Lage mit "Eskalationspotenzial":Warum Trump Kriegsschiffe nach Venezuela schickt
Die USA erhöhen mit der Entsendung mehrerer Kriegsschiffe den Druck auf Venezuela. Als Grund nennt Trump den Kampf gegen Drogen. Doch dahinter steckt mehr, sagt eine Expertin.
An einem militärischen Konflikt könne weder Trump noch Maduro interessiert sein, sagt Latein-Amerika-Expertin Sabine Kurtenbach bei ZDFheute live. Das Gespräch im Video.
22.08.2025 | 14:42 minDie USA verlegen drei Kriegsschiffe vor die Küste von Venezuela - angeblich, um gegen Drogenkartelle und in der Folge gegen Drogenhandel in den USA vorzugehen. Laut US-Präsident Donald Trump soll der venezolanische Präsident Nicolás Maduro an der Spitze des Drogenkartells "Cartel de los Soles" stehen. Als Reaktion auf die Verlegung der Kriegsschiffe hat Maduro die Milizen im Land zur Mobilisierung aufgerufen.
Das sei eine Situation mit "Eskalationspotenzial", sagt Lateinamerika-Expertin Sabine Kurtenbach vom GIGA-Institut für Lateinamerika-Studien. Bei ZDFheute live erklärt sie, warum eigentlich keine der beiden Seiten an einer militärischen Eskalation interessiert sein dürfte.
Sehen Sie das ganze Interview mit Sabine Kurtenbach oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt die Lateinamerika-Expertin zu ...
... der Wahrscheinlichkeit eines militärischen Konfliktes
Dass die Situation zwischen den USA und Venezuela in einen militärischen Konflikt ausarten könnte, könne man nie ausschließen, sagt Kurtenbach. Bei Trump wisse man nicht, was "schlussendlich sein Plan ist", bei Maduro sei es ähnlich. Die aktuelle Lage habe "von daher natürlich Eskalationspotenzial".
Allerdings sei eine militärische Eskalation weder im Sinne der USA noch Venezuelas. Amerikanische Truppen würden in dem Land ein "unwegsames" Gelände vorfinden und es gäbe "viele Verteidiger der Souveränität des Landes", so Kurtenbach. Ein Konflikt wäre außerdem "ein absolutes Desaster in erster Linie für die Zivilbevölkerung". "Wenn auch nur ein bisschen Rationalität waltet", könne das keine der beiden Seiten wollen, sagt Kurtenbach.
Begleitet von Protesten Tausender hatte sich Nicolás Maduro im Januar für eine weitere Amtszeit als Präsident vereidigen lassen.
10.01.2025 | 2:53 min... den Plänen Trumps, den Drogenhandel zu bekämpfen
Die Verlegung der US-Kriegsschiffe vor die Küste Venezuelas sei vor allem eine "Drohgebärde" Trumps, so Kurtenbach. Trump habe schon länger angekündigt, verschärft gegen die Drogenkriminalität in Lateinamerika vorzugehen. Der militärische Weg sei aber der Falsche, denn "nach 50 Jahren Krieg gegen die Drogen" wisse man, "dass repressive und militärische Maßnahmen eigentlich nichts helfen".
Jeder in der US-Administration, der ein Stück weit Realitätssinn hat, weiß, dass militärisch gegen Drogenhandel nicht wirklich was erreicht werden kann.
Sabine Kurtenbach, Lateinamerika-Expertin
Tatsächlich gehe es der US-Regierung auch weniger um die Bekämpfung des Drogenhandels und mehr um Venezuelas Öl, so die Einschätzung der Expertin. Venezuela sitze "auf den größten bekannten Ölreserven der Welt" und Trump wolle den Zugriff darauf.
Wenn er Maduro "wirklich wehtun wollte", dann müsste die US-Regierung aus dem Geschäft mit venezolanischem Öl aussteigen. Vor kurzem habe das US-Unternehmen Chevron aber erst wieder Lizenzen bekommen, um weiter in dem Land Öl zu fördern.
... der Situation in Venezuela
Während Trump und Maduro sich gegenseitig drohen, gehe es der Bevölkerung in Venezuela "schlecht bis katastrophal", sagt Kurtenbach. Das Land erlebe "eine der größten humanitären Katastrophen" in Bezug auf Gesundheit, Bildung und Ernährung.
Im Jahr 2016 befindet sich Venezuela im Ausnahmezustand. Sebastian Perez Pezzani und Didier Barral dokumentieren die schwere Energie- und Wirtschaftskrise, unter der die Bevölkerung leidet.
12.12.2024 | 44:06 minPolitische Veränderungen seien nicht in Sicht, nachdem Maduro das Ergebnis der letzten Wahlen "schlicht ignoriert" habe. Und mit den aktuellen Drohungen ermögliche Trump Maduro, "diesen Nationalismus und Antiimperialismus" für sich zu nutzen.
Bei aller Kritik an seiner Regierung ist sich die Mehrheit der Venezolanerinnen und Venezolaner darin einig, dass eine Intervention der USA das Letzte ist, was dieses Land braucht.
Sabine Kurtenbach, Lateinamerika-Expertin
Trumps Drohungen seien daher "ein Geschenk" für Maduro, der in den letzten Jahren "das ganze Land militarisiert" habe. Er wolle damit nicht nur Venezuela gegen solche Bedrohungen aus dem Ausland verteidigen, betont Kurtenbach. Die Milizen dienten vor allem dazu, "ihn und sein Regime zu stützen".
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst hat es Daniel Thoma.
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von Susanne Pohlmann