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Droge auf dem Vormarsch:Was Crack so gefährlich macht
von Markus Aust
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Es ist günstig, hat ein hohes Suchtpotenzial und breitet sich immer mehr aus: Crack wird in vielen Städten zunehmend zum Problem. Warum die Droge noch gefährlicher als Kokain ist.
In Deutschland ist Crack seit den 80er-Jahren bekannt, der Konsum bisher ein eher lokales Phänomen in Städten wie Frankfurt, Hamburg und Hannover. Aktuell breitet sich die Droge jedoch rasant aus.
Mancherorts explodiert der Konsum regelrecht. Wurden im Jahr 2016 im Düsseldorfer Drogenkonsumraum 210 Konsumvorgänge mit Crack verzeichnet, waren es bis Ende Juli 2023 bereits 19.500. Michael Harbaum, Leiter der Einrichtung resümiert:
Der Zuwachs von Crackkonsum im Drogenkonsumraum ist sehr groß.
Michael Harbaum, Leiter des Düsseldorfer Drogenkonsumraums
In zahlreichen Städten sind derzeit ähnliche Entwicklungen zu verzeichnen.
Was ist Crack?
Bei Crack handelt es sich um eine spezielle Form von Kokain. Das als weiße Pulver bekannte Kokain wird in der Regel geschnupft. Crack hingegen wird geraucht. Um Crack herzustellen, wird Kokain mithilfe von Wasser unter Zugabe von Natron oder Ammoniak gekocht.
Durch den Prozess verändert sich die Konsistenz der Droge: Aus dem weißen Pulver entstehen rosa bis gelblich aussehende Kristalle, auch "Steine" oder "Rocks" genannt. Der Feststoff ist nicht wasserlöslich, kann jedoch erhitzt werden und verdampft bei 96 Grad Celsius. Dadurch wird Rauch freigesetzt, den die Konsumenten in der Regel durch eine Pfeife inhalieren.
Der Name "Crack" leitet sich aus den knackenden Geräuschen ab, die beim Verbrennen der Steine entstehen. Ein Stein kostet zwischen fünf und zehn Euro. Der vergleichsweise günstige Preis ist einer der Gründe für den Drang zum nächsten Kick: Im Gegensatz zu anderen Drogen müssen Abhängige für eine gehandelte Einheit der Droge nur einen geringen finanziellen Betrag auftreiben.
Dealer bieten zunehmend fertiges Crack an
Bislang erwarben Crack-Konsumenten auf der Straße üblicherweise Kokain-Pulver und kochten dieses auf einem Löffel selbst zu Crack auf. Mittlerweile bieten Dealer zunehmend vorgefertigtes Crack an. "Wir stellen fest, dass immer mehr Steine, also fertiges Crack, verkauft werden", so Michael Harbaum.
Das zeugt ja auch davon, dass sich Crack auf der Straße durchsetzt.
Michael Harbaum, Leiter des Düsseldorfer Drogenkonsumraums
Welche Wirkung hat Crack?
Durch das Inhalieren gelangt die Droge direkt in die Blutbahn. Die volle Wirkung entfaltet sich quasi augenblicklich. Es kommt zu einer Stimulation des Zentralnervensystems, Glückshormone werden ausgeschüttet.
Konsumenten beschreiben den Kick als sehr euphorisierend, berichten von einem Allmachtsgefühl, sind wacher, selbstbewusster, energiegeladen. Viele Konsumenten nehmen neben Crack weitere Drogen. Das Hoch, das von Crack ausgeht, wird im Vergleich als extrem stark beschrieben, stärker als beispielsweise durch Kokain.
Was macht Crack mit dem Gehirn?
Crack wirkt innerhalb von Sekunden. Es hält allerdings auch nicht länger als 15 Minuten an.
Prof. Dr. Gabi Koller, Leiterin der Suchtambulanz am LMU Klinikum München
Auf den kurzen Rausch können Niedergeschlagenheit, Depressivität, Gereiztheit und Aggressionen folgen.
Es entsteht ein enormes Verlangen nach dem nächsten Stein. "Crack macht sehr schnell abhängig, noch schneller als Kokain", erklärt Gabi Koller, Leiterin der Suchtambulanz am LMU Klinikum München. "Da der Rausch so kurz ist, braucht man sehr oft sehr schnell sehr viel", so die Suchtexpertin.
Droge birgt viele Risiken
Durch den intensiven Drang nach dem nächsten Stein, auch "Cravings" genannt, werden grundlegende Bedürfnisse in den Hintergrund gedrängt. In extremen Fällen vernachlässigen die Betroffenen Essen, Trinken oder die Körperhygiene.
Stark abhängige Personen schlafen mitunter bis zu drei Tage lang nicht. Die körperlichen Langzeitfolgen sind Atemwegserkrankungen, Herzrasen, Krampfanfälle oder Kreislaufzusammenbrüche. "Psychische Auswirkungen eines dauerhaften Konsums können Unruhe, Ängste, Verwirrtheit oder Wahnvorstellungen sein", so Koller.
Crack-Süchtige kommen nur schwer von der Droge los
Während Heroin beispielsweise durch Methadon ersetzt werden kann, existiert für Crack und Kokain keine Substitutionsmöglichkeit. Als Reaktion auf die aktuelle Crack-Entwicklung sprach sich die Gesundheitsministerkonferenz im Juli für ein entsprechendes Forschungsprojekt auf Bundesebene aus.
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