Kämpfe an der Grenze:Kambodscha fordert Waffenruhe von Thailand
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Ein schwelender Konflikt ist zwischen den südostasiatischen Ländern Thailand und Kambodscha eskaliert. Kambodscha fordert vor dem UN-Sicherheitsrat nun ein Ende der Kämpfe.
Wegen der schweren Kämpfe an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha sind Tausende Menschen auf der Flucht. Bislang wurden mehr als 30 Menschen getötet.26.07.2025 | 0:23 min
Kambodscha fordert ein sofortiges Ende der Feuergefechte an der Grenze zu Thailand. Der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo sagte nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York:
Kambodscha forderte eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe, und wir fordern auch eine friedliche Lösung des Konflikts.
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Chhea Keo, UN-Botschafter Kambodschas
Thailand könne Kambodscha nicht glaubwürdig vorwerfen, das Land angegriffen zu haben, da dessen Armee nur ein Drittel so groß sei wie die Thailands, so Keo weiter. Zudem verfüge Kambodscha nicht einmal über eine voll ausgerüstete Luftwaffe.
Thailand warnt vor Kriegsgefahr
Zuvor hatte Thailand vor der Gefahr eines Krieges gewarnt. "Falls die Situation eskaliert, könnte sie sich zu einem Krieg entwickeln, auch wenn es bislang bei Zusammenstößen bleibt", sagte Übergangsregierungschef Phumtham Wechayachai am Freitag. Bereits am Freitagabend hatten Thailands Streitkräfte in acht Distrikten der Provinzen Trat und Chanthaburi das Kriegsrecht verhängt.
Seit Jahren streiten Thailand und Kambodscha über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern. Jetzt kam es zu schweren Kämpfen im Grenzgebiet mit mindestens 16 Todesopfern.26.07.2025 | 2:17 min
Die Mitglieder des mächtigsten UN-Gremiums hätten bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen "beide Seiten aufgefordert, äußerste Zurückhaltung zu üben und eine diplomatische Lösung anzustreben. Das ist auch unsere Forderung", sagte der kambodschanische UN-Botschafter Keo.
Schwelender Konflikt in Südostasien am Donnerstag eskaliert
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt.
Thailand und Kambodscha liefern sich Gefechte entlang der Grenze. Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte rund um Kolonialismus und Tempelanlagen. Die Hintergründe im Überblick.
von Nils Metzger
mit Video
Kambodscha reagierte mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete. Unter anderem wurden eine Tankstelle und ein Krankenhaus getroffen. Wer das Feuer eröffnete, ist weiter unklar. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig.
Die thailändische Armee hatte am Freitag den Tod von fünf Soldaten gemeldet. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf thailändischer Seite auf 20. Laut dem thailändischen Gesundheitsministerium wurden in den Grenzgebieten mehr als 138.000 Menschen in Sicherheit gebracht.
An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha kam es auch am Freitag zu schweren Gefechten.25.07.2025 | 0:20 min
Heftige Gefechte zwischen Thailand und Kambodscha auch am Samstag
Am Samstag meldeten beide Seiten den dritten Tag in Folge heftige Gefechte. Kambodscha warf thailändischen Streitkräften vor, gegen 5 Uhr (Ortszeit, 0 Uhr MESZ) "fünf schwere Artilleriegeschosse" auf die Provinz Pursat abgefeuert zu haben, die an die thailändische Provinz Trat grenzt. Mittlerweile gebe es eine neue Front weiter südlich, speziell in Trat, berichtete auch die Zeitung "Khaosod" unter Berufung auf das Militär. Beide Seiten warfen sich erneut gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Auch die thailändische Marine ist mittlerweile in den Konflikt involviert.
Nachdem Kambodscha zunächst nur ein Todesopfer gemeldet hatte, stieg die Zahl am Samstag auf 13 an. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums handelt es sich bei den Toten um fünf Soldaten und acht Zivilisten. Außerdem gebe es 71 Verletzte. 35.000 Menschen seien wegen der Kämpfe aus dem Gebiet evakuiert worden.
Menschenrechtler mahnen Schutz von Zivilisten an
Menschenrechtler riefen Thailand und Kambodscha dazu auf, Zivilisten und zivile Infrastruktur unbedingt zu schützen. "In nur zwei Tagen haben Kämpfe entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet und verletzt sowie medizinische Einrichtungen sowie religiöse und kulturelle Stätten beschädigt", teilte John Sifton, Asien-Direktor der Organisation Human Rights Watch (HRW), mit.
Beide Seiten müssten das humanitäre Völkerrecht aber unbedingt schützen, forderte er. Gleichzeitig sollten der UN-Sicherheitsrat und internationale Regierungen beide Seiten dazu drängen, alle notwendigen Schritte zum Schutz der Bevölkerung zu unternehmen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. Zivilisten dürften niemals das vorsätzliche Ziel von Angriffen sein.