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Mehr Cyberkrimininalität:Hacker-Angriffe sind "zunehmende Bedrohung"
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Die Cyberkriminalität in Deutschland hat einen neuen Höchststand erreicht - auch durch Attacken aus Russland, sagt Innenminister Dobrindt. Die Cyberabwehr werde aber besser.
Die Bedrohungslage durch Cyberkriminalität ist in Deutschland anhaltend hoch, das geht aus dem aktuellen Lagebericht hervor, den Bundesinnenminister Alexander Dobrindt und der Präsident des Bundeskriminalamt Holger Münch am Dienstag vorgestellt haben.
Demnach weist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 131.391 in Deutschland verübte Cybercrime-Fälle für das Jahr 2024 auf - ein Minus von 2,2 Prozent. Weitere 201.877 Straftaten wurden vom Ausland oder einem unbekannten Ort aus verübt; ein Plus von circa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dobrindt: "Cyberkrimininalität ständig aggressiver"
Die Cyberkriminalität habe auch wegen zunehmender Attacken von Hackern aus Russland und gegen Israel einen neuen Höchststand erreicht, so Innenminister Dobrindt (CSU):
Cyberkriminalität ist eine zunehmende Bedrohung für unsere Sicherheit.
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister
"Cyberangriffe besitzen ein enormes Schadenspotenzial und sind eine Bedrohung für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft", fügt der Minister hinzu.
Mit Cyberangriffen 178 Milliarden Euro erpresst
Laut einer Erhebung des Verbandes Bitcom verursachten Cyberattacken im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 178,6 Milliarden Euro; 30 Milliarden mehr als im Vorjahr. Aber Deutschland wappne sich, meint Dobrindt:
Wir rüsten massiv auf. Rechtlich, technisch und organisatorisch.
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister
So hätten auch die Ermittlungserfolge 2024 zugenommen.
Anstieg von Hacker-Attacken aus dem Ausland
Die meisten Cyberangriffe sind sogenannte Ransomware-Attacken. Dabei werden Computer von Angreifern verschlüsselt und erst gegen Lösegeld wieder freigegeben. 950 Unternehmen hätten hier Fälle bei der Polizei angezeigt. Die Zahl der Angriffe durch Ransomware-Attacken sei aber zurückgegangen.
Bei sogenannten Ddos-Angriffe (Distributed Denial-of-Service), bei denen durch gezielte Überlastung von Netzwerken Einrichtungen lahmgelegt werden, wurden besonders viele Attacken aus Russland registriert. Aber auch anti-israelische Angriffe - wenn auch in geringerer Zahl - wurden gemeldet.
Ziele der im Laufe des Jahres 2024 festgestellten Ddos-Attacken waren primär öffentliche Einrichtungen und Behörden. Unter den Zielen waren aber auch Logistikdienstleister und Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, wie aus dem Lagebericht hervorgeht.
Erfolge gegen Hacker, aber niedrige Aufklärungsquote
Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, verwies auf Erfolge wie die Abschaltung von Online-Marktplätzen für Waffen. Demnach wurden 2024 deutlich weniger Lösegeldzahlungen auf Kryptowallets von Ransomware-Akteuren verzeichnet als im Vorjahr.
Es bleibe aber ein Dauerproblem, dass die meisten Täter aus dem Ausland kämen. Die Aufklärungsquote liege so mit 32 Prozent deutlich unterhalb der allgemeinen Quote von Straftaten von 58 Prozent.
Ein Grund dafür: die fortschreitende Professionalisierung auch der Cyberkriminellen: Die so genannte "Underground Economy" bietet ihre kriminellen Dienstleistungen inzwischen in industriellen Maßstäben an. Entwicklungen im Bereich der KI dürften diesen Trend weiter verstärken.
Quelle: Reuters, KNA, ZDF
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