Lymphödem: Lymphknotentransplantation hilft Betroffenen

Lymphknotentransplantation:Hoffnung für Betroffene mit Lymphödem

von Corinna Klee
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Viele Krebspatienten leiden nach ihrer Behandlung an einem Lymphödem. Eine Lymphknotentransplantation kann eine gute Option sein, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen.

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Schwellungen, Schmerzen, ein Spannungs- und Schweregefühl: Typische Symptome für ein Lymphödem. Dabei handelt es sich um eine chronische Schwellung von Gewebe, die durch eine Störung des Lymphabflusses verursacht wird.
Je nach Ausprägung und Körperregion haben Betroffene einen hohen Leidensdruck. Denn meist sind sie in ihrer Beweglichkeit und in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Hinzu kommt: Die Ansammlung von Flüssigkeit macht das Gewebe anfälliger für Entzündungen, die medikamentös behandelt werden müssen.

Was sind Ursachen für ein Lymphödem?

Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung und kann in jedem Alter auftreten. Zu den Ursachen gehören unter anderem Infektionen und Verletzungen. Ein Lymphödem kann aber auch infolge der Behandlung einer anderen Krankheit auftreten.
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Häufig kommt es bei Krebsbehandlungen zu Lymphödemen, etwa wenn aufgrund von Brustkrebs befallene Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt werden mussten. Dadurch wird das Lymphsystem verletzt, was den Lymphabfluss stört, erklärt Holger Engel, Plastischer Chirurg und Spezialist für Mikro- und Lymphchirurgie.

Die Lymphflüssigkeit staut sich dann im Gewebe. Am häufigsten betroffen sind Arme und Beine.

Prof Dr. Holger Engel, Facharzt für Plastische Chirurgie, Heidelberg

Die Lymphe, eine klare und farblose Flüssigkeit, erfüllt wichtige Aufgaben in der körpereigenen Abwehr und im Stoffwechsel. Sie transportiert Nährstoffe ins Gewebe, Abfallprodukte aus dem Gewebe und reguliert den Flüssigkeitshaushalt. Zum Lymphsystem gehören rund 600 Lymphknoten, die Bakterien, Viren und Schadstoffe abfangen und unschädlich machen.

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Für wen eine Lymphknotentransplantation geeignet ist

Die Lymphknotentransplantation ist ein mikrochirurgisches Verfahren, bei dem Lymphknoten an einer Stelle des Körpers entnommen und an eine andere transplantiert werden. Es kommt für Patienten in Frage, die an einem chronischen Lymphödem leiden und auf konservative Behandlungen nicht ausreichend ansprechen. Die Patienten sollten in einem guten Allgemeinzustand sein und keine Infektionen, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

Je früher sich die Patienten operieren lassen, desto erfolgsversprechender ist die Operation.

Prof Dr. Holger Engel, Spezialist für Mikro- und Lymphchirurgie

Viele Patienten kämen erst viele Jahren nach Entstehung des Lymphödems. Trotzdem könne eine Transplantation auch dann noch eine Verbesserung bringen, so Engel.

Lymphknoten können überall entnommen werden

Besonders wichtig bei der Planung der etwa vierstündigen Operation ist sowohl die Auswahl der Spender- als auch der Empfängerregion. Grundsätzlich können Lymphknoten aus jeder Körperregion in eine andere transplantiert werden - je nachdem, an welcher Stelle sich das Lymphödem befindet. Ist der Arm betroffen, kann das Transplantat zum Beispiel aus der Leiste entnommen und im Unterarm eingesetzt werden.
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Wie eine Lymphknotentransplantation abläuft

Das Transplantat selbst ist ein Gewebestück, das Lymphknoten, umgebendes Fettgewebe und die versorgenden Blutgefäße enthält. In der Regel befänden sich drei bis fünf Lymphknoten darin, erklärt Engel.
Nach der Entnahme wird es im Empfängergebiet mit den vorhandenen Blutgefäßen verbunden. In über 98 Prozent der Fälle wird es vom Körper angenommen. Allerdings zeige sich erst nach etwa drei Monaten, wie gut die transplantierten Lymphknoten arbeiten, erklärt der Chirurg.

Das ist das einzige, worauf wir chirurgisch noch keinen Einfluss haben: Wie gut sich die Lymphknoten mit der Umgebung verbinden.

Prof Dr. Holger Engel, Plastischer und ästhetischer Chirurg, Heidelberg

Das erkenne man nicht nur am reduzierten Umfang des Ödems, sondern auch daran, wie weich das Gewebe ist und wie häufig es noch zu Entzündungen kommt. Studien zeigen, dass die Transplantation auch das Infektionsrisiko erheblich senkt.

Bei der konservativen Behandlung von Lymphödemen stehen mehrere Methoden im Vordergrund, die zusammen als Komplexe Physikalische Entstauungstherapie bezeichnet werden.

  • Manuelle Lymphdrainage
Mit einer speziellen Massage regen dafür geschulte Physiotherapeuten Lymphgewebe und Lymphgefäße an, um den Abtransport der Flüssigkeit aus dem Gewebe zu fördern.

  • Kompressionstherapie
Kompressionsverbände oder -strümpfe unterstützen den Lymphabfluss und verhindern die erneuten Flüssigkeitsansammlungen.

  • Regelmäßige Bewegung
Schwimmen, Radfahren und Gymnastik fördert den Lymphfluss.

Die tägliche und sorgfältige Reinigung und Pflege der betroffenen Hautareale verhindert Infektionen und unterstützt die Hautgesundheit. Zusätzlich sollten Betroffenen auf eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht achten sowie Verletzungen und Entzündungen an der betroffenen Stelle vermeiden.

Vorteile und Risiken der Lymphknotentransplantation

Langfristig haben Betroffene durch die Lymphknotentransplantation einen verbesserten Lymphabfluss in dem behandelten Gebiet. Dadurch reduzieren sich Schwellungen und Schmerzen deutlich. Die konservative Therapie mit Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfen kann in der Regel reduziert, sollte aber weitergeführt werden. Zu den Risiken der Operation gehören Wundinfektionen und ein Absterben des transplantierten Gewebes.
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Quelle: dpa

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