G7-Gipfel mit Trump: Wie sich die Staatschefs vorbereitet haben

Balanceakt mit US-Präsident:Wie sich die G7-Chefs auf Trump vorbereiten

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Treffen mit Trump gelten als Balanceakt. Wie sich die übrigen Staats- und Regierungschefs auf den G7-Gipfel mit dem US-Präsidenten in Kanada vorbereitet haben. Ein Überblick.

Das Logo zum G7-Gipfel in der Pomeroy Kananaskis Mountain Lodge steht am Pressezentrum in Banff, Kanada, am 15.06.2025.
Spitzentreffen in Krisenzeiten: Die Liste der Themen ist lang beim G7-Gipfel in Kanada. Die Erwartungen, dass ein gemeinsamer Kurs gefunden wird, sind jedoch niedrig. Ein Überblick.16.06.2025 | 1:15 min
Mit Trump hoch oben in den Bergen: In den kanadischen Rocky Mountains kommen die Chefs der sieben großen Industrienationen (G7) zu einem Gipfel zusammen. Für Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist der Auftritt in diesem Kreis eine Premiere.
Die größte Aufmerksamkeit gilt jedoch US-Präsident Donald Trump, der mit solchen multilateralen Foren wenig anfangen kann. Von Trumps Gebaren wird der Erfolg des Gipfels in Kananaskis aber in erster Linie abhängen.
Welche Strategien haben die anderen Gipfelteilnehmer im Umgang mit ihm entwickelt?
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht bei einem Pressestatement vor dem Abflug zum G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Kanada am 15.06.025
In Kanada beginnt heute der Gipfel der sieben Wirtschaftsmächte. Für Bundeskanzler Merz die erste größere internationale Bewährungsprobe. Themen dürften die Eskalation im Nahost-Konflikt und der Krieg in der Ukraine sein.16.06.2025 | 1:41 min

Merz: "Man darf sich nicht einschüchtern lassen"

Bewährungsprobe geglückt: Das erste Treffen des neuen Kanzlers mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus ging ohne Eklat über die Bühne. In Kanada geht es Merz darum, das zarte Pflänzchen seiner Beziehung zu Trump zu pflegen. Er sucht weiter das Gespräch.
Merz ist zu Gast bei Trump im Oval Office.
Der Bundeskanzler zeigte sich zufrieden nach seinem Antrittsbesuch bei US-Präsident Trump.06.06.2025 | 1:50 min
Nach dem Treffen im Weißen Haus fasste Merz sein Fazit zum Umgang mit der Trump-Regierung so zusammen: "Man kann mit ihnen reden, aber man darf sich nicht einschüchtern lassen." Und:

Hören wir mal auf, mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Donald Trump zu reden.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Emmanuel Macron - Um ein enges Verhältnis bemüht

Keiner der G7-Chefs kennt Trump schon so lange wie der französische Präsident. Nach außen hin demonstrieren die beiden einen freundschaftlichen Umgang. Ihr Verhältnis ist aber regelmäßig durch Spannungen belastet, die aus ihrer sehr unterschiedlichen Weltsicht herrühren.
US-Präsident Donald Trump (r) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schütteln sich nach einer gemeinsamen Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses die Hände.
Bei dem Treffen zwischen US-Präsident Trump und Frankreichs Präsident Macron ging es um die Zukunft der Ukraine. Macron sprach nach dem Treffen von einem "Wendepunkt".25.02.2025 | 2:01 min
Aktuell steht es nicht zum Besten. Auf dem Weg zum Gipfel machte Macron Halt im dänisch beherrschten Grönland und wies dort Trumps Ansprüche auf das Territorium klar zurück - eine gezielte Provokation in Richtung USA.
Generell bemüht sich Macron aber, ein enges Verhältnis zu pflegen - und dabei auch Trumps Schwäche für Pracht und Prunk für sich zu nutzen: Der Besuch der Pariser Militärparade zum Nationalfeiertag auf Einladung Macrons etwa beeindruckte Trump so nachhaltig, dass er am Samstag in Washington eine ähnliche Parade abhalten ließ.

