Flucht vor Trump:Top-Wissenschaftler aus den USA ziehen nach Österreich
von Emma Lehmkuhl, Wien
Weil die USA ihre Wissenschaftsförderung drastisch einschränken, zieht es immer mehr Forschende nach Europa - vor allem nach Österreich.
Forscher verlassen die USA nach massiven Kürzungen von Präsident Trump. In Österreich finden sie neue Perspektiven - Universitäten und Förderprogramme bieten ihnen stabile Rahmenbedingungen.
Quelle: dpaSeit Donald Trump in den USA Fördergelder für wissenschaftliche Institute einfriert und Universitäten zensiert, werden immer mehr Forscher*innen entlassen und finden keine neue Arbeit mehr in den Vereinigten Staaten. US-Forschende schauen ins Ausland, sie schauen nach Europa.
Ein US-Bundesgericht hat Trumps Streichung von Forschungsgeldern für die Harvard-Universität gekippt. Die Richterin bezeichnete den Vorgang als gezielt ideologisch.
04.09.2025 | 0:23 minGezielte Stipendien für Forscher aus den USA
Österreich reagiert schnell: Durch gezielte US-Stipendien, Videobotschaften und gesetzliche Maßnahmen zieht das Land Spitzenköpfe aus den USA an. Bereits 50 Wissenschaftler*innen haben beschlossen, ihr Leben in den USA hinter sich zu lassen. Über die Universitäten kommen rund 25 Forscher*innen, weitere 25 kommen über das "APART-USA"-Programm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Seit Juli war das Programm ausgeschrieben, schon jetzt sind alle Plätze vergeben.
Audrey Lin ist eine der "APART-USA"-Stipendiatinnen. Gerne wäre sie in den USA geblieben. "Aber ich finde dort keinen Job mehr", sagt sie. Ihre Förderung am American Museum of Natural History in New York läuft im Januar aus, dann zieht sie nach Österreich.
Das Stipendium ist eine Möglichkeit, von der ich so noch nie gehört habe. Vier Jahre Förderung bedeuten für mich Planbarkeit, die ich in den USA nicht mehr habe.
Audrey Lin, "APART-USA"-Stipendiatin
"Die Lage an den US-Universitäten ist schlecht" und "zu bestimmten Themen kann nicht mehr geforscht werden", sagt die US-amerikanische Gesundheitsökonomin Prof. Ariel Dora Stern.
14.04.2025 | 5:55 min500.000 Euro Förderung über vier Jahre
Jeder der 25 Stipendiaten wird mit 500.000 Euro über vier Jahre gefördert. Lin erhofft sich, danach ein eigenes Labor leiten zu können. Das kann sie sich auch in Wien vorstellen. Nachdem sie sich auch andere Programme in Europa angeschaut hatte, entschied sie sich bewusst für Österreich. Die Ausstattung der Labore sei ausgezeichnet.
Außerdem ist Wien eine der lebenswertesten Städte weltweit.
Audrey Lin, "APART-USA"-Stipendiatin
So ging es auch dem Zellbiologen und KI-Experten Wali Malik. Er ist bereits seit Mitte August in Österreich und gerade dabei, sein eigenes Labor aufzubauen. Hier sieht er die Chance, langfristig arbeiten zu können. Seine Frau ist Künstlerin und hat hier ebenfalls eine Perspektive. Die beiden möchten ihre drei Töchter in Wien großziehen, die in der Schule jetzt schon Anschluss gefunden haben.
Restriktionen der Wissenschaft in den USA haben fatale Folgen
Österreich wolle ein "sicherer Hafen für die Wissenschaft sein", sagt Wissenschaftsministerin Eva Maria Holzleitner (SPÖ). Auf der Onlineplattform Euraxess wird über verschiedene Programme informiert. Neben dem "APART"-Stipendium sind dort weitere Beispiele gelistet - wie die "Esprit"-Förderscheine für Forscher am Beginn ihrer Karriere, "Astra" für fortgeschrittene Postdocs, also für die Zeit nach der Promotion, "Academy Fellowships" für hochrangige Forscher oder "Berta Karlik-Fellowships" explizit für Frauen.
An US-Universitäten sind Wissenschaftler*innen verunsichert und sehen durch die Trump-Regierung die freie Forschung in Gefahr. Viele können sich vorstellen, die USA zu verlassen.
13.04.2025 | 2:37 minAuch wenn die US-Wissenschaftler*innen ein Gewinn für Österreich sind: Für die internationale Forschungsgemeinschaft sind die Restriktionen der USA fatal. Deshalb reagieren nicht alle Länder so gezielt auf den Politikwechsel in den Vereinigten Staaten.
"Brain-Gain" für Europa durch einwandernde US-Forscher
Deutschland weitet bestehende internationale Forschungsprogramme wie die "Global Minds Initiative" zwar mit 15 Millionen Euro aus, jedoch nicht nur für Forschende aus den USA. Man wolle solidarisch bleiben und keine Forscher*innen gezielt abwerben, heißt es vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Nichtsdestotrotz bekäme man vermehrt Bewerbungen aus den USA, unter anderem an außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Konkrete Zahlen dazu, wie viele Forscher*innen in den letzten Monaten nach Deutschland gekommen sind, gebe es aber noch nicht.
Für Europa ist der "Brain-Gain", also die Zuwanderung von hochqualifizierten Fachkräften aus den USA, ein Balanceakt zwischen Solidarität und Standortpolitik. Gute Forschungsstrategie ziele darauf ab, nicht einfach möglichst viel zu raffen, sondern auch zu unterstützen und Kollaborationen zu schaffen, die Bestand haben, sagt Barbara Prainsack, Politikwissenschaftlerin an der Universität Wien. Idealerweise sollte es gute Forschung in allen Weltteilen geben.
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