Maja T.: Hungerstreik im ungarischen Gefängni, Sorge wächst
Haft in Ungarn :Hungerstreik: Sorge um Maja T. wächst
von Daniela Sonntag
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Seit mehr als 30 Tagen ist die non-binäre Maja T. im Hungerstreik, als Protest gegen die Haftbedingungen in Ungarn. Familie und Unterstützer sprechen von einem kritischen Zustand.
Maja T. im Gerichtssaal (Archivbild)
Quelle: dpa
300 Kilometer ist Wolfram Jarosch gelaufen, von Jena nach Berlin. Ein Protestmarsch, im Gepäck hat der Vater von Maja T. eine Petition: "Holt Maja zurück", über 100.000 Menschen haben unterzeichnet. Er will Öffentlichkeit schaffen vor dem Auswärtigen Amt, den Druck verstärken. Denn der Lehrer aus Jena macht sich große Sorgen um sein Kind, 24 Jahre alt, das nun in ein Haftkrankenhaus verlegt wurde. Maja T.s Zustand werde immer kritischer.
Maja hat gut 13 Kilogramm an Gewicht abgenommen, wird immer schwächer. Es besteht jetzt einfach die Gefahr, dass dort schwere Organschäden drohen.
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Wolfram Jarosch, Vater von Maja T.
Bundesverfassungsgericht: Auslieferung von Maja T. rechtswidrig
Familie und Unterstützer fordern von den politisch Verantwortlichen in Berlin, in dem Fall aktiver zu werden. Maja T., die sich selbst als non-binäre Person bezeichnet, war vor gut einem Jahr nach Ungarn ausgeliefert worden und steht dort vor Gericht. Der Vorwurf: T. soll gemeinsam mit anderen mutmaßlich linken Aktivisten in Budapest Rechtsextreme angegriffen, schwer verletzt haben und eine kriminelle Vereinigung gebildet haben.
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Familie: Unwürdige Haftbedingungen in Ungarn
Seitdem weisen Familie und Unterstützer immer wieder auf die schwierigen und teils unwürdigen Haftbedingungen in Ungarn hin, der Vater spricht von Folterzuständen. So sei Maja T. über Monate in Isolationshaft gewesen, in einer Zelle mit Bettwanzen und Kakerlaken.
Doch rechtlich gebe es keine Mittel, Maja T. wieder nach Deutschland zu holen, bestätigt auch Maja T.s deutscher Anwalt Sven Richwin auf Anfrage von ZDFheute. Ein Beschwerdeverfahren gegen die Haftbedingungen würde in Ungarn seit Monaten nicht bearbeitet, sagt er. Deshalb hoffen sie, dass die deutsche Politik sich auf diplomatischem Weg dafür stark macht, dass Maja T. während des Prozesses statt im Gefängnis im Hausarrest sitzen kann. Ein Antrag dazu war zuletzt in Ungarn abgelehnt worden.
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Auswärtiges Amt: Konsularische Betreuung für Maja T.
Aus dem Auswärtigen Amt heißt es dazu auf Anfrage von ZDFheute, man setze sich hochrangig für Maja T. ein, betreue konsularisch. Mitarbeiter hätten sie bereits mehrfach in der Haft besucht und an den Gerichtsverhandlungen teilgenommen.
Unterdessen hat sich für Maja T. ein breiter Unterstützerkreis in der linken Szene gebildet, der immer wieder auch mit provokanten Aktionen auffällt. Zuletzt hatten einige Unterstützer Räume der Bauhausuniversität in Weimar besetzt. Heute wurde das Amtsgericht in Leipzig mit schwarzer Farbe beschmiert. Ein anonymes Bekennerschreiben rückt die Tat in einen Zusammenhang mit dem Fall Maja T.
Wolfram Jarosch fordert auf einer Demonstration "Free Maja" die Rückholung seines erwachsenen Kindes Maja T. aus Ungarn.
Quelle: dpa
Maja T.s Vater Wolfram Jarosch konnte seine Petition abgeben, mit Vertretern des Auswärtigen Amtes sprechen und sein Anliegen darlegen. Noch bis Donnerstag will der Vater in Berlin bleiben: "Ich hoffe auf weitere politische Gespräche." Dann fährt er wieder nach Ungarn, zwei Stunden im Monat kann er sein Kind dort besuchen.
Daniela Sonntag berichtet aus dem ZDF-Studio Thüringen.