Kliniken in Not: Krankenhausreform bringt keine Entlastung

Notlage der Kliniken:Revolution im Stillstand

Britta Spiekermann
von Britta Spiekermann
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Ende 2022 verkündete der damalige Minister Lauterbach die Krankenhausreform und sprach von Revolution. Geblieben sind: Stillstand, Defizite und Frust - trotz Bundeszuschüssen.

Gesundheitsministerin Nina Warken vor einem blauen Hintergrund mit CDU Logos

Die Situation vieler Krankenhäuser ist seit Jahren alarmierend. Die neue Gesundheitsministerin will Teile der Krankenhausreform der Vorgängerregierung zurückdrehen.

08.09.2025 | 1:39 min

Dass das Krankenhaus-System schwer krank ist, war schon lange vor 2022 bekannt. Immer mehr Kliniken in Deutschland schrieben rote Zahlen. Der Bund musste zunehmend mit Milliardenspritzen aushelfen, die Lage wurde dadurch nicht besser - im Gegenteil.

Ein Grund für die Krise: Die einzelnen Bundesländer stehen in der Pflicht, in Kliniken zu investieren, in Gebäude oder in Medizintechnik. Viele tun das seit Jahren, seit Jahrzehnten nicht ausreichend.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister fuer Gesundheit, aufgenommen im Rahmen der Sitzung des Bundesrates zur Debatte ueb

Der Bundesrat hatte der Klinikreform von Gesundheitsminister Lauterbach im November 2024 unter Sorge und Unmut zugestimmt. ZDF-Korrespondentin Britta Spiekermann gab eine Einschätzung zur Einigung mit den Ländern.

22.11.2024 | 1:16 min

Rote Zahlen durch unbelegte Betten

Der vermeintliche Ausweg: in Krankenhäusern wird mehr behandelt, mehr operiert, auch unnötig, damit wiederum bei den Krankenkassen mehr Fälle abrechnet werden können. Das ist der sogenannte Hamsterrad-Effekt. Als der damalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Dezember 2022 die "Revolution" ankündigte, das Hamsterrad anhalten wollte, gab es zunächst viel Applaus.

Viel hilft nicht viel. Laut Bundesgesundheitsministerium hat Deutschland mit rund 1.700 Krankenhäusern zwar "die höchste Krankenhaus- und Bettendichte in Europa". Die Bevölkerung ist deshalb aber nicht gesünder als in anderen europäischen Staaten.

Hinzu kommt, dass etwa ein Drittel der Klinikbetten nicht belegt sind. Diese werden also mitfinanziert und sorgen für dauerhaft rote Zahlen. Eigentlich müssten viele Krankenhäuser schließen - in Städten und auf dem Land.

Krankenhausreform in Thüringen

Chirurgie-Aus in Pößneck, überfüllte Notaufnahme in Saalfeld: Thüringer Kliniken kämpfen mit der Realität der Krankenhausreform. Wie steht es um die Versorgung auf dem Land?

02.01.2025 | 2:56 min

Das führt zu Konflikten. Kein Landrat, der wiedergewählt werden will, möchte seiner Bevölkerung mitteilen, dass es ihr Krankenhaus nicht mehr geben wird. Zudem ergibt sich daraus die Frage, wie Patientinnen und Patienten künftig angemessen versorgt werden, egal, wo sie wohnen. Zahlreiche Proteste auf dem Land sind Ausdruck tiefer Sorge.

Jahrelanger Streit über Krankenhausreform

Lauterbach hatte eine Revolution angekündigt. Kurz gesagt war sein Ziel, mit weniger Krankenhausbetten eine bessere Versorgung zu erzielen. Ressourcen sollten konzentriert, Spezialisierung vorangetrieben werden.

Am Anfang bezog er weder Länder noch die Interessenvertretung der Kliniken mit ein. Diese reagierten verärgert. Es folgte ein jahrelanger Streit, der zum Auf-der-Stelle-treten führte.

Krankenhausreform

Bevor die Krankenhausreform beschlossen wurde, gab es monatelang Kritik: Die Wirksamkeit der Pläne von Karl Lauterbach sei fraglich.

17.10.2024 | 1:41 min

Finanzieller Druck trotz Milliarden-Hilfe

Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) wird am heutigen Montag am sogenannten Krankenhausgipfel in Berlin teilnehmen. Sie habe die Krankenhausreform nochmal angepasst, wolle sie "alltagstauglich" machen. Warken will die Reform der Reform, gleichzeitig aber beim Kern bleiben, das System effizienter zu machen.

Zuletzt wurden den Kliniken vier Milliarden Euro Soforthilfen gewährt. Weiterhin bekommen die Länder mehr Zeit, um die Reform umzusetzen und mehr Möglichkeiten, Kooperationen einzugehen. Das Problem dabei: mehr Ausnahmen könnten die "Revolution" zum Stillstand bringen und viel Geld kosten.

So macht die Interessenvertretung der Kliniken weiter Druck. Sie warnt vor Wartelisten für Patientinnen und Patienten bei planbaren Operationen. Die finanzielle Lage der Kliniken sei so ernst wie nie.

Britta Spiekermann ist ZDF-Hauptstadtkorrespondentin.

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