Zwischenrufe im Bundestag: Diese Ordnungsrufe sind unvergessen

Zwischenrufe im Bundestag:Diese Ordnungsrufe sind bis heute unvergessen

Jan Henrich
von Jan Henrich
|

Wer wegen eines Zwischenrufs im Bundestag ermahnt wird, soll künftig ein höheres Ordnungsgeld zahlen. Ein Blick zurück zeigt: Gepöbelt wurde im Parlament auch früher schon.

Bundestag typical

Pöbeleien, Beleidigungen und Zwischenrufe: Fehlverhalten im Bundestag soll künftig teurer werden.

12.09.2025 | 1:25 min

Wer pöbelt, beleidigt oder stört soll künftig mehr zahlen. Das Ordnungsgeld, das bei schwerer wiegenden Verstößen gegen die Ordnung oder die Würde des Bundestages verhängt wird, soll künftig von 1.000 auf 2.000 Euro steigen. Im Wiederholungsfall soll ein Abgeordneter sogar 4.000 statt bisher 2.000 Euro zahlen.

Darüber hat der Bundestag nun erstmals beraten. Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Johannes Fechner, sagt:

Deswegen lassen wir nicht länger zu, dass im zunehmenden Ausmaß Hass, Hetze und Beleidigungen im Parlament verbreitet werden.

Johannes Fechner, SPD

Frau protestiert im Bundestag

Sehen Sie hier die Szene im Video: Bundestagspräsidentin Klöckner verweist die Linken-Abgeordnete Köktürk des Saales wegen eines "Palestine"-Shirts. Später stört eine Besucherin die Sitzung.

04.06.2025 | 2:05 min

AfD kritisiert Frontalangriff

Kritik an den geplanten Regeln kommt von AfD-Politiker Stephan Brandner. Er spricht von einem "Frontalangriff auf die Rechte der Opposition, auf die Rechte der einzelnen Abgeordneten".

Brandner sammelt regelmäßig Ordnungsrufe. Erst am Vortag hatte der Bundestag seine Immunität aufgehoben, damit ein Strafverfahren wegen Beleidigung einer Journalistin gegen ihn geführt werden kann.

AfD-Chefin Alice Weidel

Während der Generaldebatte im Bundestag ist AfD-Chefin Weidel von Bundestagspräsidentin Klöckner wegen Zwischenrufen ermahnt worden. Sehen Sie die Situation hier im Video.

09.07.2025 | 0:16 min

Diese Ordnungsrufe gingen in die Geschichte ein

Ein Blick zurück zeigt, dass Ordnungsrufe zur Geschichte des Parlaments dazugehören. Den ersten erhielt 1949 der KPD-Abgeordnete Heinz Renner, nach seinem Zwischenruf während einer Rede des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer:

Das erreicht man aber nicht durch die verlogene Hetze.

Heinz Renner, KPD

Spitzenreiter in Sachen Ordnungsrufe ist der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner mit insgesamt 58 Ordnungsrufen in fast 34 Jahren Parlamentszugehörigkeit. Er nannte den eigenen SPD-Parteifreund Hans-Jochen Vogel schon mal "blau-weißes Arschloch". 

Der damalige SPD-Fraktionsführer Herbert Wehner während einer temperamentvollen Debatte am Rednerpult im Bundestag am 11.05.1973.
Heinz Renner (KPD) am Rednerpult in der Pädagogischen Akademie in Bonn am 10.05.1949
Der Abgeordnete der Grünen, Joschka Fischer, am Rednerpult während der Kießling-Debatte im Bundestag in Bonn am 08.02.1984.
AfD-Politikerin Beatrix von Storch am 11.09.2025 im Berliner Bundestag.

Herbert Wehner 1973 im Bundestag

"Übelkrähe", "Hodentöter": Spitzenreiter in Sachen Ordnungsrufe ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner mit insgesamt 58 Ordnungsrufen in fast 34 Jahren Parlamentszugehörigkeit.

Quelle: dpa

Das berühmte Zitat von Joschka Fischer

In Erinnerung geblieben ist auch der Satz des ehemaligen Grünen-Abgeordneten Joschka Fischer. Er warf der Sitzungsleitung 1984 folgenden Satz entgegen:

Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch, mit Verlaub.

Joshka Fischer, Grüne

In der vergangenen Legislaturperiode war vor allem die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch aufgefallen. Sie kassierte rund 20 Ordnungsrufe - unter anderem, weil sie Linken-Abgeordnete Heidi Reichinnek in einer Debatte über Schwangerschaftsabbrüche als "Kindermörderin" bezeichnete.

03.09.2025, Sachsen, Dresden: Maximilian Krah (l), Bundestagsabgeordneter der AfD, kommt als Zeuge vor Verhandlungbeginn im Prozess um mutmaßliche Spionage für China am Gerichtsgebäude an.

Vorwürfe wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche bewirken, dass die Immunität des AfD-Politikers Maximilian Krah aufgehoben wurde.

11.09.2025 | 1:24 min

Zahl der Störungen gestiegen

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Zwischenrufe und Störungen stark gestiegen. Vor allem die AfD-Fraktion fällt dabei immer wieder auf. Seit Beginn der aktuellen Wahlperiode im März 2025 wurden bereits 13 Ordnungsrufe verteilt. 12 davon gingen auf das Konto der AfD.

Das sind mehr als in einigen Wahlperioden insgesamt. In der Legislaturperiode davor wurde bereits die Marke von 100 Ordnungsrufen insgesamt geknackt, so viele wie seit Mitte der 80er-Jahre nicht mehr.

Jan Henrich ist Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.

Quelle: Mit Material von dpa

Mehr zum Thema