Polizeiliche Kriminalstatistik:Mehr Gewalttaten und weniger Drogendelikte
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Weniger Straftaten insgesamt, aber mehr Gewalttaten: Der Gesamtrückgang in der Kriminalstatistik ist allerdings auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen.
Die Zahl der Gewalttaten hat laut der Polizeilichen Kriminalstatistik den höchsten Stand seit 2007 in Deutschland erreicht. Insgesamt ging die Zahl der registrierten Straftaten aber zurück.02.04.2025 | 1:39 min
Zum ersten Mal seit 2021 ist die Zahl der Straftaten in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. In der Kriminalstatistik wurden insgesamt rund 5,83 Millionen Fälle registriert - ein Minus von 1,7 Prozent im Vergleich zu 2023. Der Rückgang ging allerdings vor allem auf die Cannabis-Teillegalisierung vor einem Jahr zurück. Die Gewaltkriminalität legte 2024 dagegen erneut zu. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Polizeilichen Kriminalstatistik:
Rekordwert bei Gewalttaten
Die Gewaltkriminalität erhöhte sich um gut 1,5 Prozent auf einen Rekordwert von 217.277 Straftaten. Anstiege gab es in fast allen Bereichen der Gewaltkriminalität - von Sexualstraftaten über Körperverletzungen bis zu Mord und Totschlag. Die Zahl der Sexualdelikte stieg besonders stark an - um 9,3 Prozent auf 13.320. Laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) könnte das unter anderem an einer gestiegenen Sensibilisierung und einer höheren Anzeigenbereitschaft der Betroffenen liegen.
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Mehr Kinder unter den Verdächtigen von Gewalttaten
Über alle Kriminalitätsfelder hinweg sank zwar der Anteil von Kindern unter den Tatverdächtigen um 2,3 Prozent und der der Jugendlichen um 6,9 Prozent. Anders sieht das aber bei Gewalttaten aus: 11,3 Prozent mehr Kinder und 3,8 Prozent mehr Jugendliche als im Vorjahr waren in diesem Bereich tatverdächtig.
Faeser machte dafür etwa eine Perspektivlosigkeit und wachsende Armut bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, sieht einen Zusammenhang mit psychischen Problemen durch die Corona-Pandemie: Straffällig würden junge Menschen in den Altersgruppen, die von den einschränkenden Maßnahmen besonders betroffen seien. "Wir müssen davon ausgehen, dass sie auch in den nächsten Jahren erhöht auffällig werden, auch als Heranwachsende", sagte Münch.
Fast 30.000 Messerangriffe registriert
Erstmals wurden Messerangriffe in der Kriminalitätsstatistik gesondert ausgewiesen. Im vergangenen Jahr hatte die damalige Ampel-Regierung unter anderem nach dem Angriff in Solingen mit drei Toten Messerverbote für Volksfeste und Sportveranstaltungen beschlossen. 29.014 Straftaten wurden 2024 als "Messerangriff" erfasst. Etwas weniger als die Hälfte davon entfiel auf Bedrohungen, der etwas größere Teil aber auf Gewalttaten wie Körperverletzungen. Insgesamt 7,2 Prozent der Gewalttaten wurden mit Messern begangen.
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Höherer Anteil ausländischer Tatverdächtiger
Während die Zahl der zu Gewalttaten ermittelten deutschen Tatverdächtigen im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent stieg, registrierten die Polizeibehörden von Bund und Ländern bei den nicht deutschen Tatverdächtigen hier eine Zunahme um 7,5 Prozent. Allerdings weist das Bundeskriminalamt (BKA) darauf hin, dass auch der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung im Verlauf des Jahres zugenommen hat. Studien zeigen zudem, dass Menschen eine Tat eher zur Anzeige bringen, wenn sie vermuten, dass der mutmaßliche Täter ein Ausländer ist.
Weniger Drogendelikte durch Teillegalisierung von Cannabis
Die Zahl der Drogenstraftaten insgesamt sank um gut ein Drittel auf rund 228.000. Von den rund 216.000 Cannabis-Fällen im Vorjahr blieben noch 101.000. Das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis war am 1. April 2024 in Kraft getreten. Besitz und kontrollierter Anbau zum privaten Gebrauch sind seither erlaubt, allerdings mit Einschränkungen.
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Bundeskriminalamts-Chef Münch nannte die Drogenkriminalität "immer noch ein drängendes Problem". Er nannte etwa einen Anstieg von Drogentoten, eine "Kokainschwemme" auf dem deutschen Markt und Zunahmen bei Straftaten mit anderen Drogenarten wie Kokain, Metamphetaminen und synthetischen Drogen.
Quelle: dpa
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