Krise der Grünen: Brantner stärkt Habeck den Rücken

Interview

Krise der Grünen:Brantner stärkt Habeck den Rücken

von Stefanie Reulmann, Berlin
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Franziska Brantner, Kandidatin für den Grünen-Parteivorsitz, stellt sich im ZDF hinter Habeck. Man habe als "Team Grün insgesamt eine Verantwortung für diese schwere Situation."

Franziska Brantner, designierte Parteivorsitzende der Grünen
Franziska Brantner stärkt Vizekanzler Robert Habeck im ZDF den Rücken. "Wir haben als Team Grüne insgesamt eine Verantwortung für diese schwere Situation“, sagt sie.29.09.2024 | 5:02 min
Nach dem Rücktritt der beiden Parteivorsitzenden der Grünen am Mittwoch betont Franziska Brantner, wie in den letzten Tagen schon so viele vor ihr, wie viel "Respekt" es verdiene, "dass Omid Nouripour und Ricarda Lang diesen großen Schritt gegangen sind und gesagt haben, sie machen den Weg frei für einen Neustart". Es sei "stilbildend" gewesen, lobt sie.
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Welche Rolle hat Robert Habeck beim Rücktritt der beiden Parteivorsitzenden gespielt? Keine, heißt es offiziell. Doch hinter den Kulissen zieht er längst die Fäden.29.09.2024 | 4:07 min

Trägt Habeck Verantwortung für die Grünen-Krise?

Auch wenn Lang und Nouripour geradezu demonstrativ betonten, dass der Rückzug vom Parteivorsitz ihr freier Entschluss sei, sind viele der Auffassung, eigentlich trage Vizekanzler Robert Habeck die Verantwortung für die Misere der Grünen. Hätte er zurücktreten müssen?
Auf diese Frage antwortet die designierte Grünen-Chefin im ZDF nur ausweichend.

Wir haben als Team Grüne insgesamt eine Verantwortung für diese schwere Situation.

Franziska Brantner, designierte Grünen-Chefin

Die Grünen müssen sich neu formieren. Auf dem anstehenden Parteitag im November wird die Parteispitze neu gewählt. Brantner will gemeinsam mit Felix Banaszak für den Parteivorsitz kandidieren. Das hatte sie am Freitag angekündigt.
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Der Rücktritt des Parteivorstands hat die Grünen kalt erwischt. Nun sucht die Partei nach Strategien und Personal für den Bundestagswahlkampf. Im Fokus: Robert Habeck.29.09.2024 | 3:06 min

Brantner: "Will meinen Beitrag leisten"

Sie wolle Verantwortung übernehmen, sagt sie, "deswegen trete ich auch an, um meinen Beitrag dazu zu leisten, dass wir wieder nach vorne kommen, dass wir gemeinsam unsere Stärke finden, und die Grünen wieder als die Partei nach vorne bringen, für die sie auch bekannt ist".
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Man brauche "mehr Härte, gerade was Desinformation angeht, gerade dann, wenn sie aus dem Kreml gesteuert wird", so Andreas Audretsch, stellv. Fraktionsvorsitzender B‘90/Die Grünen.30.09.2024 | 8:45 min
Das bedeutet allerdings auch einen Kurswechsel, nicht nur den Austausch des Führungspersonals. Es gehe "nicht nur um Gesichter", sondern auch um eine "inhaltliche Ausrichtung", sagt sie.

Man muss sich überlegen, für wen ist man die politische Heimat, für wen steht man, für wen tritt man ein, für welche Werte steht man, und wer zählt auch auf einen.

Franziska Brantner, designierte Grünen-Chefin

Brantner fordert klare Regeln bei der Migrationspolitik

Eine zentrale Aufgabe sei es, Wirtschaftswachstum und Klimaschutz "zusammen zu bringen", aber auch die Migrationspolitik gehöre auf den Prüfstand, sagt Brantner. "Wir brauchen eine geordnete Migration mit Regeln und alle, die sich nicht an diese Regeln halten, müssen gehen." Das sei "absolut richtig", sagt die Grünen-Politikerin. Aber auch Vielfalt und Weltoffenheit müsse man im Blick behalten.
SGS Feldhoff Gellinek
Die Grünen seien bereits "durch viele Krisen durchgekommen", sagt Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europaausschusses. Der Vorwurf, dass Robert Habeck für eine "grüne Verbotspartei stehe“, sei "geradezu absurd".29.09.2024 | 6:12 min
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte am Wochenende eine "harte Kehrtwende" in der Migrationspolitik gefordert, etwa mehr Konsequenzen bei der Identitätserfassung, mehr Härte und Sanktionen bei Straftaten, weniger Nachsicht in der Präventionsarbeit. Die Folge dieser Forderungen: ein Shitstorm. Trotzdem stellt sich Brantner im ZDF nicht hinter ihren Parteikollegen, sondern antwortet ausweichend. Sie wolle nicht sagen, "der eine oder der andere hat recht".
Wichtig sei, dass die Grünen "zusammenhalten", sagt Brantner, und betont:

Ich bin jemand, der in die Politik gegangen ist, um grüne Politik umzusetzen. Recht haben und nichts bewirken, das liegt mir nicht besonders.

Franziska Brantner, designierte Grünen-Chefin

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Quelle: dpa

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Quelle: ZDF