"Muslim Interaktiv":Innenministerium verbietet islamistische Vereinigung
Innenminister Dobrindt hat die islamistische Vereinigung "Muslim Interaktiv" verboten. Gegen weitere Vereine laufen vereinsrechtliche Ermittlungen.
Demonstration der Gruppe Muslim Interaktiv gegen angebliche Zensur (Archivfoto).
Quelle: ImagoBundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die islamistische Gruppierung "Muslim Interaktiv" verboten. Der Verein richte sich "mit seinem Zweck und seiner Tätigkeit gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen den Gedanken der Völkerverständigung", erklärte das Ministerium am Mittwoch. Er werde aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt.
"Wer auf unseren Straßen aggressiv das Kalifat fordert, in unerträglicher Weise gegen den Staat Israel und Juden hetzt und die Rechte von Frauen und Minderheiten verachtet, dem begegnen wir mit aller rechtsstaatlichen Härte", erklärte Dobrindt.
Die Initiative "Muslim Interaktiv" tarnt sich mit Aufklärung über Rassismus. Doch sie gehört zu den islamistischen Gruppierungen, die dafür sorgen, dass die Gräben im Land wachsen.
27.10.2023 | 13:16 min"Wir lassen nicht zu, dass Organisationen wie 'Muslim Interaktiv' mit ihrem Hass unsere freie Gesellschaft zersetzen, unsere Demokratie verachten und unser Land von innen heraus angreifen."
Ermittlungen auch gegen "Generation Islam" und "Realität Islam"
Seit dem frühen Morgen fanden demnach aufgrund gerichtlicher Anordnungen Durchsuchungen in sieben Objekten in Hamburg statt. Zudem würden im Rahmen vereinsrechtlicher Ermittlungsverfahren gegen die Vereine "Generation Islam" und "Realität Islam" zwölf Objekte in Berlin und Hessen durchsucht.
Wie können Jugendliche davon abgehalten werden, sich zu radikalisieren? "Forum"-Moderator Abdul-Ahmad Rashid besucht das Islamismus-Präventionsprojekt "Spiel Dich frei".
01.11.2019 | 14:52 minDas Ermittlungsverfahren gegen und die Durchsuchungen bei Generation Islam und Realität Islam seien geboten, da die Organisationen dringend verdächtig seien, die gleichen Verbotsgründe zu verwirklichen wie Muslim Interaktiv oder dessen Teilorganisationen zu sein.
Islamistische Gruppen verfangen gerade bei jungen Muslimen
Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht bei den drei Vereinigungen, die sich mit ihren Aktionen und Social-Media-Aktivitäten vorwiegend an junge deutschsprachige Muslime richten, eine ideologische Nähe zur Islamisten-Gruppierung "Hizb ut-Tahrir", für die in Deutschland seit 2003 ein Betätigungsverbot gilt.
Die Protagonisten der drei Vereinigungen rufen zu einer an einem archaischen Islam orientierten Lebensweise und zur Abkehr von der Mehrheitsgesellschaft auf. Sie warnen vor einer angeblich staatlich forcierten Anpassung und stellen Muslime generell als unterdrückte Minderheit dar. Das verfängt vor allem bei jungen Muslimen, die im Alltag aufgrund ihrer Religion Ausgrenzung erfahren haben.
Samet Er arbeitet als De-Radikalisierungsberater im Strafvollzug. Sein Ziel ist es, Islamisten Wege aufzuzeigen, sich aus der Szene zu lösen.
08.09.2025 | 1:29 minWas "Muslim Interaktiv" und Co. von Terrorgruppen unterscheidet
Insbesondere die Gruppe Muslim Interaktiv sei "mit ihrer an der Popkultur orientierten Aufmachung und ihrem professionellen Auftritt in den sozialen Medien vor allem für Jugendliche attraktiv", heißt es im Verfassungsschutzbericht 2024. Im vergangenen Jahr sei es ihr zudem gelungen, bei mehreren Demonstrationen, die sich auf den Nahost-Konflikt bezogen, teilweise mehr als 1.000 Teilnehmer zu mobilisieren.
Die drei Gruppierungen werden nicht dem dschihadistischen Spektrum zugeordnet. Das heißt, dass die Islamisten zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele - anders als Gruppierungen wie Al-Kaida oder der sogenannte Islamische Staat (IS) - nicht auf Gewalt und Terrorismus setzen.
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