Malaria-Impfung in Uganda: Die Angst vor einer neuen Pandemie

Malaria-Massenimpfung in Uganda:Kürzungen bei USAID wecken Angst vor Pandemie

von Susann von Lojewski
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In Uganda sterben täglich zwölf Kinder an Malaria. Die größte Impfaktion des Landes soll helfen. Durch die Kürzung der US-Hilfen sind jedoch künftig weltweit Impfprogramme bedroht.

Eine Krankenschwester verabreicht einem Freiwilligen die erste Injektion des Ebola-Sudan-Impfstoffs.
Nach einem Ebola-Ausbruch begann in Uganda bereits wenige Tage danach eine Impfkampagne. Nun startet mit der Malaria-Massenimpfung die größte Impfaktion des Landes.
Quelle: AFP

Der Weg nach Apac im Norden Ugandas führt mit einer Fähre über den Lake Kyoga. Fischer werfen von ihren Holzbooten Netze aus, am Rande des Sees füllen Frauen Wasser in Kanister. Barfuß stehen sie im Schlick, während in der grünen Uferlandschaft die tödliche Gefahr lauert: Moskitos.

Malaria: Über 1.500 Mückenstiche pro Jahr und Person

Über 1.500-mal jährlich werden Menschen in der Region Apac von infektiösen Mücken gestochen, soviel wie nirgends sonst auf der Welt. Malaria ist die häufigste Todesursache in Apac. Weil Kranke nicht rechtzeitig in die Klinik kommen, weil sie sich die Medikamente nicht leisten können - und nicht einmal Moskitonetze.
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Anfang April startete die ugandische Regierung daher die größte Impfaktion des Landes. Das Ziel: Über eine Million Kinder unter zwei Jahren sollen gegen Malaria geimpft werden. Denn vor allem die Kleinsten haben noch kein Immunsystem aufgebaut, sind für die todbringenden Insekten leichte Beute.
Für Ugandas Regierung ist das Programm auch eine finanzielle Anstrengung. Mit acht Millionen US-Dollar beteiligt sie sich an dem Impfprogramm. "Uganda verteilt inzwischen routinemässig 14 Impfstoffe, 1983 waren es nur sechs. Impfungen sind ein gutes Investment, nicht nur, weil wir Kinder vor Krankheiten schützen", sagt Ugandas Gesundheitsministerin Jane Ruth Aceng.
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Ohne USAID weniger Impfungen

Acht Millionen US-Dollar sind für das ostafrikanische Land viel Geld. Nichts aber gemessen an der Summe, die die USA in den letzten Jahren für die internationale Impfallianz GAVI gezahlt hat - knapp 1,5 Milliarden Dollar. Mit der Kürzung der US-Entwicklungshilfe durch die Behörde USAID soll auch dieses Geld gestrichen werden.
Mittel, die auch für andere Impfungen eingesetzt werden: Standards wie Polio, Cholera oder HPV-Vakzine.
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Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten

Gleichzeitig rechnen die Experten von GAVI mit neu aufkommenden, ansteckenden Krankheiten, bedingt etwa durch den Klimawandel, die sich rasend schnell als globale Pandemie ausbreiten könnten. "Heute steigt jemand ins Flugzeug, der in wenigen Stunden woanders ist, ohne zu wissen, dass er krank ist," sagt Scott Gordon, Manager des Malaria-Programms bei GAVI. "Die Möglichkeit, eine Krankheit zu übertragen, hat sich enorm beschleunigt, und das besorgt uns."
Hinzu kommen nun die Kürzungen der US-Entwicklungshilfe. "Die Ungewissheit unseres Budgets ist eine echte Herausforderung. Wir planen unseren nächsten Haushalt, was bedeutet, dass wir gerade jetzt Mittel für die nächsten fünf Jahre beschaffen."
Penina Lanjaru mit ihrer Tochter Nemphiris auf dem Arm in Isiolo County in Kenia.
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Sie haben Angst um ihre Kinder

In der Klinik von Apac im Norden Ugandas ist die Angst vor der Zukunft fast greifbar. Der Warteraum ist voll mit Müttern, die mit ihren Babies auf die Impfung warten. "Ich hatte Angst davor, weil mir jemand gesagt hat, dass die Impfung gefährlich ist," sagt die 21-jährige Narose Kemogish. "Aber bei Freunden habe ich gesehen, dass es dem Baby total gut geht und bin jetzt auch gekommen."
Vier Impfdosen sollen Kleinkinder unter zwei Jahren innerhalb von 18 Monaten bekommen. Uganda hat dafür bisher über 2,2 Millionen Impfdosen bekommen. Was, wenn diese Unterstützung nachlässt?
Dr. Jane Irene Nabakooza ist die Malaria-Beauftragt des ugandischen Gesundheitsministeriums. Sie bereitet sich und ihr Team jetzt schon auf den "worst case" vor. "Langfristig versuchen wir, durch Zusammenlegungen, Prioritätensetzung und sektorübergreifende Kooperationen die Effizienz zu steigern und die Ausgaben zu senken, damit wir unsere eigenen Ressourcen zur Deckung unseres Gesundheitsbedarfs einsetzen können." Das hieße: nur noch die dringendsten Impfungen - und die nicht mehr in jedem Krankenhaus.

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Marie Walter, Nairobi
FILE PHOTO: A nurse administers the malaria vaccine to an infant at the Lumumba hospital in Kisumu

Hoffen auf deutsche Hilfe

Auch bei der internationalen Impfallianz Gavi in Genf arbeiten sie derzeit mit Hochdruck daran, neue Sponsoren zu finden. Hoffnung setzt man hier auch auf Deutschland. 50 Millionen Kinder weltweit sollen bis 2030 gegen Malaria geimpft. Das war der Plan. Ob er aber aufgeht, ist ungewiss.
Susann von Lojewski ist Studioleiterin im ZDF-Studio Nairobi. Sie berichtet von dort aus den Ländern Zentral- und Westafrikas.

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Quelle: dpa

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