Neue Grippe-Variante: Sollte ich mich jetzt impfen lassen?

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Intensivmediziner schlagen Alarm:Neue Grippe-Variante: Sollte ich mich jetzt impfen lassen?

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Deutschland könnte vor einer heftigen Grippewelle stehen. Ärzte warnen vor schweren Verläufen. Welche Rolle der neue Virus-Typ von H3N2 spielt - und wann eine Impfung ratsam ist.

Dr. Christoph Specht

Grippewelle in Deutschland: Medizinjournalist Christoph Specht über den neuen Influenza-Typ und Fakten zur Impfung.

03.12.2025 | 6:50 min

Deutschland könnte laut Experten vor einer schweren Grippewelle stehen. Sorge bereitet die schnelle Ausbreitung der neuen Influenza-Variante H3N2. Deutsche Intensivmediziner warnen eindringlich, bei der Grippe handle es sich um eine "ernst zu nehmende Erkrankung für Kinder und Erwachsene". Sie fordern: Die Empfehlung einer Grippeschutzimpfung für alle Menschen ab einem Alter von sechs Monaten.

Die aktuelle Lage mit Blick auf Grippe-Infektionen in Deutschland, was es mit dem neuen Virus-Typ auf sich hat und für wen eine Impfung nun sinnvoll ist - ein Überblick:

Wie ist der Stand der Grippe-Infektionen derzeit?

Ende November teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) bereits mit, dass die Grippe-Saison besonders früh beginne. Der Anstieg von Influenza-Fällen steige teils drei bis vier Wochen früher als sonst üblich. Aus der Risikobewertung ging hervor, dass eine neu aufgetauchte Influenza-Variante, A(H3N2) der Subklade K, die derzeitige Virusverbreitung vorantreibt.

Grafik Globus mit Grippeviren und pictografischen Menschen

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In Deutschland könne man zwar noch nicht von einer Grippewelle sprechen, sagt der Mediziner und Journalist Christoph Specht, in anderen benachbarten Ländern würden jedoch bereits erhöhte Infektionszahlen gemeldet - "was tatsächlich ein bisschen früh ist". "Der Beginn der Grippewelle deutet sich an", schreibt auch das RKI.

Während die Auswirkungen der bevorstehenden Grippe-Saison auf das Gesundheitswesen laut ECDC noch unsicher seien, bereite sich die EU-Behörde auf eine schwerere Grippewelle in Europa als in den vergangenen Jahren vor, hieß es.

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Was hat es mit der neuen Variante von H3N2 auf sich?

"H3N2 ist kein neues Virus", erklärt Mediziner Christoph Specht, "allerdings verändert sich gerade H3N2 immer wieder relativ schnell." Die neue Influenza-Variante sei unter den aktuell gemeldeten Fällen sehr verbreitet: "Man sieht jetzt, dass H3N2 tatsächlich schon für etwa die Hälfte der Grippefälle verantwortlich ist." Das Virus sei im Vergleich zu bekannten Varianten nicht besonders gefährlich, jedoch:

Es scheint sich gerade dieser Typ schneller zu verbreiten.

Christoph Specht, Arzt und Medizin-Journalist

Die schnellere Verbreitung könne "natürlich bedeuten, dass wir dann eine größere Grippewelle haben". Dies habe man bereits auf der Südhalbkugel feststellen müssen, wo die Grippewelle bereits zuvor auftrat - beispielsweise in Australien, wo "eine bisher nicht gekannte, sehr schwere Grippewelle" verzeichnet wurde.

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Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät unter anderem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur Grippe-Impfung. Dass die Stiko die Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt, bedeutet laut eigener Aussage jedoch nicht, dass man von der Impfung anderer Personen abrate, heißt es in der Impfempfehlung.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) fordert nun, eine Impfempfehlung für alle Menschen ab dem Alter von sechs Monaten auszusprechen. Auch bei Kindern und Jugendlichen können schwere Krankheitsverläufe auftreten, erklärt DIVI-Präsident Florian Hoffmann bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Außerdem hätten junge Menschen ein besonders hohes Übertragungspotenzial. Kinder seien "ganz genauso betroffen", so Hoffmann.

Wir wissen, dass Kinder auch schwere Verläufe haben können.

Florian Hoffmann, DIVI-Präsident

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Wie gut schützt die Impfung gegen die neue Virus-Variante?

Die neue Virusvariante stellt gängige Vakzine gegen Grippe vor ein Problem: In der aktuellen Schutzimpfung sei zwar der Typ H3N2 enthalten, "aber nicht der Typ, der jetzt gerade dummerweise in den Vordergrund kommt", so Medizinjournalist Christoph Specht.

Die Zusammensetzung der Impfstoffe werde regelmäßig angepasst und richte sich danach, welche Virustypen hierzulande erwartet werden, so der Mediziner. Die Entscheidung darüber erfolgte bereits im Februar: "Und da war H3N2 drin - aber nicht diese Subklade K (…). Die hatte man nicht auf dem Zettel."

Deswegen muss man sagen, dass die Wirksamkeit der Impfung vermutlich in diesem Jahr nicht ganz so toll ist.

Dr. Christoph Specht, Arzt und Medizin-Journalist

Aber: Sich deshalb nicht impfen zu lassen, sei "ein großer Fehler", so Specht. Ähnlich wie beim Coronavirus sei eine Impfung geeignet, schwere Verläufe zu verhindern - "und darum geht es".

"Einen perfekten Virenschutz gibt es nicht - außer als Eremit oder auf der Eisscholle in der Arktis zu leben", so Specht. "Sobald wir uns unter Menschen bewegen, ist das Risiko da." Ein starkes Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise könne einen Beitrag leisten. Für ihn steht jedoch fest:

Die Impfung ist nach wie vor das Wichtigste.

Christoph Specht, Mediziner und Journalist

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Wie schnell wirkt die Grippe-Impfung?

Es sei noch nicht zu spät, sich gegen Grippe impfen zu lassen, erklärt ABDA-Präsident Thomas Preis. Die volle Wirkung der Impfung trete nach zwei Wochen ein, "aber man hat auch schon einen Sofortschutz und der hält dann so lange an." Die Impfung schütze vor schweren Verläufen. "Aber insbesondere auch die Mitmenschen, die nicht so eine gute Abwehrlage haben, sind indirekt auch besser geschützt."

Seit 2022 dürfen auch alle Apotheken in Deutschland gegen Grippe und gegen Corona impfen, viele bieten dies auch an. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat die Zahl der durchgeführten Grippe-Impfungen in Apotheken deutlich zugenommen.

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Quelle: ZDF/sit, dpa
Über dieses Thema berichtete die ZDF-Sendung "Volle Kanne" am 03.12.2025 ab 09:15 Uhr.

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