Erfurt: Russen-Blogs prahlen mit Brandanschlag auf Bundeswehr-Lkw

Bundeswehrlaster zerstört:Russen-Blogs prahlen mit Brandanschlag in Erfurt

von Oliver Klein und Daniela Sonntag
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Ein Feuer zerstört Bundeswehr-Lkw in Erfurt. Russische Kanäle schreiben die Tat "unseren Leuten" zu, posten Bilder aus der Tatnacht - doch die Hintergründe bleiben rätselhaft.

Fotos aus Erfurt vor und nach der Tat werden bei Telegram geteilt
Fotos aus Erfurt vor und nach der Tat werden bei Telegram geteilt.

Das Video, das gestern bei Telegram gepostet wurde, muss unmittelbar nach dem Legen des Feuers aufgenommen worden sein. Mehrere Bundeswehrlaster, nachts nebeneinander geparkt auf einem Erfurter Firmengelände, brennen lichterloh. In dem Clip ist deutlich das angestrengte Atmen der Person hinter der Kamera zu hören. Unter dem Video steht:
"Es gibt so eine Stadt namens Erfurt in Deutschland, wohin diverses Militärgerät für die ukrainischen Streitkräfte zur Reparatur gebracht wird. Unsere Leute haben beschlossen, dass das alles überflüssig ist und die ukrainischen Streitkräfte solche Technik nicht brauchen - und haben sie einfach verbrannt, so ist das eben."
Video aus der Tatnacht bei Telegram
Video aus der Tatnacht bei Telegram.

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Russische Propaganda-Accounts teilen Video aus Tatnacht

Tatsächlich waren am vergangenen Samstag in Erfurt sechs Bundeswehrlaster auf dem Gelände der Firma MAN Truck & Bus Service GmbH abgebrannt. Ob die Lkw wirklich für die Ukraine bestimmt waren, ist allerdings unklar. Das Bundesverteidigungsministerium spricht stattdessen von einer Desinformationskampagne. Die Fahrzeuge seien nicht für die Ukraine vorgesehen gewesen, sondern gehörten zu Bundeswehreinheiten in Thüringen.
Der russische Militärblog mit dem Titel "Besessen vom Krieg" ist einer von unzähligen russischen oder russlandfreundlichen Propaganda-Accounts bei Telegram, die das Video verbreiteten. Dazu wurden sogar Fotos gepostet, die aus der gleichen Perspektive die noch unbeschädigten Laster zeigen, offenbar unmittelbar vor dem Brandanschlag. Darüber hatten zuerst "t-online" und der mdr berichtet.
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Bei Telegram ist die Rede von "unseren Leuten"

Dass der oder die Urheber der Fotos und des Videoclips vermutlich auch das Feuer gelegt haben oder unmittelbar an der Tat beteiligt waren, liegt zumindest nahe. Nun steht die Frage im Raum, wie die russische Propaganda an das Bildmaterial gekommen sein kann. Bei Telegram wird der Anschlag direkt Russland zugerechnet - die Rede ist von "unseren Leuten". Denkbar ist aber auch, dass die Täter aus einem anderen Umfeld stammen und die Bilder an die entsprechenden Stellen in Russland weiterleiteten.
Dass Russland hybride Angriffe auf Deutschland durchführt, ist nicht neu. Mehrere Fälle von Sabotage und Spionage und selbst Brandanschläge werden mit dem Kreml in Verbindung gebracht.

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Das Landeskriminalamt Thüringen teilte auf Anfrage von ZDFheute mit, das Video sei bekannt und werde "auf Echtheit und Herkunft geprüft". Es werde in alle Richtungen ermittelt.

Brandanschlag von Erfurt kein Einzelfall

Die Fahrzeuge befanden sich auf dem Gelände eines Servicepartners der Bundeswehr. Genau dort hatte es bereits im Juni letzten Jahres gebrannt. Auch damals waren mehrere Militärfahrzeuge in Flammen aufgegangen, Bundeswehrgerät aber auch Militär-Lkw aus Singapur. Bislang konnten in diesem Fall keine Täter gefunden werden.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Erfurt bestätigte, es werde geprüft, ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen den beiden Bränden gibt.
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Außerdem brannten vor zwei Wochen sechs Bundeswehr-Fahrzeuge im niedersächsischen Soltau, auch sie waren auf einem Werkstattgelände geparkt. Nach der Tat war ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Auf der linksextremen Internetplattform "Indymedia" schrieb eine Gruppe mit dem Namen "Agenda2029": "Eine weitere Intensivierung eines globalen Krieges wird hier in Deutschland vorbereitet, daher müssen wir die Zentren der Kriegstreibenden sabotieren."

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