt.

Doch egal, ob es am Ende Platz vier oder fünf wird: Beides ist schon weit mehr als die Zielvorgabe, die für den neuen Coach Julian Schuster vorgesehen war.

Der hatte schließlich eine Mammutaufgabe vor der Brust, als er im Sommer Christian Streich ablöste. Schuster, ein zurückhaltender und kluger Zeitgenosse, machte erst gar nicht den Fehler, die Freiburger Identifikationsfigur imitieren zu wollen.

Dafür nahm er dezente Korrekturen an Spielphilosophie und Personal vor. Die Doppelsechs um Patrick Osterhage und Maximilian Eggestein ist eine der Stärken dieses Teams, in dem der defensiv denkende Routinier Nicolas Höfler seinen Stammplatz verlor.

Im Saisonverlauf leistete sich Freiburg zudem nur ein kleines Loch. Zwischen dem 15. und dem 19. Spieltag verlor man vier von fünf Spielen, ehe im Februar dann alle vier Partien gewonnen wurden.

Unter Schuster, der großen Wert auf defensive Stabilität legt, ist der Sportclub zudem ungewohnt auswärtsstark. 25 Punkte sammelte man - mehr als Frankfurt, Dortmund oder RB Leipzig.

Doch die größte Stärke des Kaders ist, dass er zuletzt Jahr für Jahr qualitativ in der Breite verstärkt wurde. Längst gibt es auf so gut wie jeder Position ernsthafte Konkurrenz für die vermeintlich Etablierten.

So saß Kapitän Christian Günter während der letzten sechs Spiele fünf Mal auf der Bank, auch Merlin Röhl, Lukas Kübler, Nicolas Höfler und - am überraschendsten - Jan-Niklas Beste sind derzeit Reservisten.

Auch Michael "Gregerl" Gregoritsch hat keinen Stammplatz mehr. Der Österreicher hatte in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils zweistellig getroffen. In dieser Saison sind es dürre zwei Tore.

Insgesamt bringen es die fünf Freiburger Angreifer gerade einmal auf zehn Treffer. Für ein Spitzenteam ist das ein ebenso überraschender Wert wie die Tordifferenz insgesamt, die mit minus zwei Toren negativ ausfällt.

Und das nicht zuletzt, weil man gegen die Großen der Branche bislang in schöner Regelmäßigkeit hoch verlor. Auch in Frankfurt ging der SC im Hinspiel noch unter (1:4). Die Chancen, dass das am Samstag anders wird, stehen nicht schlecht.

Schließlich hat Freiburg derzeit genau zum richtigen Zeitpunkt erneut einen Lauf. Das starke 2:2 gegen Leverkusen war der erste Punktverlust nach zuvor vier Siegen.