Wehrpflicht: Klingbeil und Wadephul mit gegensätzlichen Positionen
Debatte bei Union und SPD:Wehrpflicht: Klingbeil und Wadephul uneins
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Braucht Deutschland wieder eine Wehrpflicht? CDU-Politiker Wadephul zeigt sich dafür offen. Anders als SPD-Chef Klingbeil, der meint: Freiwilligkeit reicht aus.
Die Bundeswehr braucht mehr Personal. Kommt die Wehrpflicht zurück?
Quelle: dpa
Noch bevor die gemeinsame Regierungskoalition von Union und SPD steht, gibt es zwischen den Parteien eine Diskussion um eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht: Unions-Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU) hat sich am Sonntag offen dafür gezeigt und sich damit gegen SPD-Chef Lars Klingbeil gestellt.
Klingbeil hatte sich, wie im gemeinsamen Koalitionsvertrag vorgesehen, für einen freiwilligen Dienst ausgesprochen und einen Pflichtdienst abgelehnt.
Das Verteidigungsministerium arbeitet an einem neuen Wehrdienst-Modell, das schon 2025 auf freiwilliger Basis starten soll. Was denken junge Menschen über den Dienst an der Waffe?11.04.2025 | 2:39 min
CDU-Politiker Wadephul: Union hätte Pflicht bevorzugt
Unions-Fraktionsvize Wadephul, der als möglicher Außenminister in einer schwarz-roten Bundesregierung gehandelt wird, sagte dagegen dem Berliner "Tagesspiegel":
Die Union hätte eine sofortige Wehrpflicht befürwortet, weil wir in vier Jahren mindestens 100.000 Personen mehr militärisch ausgebildet haben müssen.
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Johann Wadephul (CDU)
Weiter sagte er: "Jetzt beginnen wir mit einer Freiwilligkeit, die wir in der Tat attraktiv gestalten wollen." Während der Legislaturperiode müsse dann aber geprüft werden, "ob die Bundeswehr genügend Personal erhält und gegebenenfalls zu Wehrpflichtmodellen übergehen".
Quelle: AFP
... ist ein Politiker der CDU. Er ist promovierter Jurist und Reserveoffizier der Bundeswehr im Rang eines Oberstleutnants. Er gilt als aussichtsreicher Ministerkandidat für das Außenministerium in einem künftigen schwarz-roten Kabinett.
Wadephul hob die Vorteile des Wehrdienstes hervor. Die Bundeswehr habe "einiges zu bieten, vom Führerschein über berufliche Qualifikationen bis zur Schulung der eigenen Führungsfähigkeit", sagte er.
Das schwedische Wehrpflicht-Modell soll Vorbild für Deutschland werden. Die Grundlage: Alle potentiell Wehrpflichtigen müssen sich registrieren, der Wehrdienst ist aber freiwillig.10.04.2025 | 1:51 min
SPD-Chef Klingbeil: Pflichtdienst nicht erforderlich
SPD-Chef Klingbeil hält einen verpflichtenden Wehrdienst hingegen nicht für erforderlich. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte er:
Wir müssen die Attraktivität der Bundeswehr steigern. Ich bin mir sicher, über diesen Weg wird man ausreichend Freiwillige finden.
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Lars Klingbeil (SPD)
Als Beispiel nannte auch er den kostenlosen Führerschein beim Bund. Auf die Nachfrage, ob die Bundeswehr als Freiwilligenarmee kriegstüchtig werde, sagte Klingbeil: "Es ist unsere Aufgabe, die Bundeswehr zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen, unsere Soldatinnen und Soldaten gut auszustatten mit moderner Ausrüstung und der Truppe die öffentliche Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdient hat." Das stärke die Verteidigungsfähigkeit.
... ist seit Ende 2021 Bundesvorsitzender der Partei, gemeinsam mit Saskia Esken. Im Februar 2025 wurde er zudem zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt und trat damit die Nachfolge von Rolf Mützenich an. Er wird als möglicher Vizekanzler und Finanzminister von Schwarz-Rot gehandelt.
Klingbeils Parteikollege, der frühere Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, sprach sich widerrum für eine Wehrpflicht aus. "Die Zeit der Friedensdividende mit einer reinen Freiwilligenarmee ist unwiderruflich vorbei", sagte er dem "Tagesspiegel". "Ohne das Wiederaufleben der Wehrpflicht in angepasster Form wird die Bundeswehr nicht größer, kampfkräftiger und einsatzbereiter."
2011 wurde die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt. Angesichts der internationalen politischen Lage beschäftigt die Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht Politik und Bürger.09.04.2025 | 6:40 min
Koalitionsvertrag sieht Freiwilligkeit vor - "zunächst"
Angesichts von Personalnot bei der Bundeswehr hatten sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag auf einen "neuen attraktiven Wehrdienst" geeinigt. Dieser soll nach schwedischem Vorbild "zunächst auf Freiwilligkeit" basieren.
Die Union hatte ursprünglich eine Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. In der SPD läuft noch bis 29. April ein Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag, die CDU entscheidet am 28. April auf einem kleinen Parteitag, die CSU segnete den Vertrag bereits ab.
Quelle: dpa
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