Keir Starmer versucht es mit Schmeicheleien

Mit einigem Geschick setzt der britische Premierminister auf Schmeicheleien, um Zugang zu Trump zu finden. Hilfreich ist sicherlich, dass sich Starmer dabei auf den Nimbus der britischen Monarchie stützen kann, für die Trump große Bewunderung hegt.
Starmer trifft sich mit Trump, um für einen US-Backstop für einen Waffenstillstand in der Ukraine zu plädieren, da dies die einzige Möglichkeit sei, eine erneute Invasion Russlands durch Wladimir Putin zu verhindern.
Der britische Premier hat in Washington mit Trump unter anderem über Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Falle einer Waffenruhe gesprochen.27.02.2025 | 2:21 min

Giorgia Meloni - Mögliche Vermittlerin in Streitfragen

Ultrarechts, anti-woke, migrationskritisch: Mit Italiens Ministerpräsidentin verbindet Trump eine fast schon herzliche Sonderbeziehung. Bei ihrem Treffen im April im Oval Office überschüttete Trump die Italienerin mit Lob. So viel Aufmerksamkeit aus den USA ist ungewöhnlich für Italien, das keine militärische oder wirtschaftliche Großmacht ist.
Trumps Zuwendung wertete Meloni international auf: Ihr könnte eine Rolle als Vermittlerin in Streitfragen zwischen Europa und den USA zufallen, etwa im Zollstreit. Dass Meloni als gute Freundin von Trumps Ex-Kumpel Elon Musk gilt, dürfte inzwischen kein Plus mehr für sie sein.
Washington: Präsident Donald Trump trifft sich mit Italiens Ministerpräsidentin Meloni im Oval Office des Weißen Hauses.
US-Präsident Trump hat sich mit Italiens Ministerpräsidentin Meloni in Washington getroffen. Bei dem Treffen hat er eine Einigung beim Zollstreit mit der EU in Aussicht gestellt.18.04.2025 | 0:20 min

Mark Carney - Heikler Balanceakt mit Trump

Für Kanadas Premierminister und G7-Gipfelgastgeber ist Trump der vermutlich unangenehmste Gast. Schließlich zeugt es nicht von gutnachbarschaftlichem Geist, dass Trump den Kanadiern die Eigenstaatlichkeit absprechen und sie den USA als 51. Bundesstaat einverleiben will. Zudem wäre kein anderes Land so schwer von US-Zöllen betroffen wie Kanada, dessen Wirtschaft engstens mit den USA verflochten ist.
Carney verfolgt seit seiner Wahl im April einen heiklen Balanceakt mit Trump: Verhandeln, wo möglich - aber Trumps territoriale Begehrlichkeiten stellen eine rote Linie dar.
CANADA-VOTE-POLITICS-CARNEY
Der liberale Premier Carney gewinnt die Parlamentswahl, die von der Zollpolitik und Annexionsdrohungen des US-Präsidenten überschattet wurde. Kann Carney Trump die Stirn bieten?29.04.2025 | 2:36 min

Shigeru Ishiba braucht USA

Der japanische Ministerpräsident war einer der ersten Staatsgäste nach Trumps Vereidigung. Mit Lobhudeleien rang Ishiba seinem Gastgeber im Oval Office ein breites Lächeln ab. Ishiba weiß: Japan braucht die USA - als Absatzmarkt, aber auch als Garant seiner Sicherheit insbesondere angesichts eines auftrumpfenden China.
US-Präsident Donald Trump trifft sich mit dem japanischen Premierminister Shigeru Ishiba im Oval Office des Weißen Hauses am 07.02.2025.
Der japanische Premierminister Shigeru Ishiba: Wird auch er zum "Trump-Flüsterer"?
Quelle: Imago

Ishiba dürfte genau das Vorbild von Shinzo Abe, einem seiner Vorgänger, studiert haben: Abe galt weltweit als "Trump-Flüsterer" par excellence, durch viele persönliche Treffen hatte Abe ein ungewöhnlich enges Verhältnis zu Trump aufgebaut. Abes Charme geht dem spröden Ishiba zwar ab. Er umschmeichelt Trump aber mit Angeboten etwa für die US-Energie- und Rüstungswirtschaft.
Quelle: dpa

Trump und seine Beziehungen zu Regierungschefs