Wirtschaftsverband nach AfD-Debatte: Wer noch den Hut nimmt

Mehrere Unternehmen steigen aus:Wirtschaftsverband nach AfD-Debatte: Wer noch den Hut nimmt

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Nach Rossmann und Vorwerk verlässt nun auch fritz-kola den Verband der Familienunternehmer wegen dessen Haltung zur AfD. Andere Unternehmen wollen weiter im Austausch bleiben.

Hamburg: Verschiedene Kronkorken von fritz-kola liegen in einem Eimer.

Die Unternehmer Lorenz Hampl und Mirco Wolf Wiegert, Gründer von fritz-kola, gehören zu denen, die nicht mit der AfD zusammenarbeiten wollen.

Quelle: dpa

Nach Rossmann und Vorwerk verlässt nun auch der Hamburger Getränkehersteller fritz-kola den Verband der Familienunternehmer. Grund dafür sei dessen Öffnung für Gespräche mit der AfD, teilte das Unternehmen mit.

Eine offene, demokratische Gesellschaft bildet für uns die Grundlage wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Mitgliedschaft im Verband beendet.

fritz-kola

fritz-kola werde neue Wege suchen, um weiterhin mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern im Austausch zu bleiben und als wirtschaftlicher Akteur präsent zu sein.

Börse Wehrmann mit Haller

Aufgrund der neuen Haltung zur AfD dürften Rossmann und Vorwerk aus dem Verband Die Familienunternehmer austreten. "Weitere Austritte könnten folgen", so Valerie Haller.

26.11.2025 | 1:51 min

Auch Unternehmer Harald Christ tritt aus Verband aus

Auch der Berliner Unternehmer Harald Christ kehrte dem Verband den Rücken. Er teilte mit:

Ich bin aus dem Verband ausgetreten, weil ich eine klare Haltung für eine freiheitliche, weltoffene und demokratische Wirtschaftspolitik einnehme.

Harald Christ, Unternehmer

Die jüngsten Entwicklungen im Verband und einzelne Positionen hätten für ihn nicht mehr die nötige Distanz zu politischen Kräften, die mit diesen Grundwerten nicht vereinbar seien. Über Christs Austritt vor einigen Wochen hatte das Portal "The Pioneer" berichtet.

Angela Merkel

Alt-Kanzlerin Angela Merkel hat die AfD scharf kritisiert. Sie sei eine "menschenverachtende Partei", sagt Merkel im ZDF-Interview.

02.10.2025 | 1:12 min

Verdi kritisiert Familienunternehmer wegen AfD-Nähe

Verdi-Chef Frank Werneke rief hingegen Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände zu einer klaren Positionierung auf. Der Verband unter Präsidentin Marie-Christine Ostermann drohe, "endgültig nach rechts abzudriften", sagte Werneke den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Geschichte mahnt, wie wichtig eine klare Abgrenzung der Wirtschaft gegenüber Rechtsextremen ist.

Frank Werneke, Verdi-Chef

Er verwies dabei auf historische Parallelen zur Unterstützung der NSDAP durch Industrielle im Jahr 1933. "Also: Wehret den Anfängen!", sagte er.

Das Parteilogo der AfD, davor die schattigen Umrisse von Menschen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD nun als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung" ein.

02.05.2025 | 12:45 min

Verband der Familienunternehmer will keine AfD-Regierungsbeteiligung

Der Verband verteidigte seinen Kurs. Mit Andersdenkenden zu diskutieren, heiße nicht, deren Positionen zu akzeptieren, sagte Ostermann. Zugleich wolle man keine Regierung mit AfD-Beteiligung, denn deren Weltbild passe nicht zur freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung des Verbands.

... vertritt rund 6.500 Familienunternehmer, darunter Gründerfamilien von Weltkonzernen genauso wie die Chefs kleiner Betriebe. Sie müssen mindestens zehn Mitarbeitende haben und einen Jahresumsatz von einer Million Euro.

Bis vor Kurzem gehörte der Familienunternehmerverband zu den schärfsten Kritikern der AfD. Im April 2024 veröffentlichte der Verband ein Papier über "die wirtschaftsfeindliche Politik der AfD". Die Politik der Partei "sei gegen die Interessen der mittelständischen Familienunternehmen" gerichtet und gefährde den Wohlstand.

Allerdings waren von der Verbandschefin Marie-Christine Ostermann bereits da auch andere Töne zu vernehmen. Beispielsweise in einem Gastkommentar im "Handelsblatt": "Seit die Wähler in Scharen mit der AfD liebäugeln, nehmen alle Parteien die Probleme von Otto Normalbürger wenigstens ernst." Und: Eine "Volksfront aller Parteien gegen die AfD" löse "kein einziges Problem".


Berlin, Deutschland, 20.10.2025: Konrad-Adenauer-Haus: CDU-Bundesvorstandssitzung: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

Bundeskanzler Friedrich Merz grenzt sich auf der CDU-Parteiklausur in Berlin deutlich von der AfD ab. Teile der CDU hatten zuletzt eine „Brandmauer“ zur AfD abgelehnt.

20.10.2025 | 1:47 min

dm lehnt "polarisierende Brandmauer-Debatte" ab

Auch die Drogeriemarktkette dm teilte mit, nicht länger Mitglied im Verband zu sein. dm-Chef Christoph Werner sagte der "Süddeutschen Zeitung":

Wir haben unseren Austritt bereits vor vielen Monaten erklärt und sind daher nicht mehr Teil der internen Meinungsbildung.

Christoph Werner, dm-Chef

Ob der Austritt indes mit der politischen Haltung des Verbands zusammenhängt, blieb offen. Werner jedenfalls lehnt eine pauschale Verdammung der AfD, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird, ab.

Er sprach sich "für eine inhaltlich sachliche und tiefgründige Auseinandersetzung" aus. "dm lehnt eine polarisierende Brandmauer-Debatte ebenso entschieden ab wie Positionen der Partei AfD, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen", betonte der dm-Chef. Er wolle dem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge explizit zwischen der Partei selbst und ihren demokratiefeindlichen Positionen differenzieren.

Helene Reiner und Dunja Hayali in "heute journal - der Podcast"

Die Diskussion um ein mögliches AfD-Verbot gewinnt an Fahrt. Wie realistisch ist ein solcher Schritt – und welche Folgen hätte er für Politik und Gesellschaft?

13.11.2025 | 36:16 min

Europa-Park-Gründer wirbt für offenen Austausch mit AfD

Europa-Park-Gründer Roland Mack warb für einen offenen Austausch. Dass man mit Menschen spreche, die immerhin einen hohen Anteil an Wählerstimmen ausmachten, halte er für notwendig und richtig, sagte der 76-Jährige dem "Südkurier". Dem Austausch von Argumenten sollte man offen gegenüberstehen.

Ich habe ein Problem, wenn man mit gewissen Menschen in unserer Gesellschaft nicht sprechen soll.

Roland Mack, Gründer Europa-Park

Das müsse längst nicht heißen, dass man zu einer gemeinsamen Meinung finde und zu gemeinsamen Entscheidungen komme, man könne kontrovers diskutieren.

Alice Weidel, wie sie im Bundestag vor einem Podest spricht.

Die AfD wird beliebter – eine Entwicklung, welche die Regierungsparteien stoppen wollte. Bisher ohne Erfolg, denn laut ZDF-Politbarometer ist die AfD weiter auf dem Vormarsch.

19.09.2025 | 1:23 min

Quelle: dpa
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