Wasserkrise in Iran laut Medien bald "nationale Katastrophe"

Wasserkrise in Iran spitzt sich zu:Medienbericht: "Countdown zu einer nationalen Katastrophe"

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Dramatische Wasserknappheit in Iran: Die Stauseen sind fast leer, Teheran muss Wasser rationieren. Experten sprechen von einer drohenden nationalen Krise.

Der Amir-Kabir-Damm am Stadtrand von Teheran, Iran, am 29.07.2025.

Der Amir-Kabir-Damm am Stadtrand von Teheran ist nahezu komplett ausgetrocknet.

Quelle: dpa

Die Wasserkrise in Iran erreicht dramatische Ausmaße. Mehrere Stauseen des Landes stehen laut einem Bericht der staatlichen Tageszeitung "Ettelaat" kurz vor dem kompletten Austrocknen.

Der Countdown zu einer nationalen Katastrophe hat begonnen.

Staatliche Tageszeitung "Ettelaat"

Landesweit seien 19 große Stauseen und damit etwa zehn Prozent aller Stauseen des Landes praktisch ausgetrocknet, hatte Abbasali Kejchaei von der iranischen Wasserwirtschaftsgesellschaft Ende Oktober gewarnt.

Hitzewelle Iran

Dürre und schlechtes Wassermanagement verschärfen die Krise im Iran. In Teheran sind die Reservoirs fast leer, Wasser wird zeitweise abgeschaltet.

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In der Hauptstadt Teheran sowie in den zentralen Provinzen sei das Wasserniveau vieler Stauseen zudem bereits auf das sogenannte "tote Volumen" gesunken - jenes Wasserreservoir, das nicht mehr nutzbar sei. Dementsprechend drohe dem Land schon bald der völlige Zusammenbruch der Grundwasserreserven und somit eine "verheerende Dürre", so der Bericht.



Abendliche Wasserabschaltungen

Wie der iranische Energieminister mitteilte, wird in mehreren Teilen des Landes, darunter auch die Millionenmetropole Teheran, abends das Wasser abgestellt und erst am nächsten Morgen wieder aufgedreht. Die Bevölkerung solle Wasserbehälter und Pumpen nutzen, um die Versorgungslücken auszugleichen.

In größeren Wohnkomplexen haben Behörden die Bewohner bereits dazu aufgefordert, Wasser in Badewannen und Behältern zu speichern. Die abendliche Wasserabstellung bis zum nächsten Morgen hat in mehreren Stadtteilen Teherans bereits begonnen. Das Speichern von Wasser gehört inzwischen zum Alltag, besonders für die Toilettenspülung.

 Zwei Taxifahrer erfrischen sich während einer Hitzewelle in der iranischen Hauptstadt. Die Millionenmetropole steht vor einer Wasserkrise.

Stundenlange Stromausfälle und Temperaturen von bis zu 50 Grad bringen einige Provinzen in Iran an den Rand eines Kollapses. Die Energie- und Wasserkrise ist wohl auch hausgemacht.

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Präsident droht mit drastischer Rationierung

Irans Präsident Massud Peseschkian warnte diese Woche vor einer drastischen Rationierung der Wasserversorgung, sollte es bis zum kommenden Monat keinen Regen geben. Im Falle einer anhaltenden Trockenperiode erwäge er sogar eine Evakuierung der Hauptstadt Teheran mit rund 15 Millionen Einwohnern.

Beobachtern zufolge ist eine solche Evakuierung jedoch eine rhetorische Ankündigung ohne konkretes Umsetzungspotenzial. Die Verlegung der Hauptstadt würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, da sämtliche zentralen Behörden sowie die Arbeitsplätze der Mehrheit der Bevölkerung in Teheran lägen. Ein Umzug wäre daher für die meisten Teheraner kaum möglich.

Ein Kind holt am 19.03.2017 in Lahore, Pakistan mit provisorischen Transportbehältern Wasser vom Fluss Ravi.

Über zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch in Johannesburg, einer der größten Städte Südafrikas, kämpfen viele mit Wassermangel.

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Kritiker werfen dem islamischen System des Landes vor, in den vergangenen Jahren nationale Einnahmen in regionale Konflikte gesteckt zu haben, anstatt sie in die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung - etwa in alternative Wasserversorgungssysteme - zu investieren. Angesichts der anhaltenden Wasserkrise wird zunehmend spekuliert, dass es im Land zu landesweiten Protesten und sozialen Unruhen kommen könnte.

40 Prozent weniger Regen als üblich in 2025

Im gesamten Iran hat es in diesem Jahr zu wenig geregnet. 15 der 31 iranischen Provinzen haben der iranischen Nachrichtenagentur Isna zufolge seit Oktober überhaupt keinen Regen mehr gesehen.

Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim fielen im Iran in diesem Jahr bisher nur 152 Liter Regen pro Quadratmeter, 40 Prozent weniger als im Durchschnitt üblich. Im Oktober sprach ein örtlicher Vertreter von einem Niederschlagsstand in Teheran, der "seit einem Jahrhundert nahezu beispiellos" sei.

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