Fünf Jahre nach Militärputsch:Myanmar wählt neues Parlament - alles nur eine Farce?
In Myanmar beginnen heute die ersten Parlamentswahlen seit dem Militärputsch vor fünf Jahren. Experten kritisieren sie als Scheinwahl, die die Macht der Militärjunta stärken soll.
In Myanmar wird das erste Mal seit dem Putsch vor knapp fünf Jahren zur Wahl aufgerufen. Internationale Beobachter sprechen von einer „Scheinwahl“, die Sieger seien bereits ausgemacht.
28.12.2025 | 0:26 minIn Myanmar hat fast fünf Jahre nach dem Militärputsch eine höchst umstrittene Parlamentswahl in mehreren Phasen begonnen. Internationale Beobachter und Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Votum bereits im Vorfeld als "Farce".
Die von China und Russland unterstützte Wahl wird an drei Terminen durchgeführt, zwei weitere sind am 11. und 25. Januar geplant. Ergebnisse werden nicht vor Ende Januar erwartet.
Militärputsch in Myanmar 2021
Die Armee hatte am 1. Februar 2021 geputscht und die demokratisch gewählte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet - wegen angeblichen Wahlbetrugs bei einer vorangegangenen Parlamentswahl.
Die Friedensnobelpreisträgerin wurde später zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Wo sie festgehalten wird und wie es ihr geht, ist unklar. Immer wieder gibt es internationale Forderungen, die frühere Freiheitsikone freizulassen.
Zivilbevölkerung in Myanmar leidet unter schwerer Gewalt
Gewählt wird größtenteils in Wahlbezirken, in denen die Junta die Macht hat. Schätzungen zufolge kontrollieren Widerstandsgruppen und Rebellen mittlerweile mehr als 50 Prozent des Landes. Regelmäßig kommt es zu schweren Angriffen und Massakern, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet.
Am Wahltag blieb größere Gewalt zunächst aus, jedoch berichtete das örtliche Nachrichtenportal Mizzima von Explosionen in der Nähe von Wahllokalen in mindestens drei Städten.
Im Erdbebengebiet von Myanmar werden Retter vom Militär beschossen. Wie den Menschen unter diesen Umständen geholfen werden kann, berichtet Johannes Hano.
02.04.2025 | 1:41 minMyanmar: Wahlergebnis bereits recht sicher
Insgesamt stehen 57 Parteien und mehr als 4.800 Kandidaten zur Wahl - allerdings boykottieren mehrere wichtige Oppositionsparteien das Votum, andere wurden ausgeschlossen. Schon im Vorfeld gilt als sicher, dass die vom Militär unterstützte "Union Solidarity and Development Party" (USDP) das Rennen machen wird.
Politischen Beobachtern zufolge soll die Abstimmung vor allem dazu dienen, die Macht der Generäle unter ihrem Chef Min Aung Hlaing zu legitimieren - obwohl dieser die Vorwürfe zurückwies: "Erst nach der Wahl können wir feststellen, ob sie frei und fair war. Wir haben garantiert, dass sie es sein wird", sagte er bei der Stimmabgabe.
Beobachter glauben, dass Min Aung Hlaing anstrebt, selbst Präsident des Landes zu werden.
Vier Tage nach dem Erdbeben wurde in Myanmar mit einer Schweigeminute an die Opfer der Katastrophe erinnert. Johannes Hano berichtet über die aktuelle Lage.
01.04.2025 | 1:08 minSohn von Suu Kyi spricht von Betrug
Heftige Kritik kommt vom Sohn der inhaftierten Aung San Suu Kyi. In einem in den sozialen Medien verbreiteten Video sagt der 48-jährige Kim Aris:
Diese sogenannte Wahl, inszeniert von der Junta und unterstützt von anderen Diktatoren, ist nichts weiter als ein Betrug.
Kim Aris
"Solange die demokratisch gewählte Präsidentin, meine Mutter Aung San Suu Kyi, und alle anderen demokratisch gewählten politischen Führer in Haft sind, kann es weder Legitimität noch Frieden noch eine Zukunft geben", betonte Aris. Das Volk in dem Krisenland habe seine Vertreter bereits gewählt, und sie alle säßen im Gefängnis.
Viele Bürger haben kein Interesse an Wahl
Viele Menschen in Myanmar lehnen es ab, ihre Stimme abzugeben. Und das, obwohl es großen Druck auf die Zivilbevölkerung gegeben haben soll, die Abstimmung auf keinen Fall zu boykottieren.
"Das Wahllokal in unserem Bezirk hat heute Morgen um 6 Uhr geöffnet. Aber ich gehe nicht wählen", sagte Khaing Min (45), ein Einwohner der größten Stadt Yangon, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Leute hier interessieren sich nicht für die Wahl. Die Junta wird sowieso in den von ihr kontrollierten Gebieten gewinnen.
Khaing Min, Bürger
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