Machtwechsel nach Stichwahl:Bolivien: Christdemokrat Paz gewinnt Präsidentschaftswahl
Politiker Rodrigo Paz hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Bolivien gewonnen und sich damit gegen seinen konservativen Konkurrenten Jorge "Tuto" Quiroga durchgesetzt.
Bolivien: Präsidentschaftskandidat Rodrigo Paz winkt zu seinen Anhängern nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse.
Quelle: dpaBei der Präsidenten-Stichwahl in Bolivien hat der Kandidat der politischen Mitte, Rodrigo Paz, einen Sieg errungen. Vorläufigen Ergebnissen zufolge hat sich der Senator gegen seinen Kontrahenten - den konservativen Ex-Präsidenten Jorge "Tuto" Quiroga - mit 54,5 Prozent der Stimmen durchgesetzt.
Quiroga kam auf 45,4, wie die bolivianische Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Fast 20 Jahre nach dem Wahlsieg von Evo Morales haben die Wählerinnen und Wähler dem Linkskurs ihres Landes damit ein Ende gesetzt.
Paz, der im Wahlkampf einen moderateren Sparkurs als die rechte Opposition verfolgte, erklärte im August mit Blick auf die Politik von Präsident Luis Arce, das Wirtschaftsmodell müsse reformiert werden. Unter dem einstigen Schützling und späteren Gegner von Ex-Präsident Morales war die lange stabile Wirtschaft Boliviens implodiert.
Nach fast zwei Jahrzehnten Links-Regierung bekommt Bolivien einen Christdemokraten als Präsidenten. Rodrigo Paz wird mit der Wirtschaftskrise des Landes umgehen müssen.
20.10.2025 | 1:28 minPaz: "Die Wirtschaft soll den Menschen gehören"
In der Stichwahl traten die beiden Kandidaten gegeneinander an, die im ersten Durchgang die meisten Stimmen erhielten, also Paz und Quiroga. Neben der Präsidentenwahl wurde auch ein neues Parlament bestimmt.
Die Wirtschaft soll den Menschen gehören, nicht dem Staat.
Rodrigo Paz, Christdemokratische Partei Bolivien
Paz sagte am Wahlabend vor Anhängern in La Paz, das bolivianische Volk habe seinen Wunsch nach "Wandel" zum Ausdruck gebracht. Er appellierte an das Parlament, ihm dabei zu helfen, das seit zwei Jahrzehnten geltende Wirtschaftsmodell zu ändern, "das für den Staat arbeitet und nicht für die Bolivianer".
Der weltweite Quinoa-Boom hat in Bolivien Spuren hinterlassen. Statt in Mischkulturen mit Lamas wurde in Monokulturen und ohne Pausen angebaut. Was bleibt, sind zerstörte Böden.
02.08.2025 | 1:30 minÖkonomen: Der neuen Regierung stehen Herausforderungen bevor
"Diese Wahl markiert einen politischen Wendepunkt", sagte Glaeldys Gonzalez Calanche, Analystin bei der International Crisis Group. Die Stimmung im Land war gespalten. Die Wählerin Lourdes Mendoza sagte, sie sei der Ära der Regierungspartei MAS überdrüssig geworden. "Ich hoffe, meine Kinder können andere Möglichkeiten und Alternativen sehen." Andere Wahlberechtigte zeigten sich skeptisch. "Ich glaube, er ist eine Marionette der scheidenden Regierung", sagte die 21-jährige Esther Miranda.
Ökonomen zufolge stehen der neuen Regierung unmittelbare Herausforderungen bevor. Dazu gehören die Sicherung der Treibstoffversorgung und die Bildung von Koalitionen in einem zersplitterten Parlament. Die Partei von Paz, PDC, gewann 49 von 130 Sitzen im Abgeordnetenhaus und 16 von 36 im Senat.
Paz kündigte an, die allgemeinen Treibstoffsubventionen schrittweise abzubauen und die diplomatischen Beziehungen zu westlichen Ländern wie den USA zu verbessern. Die größte Gewerkschaft des Landes hat bereits Widerstand gegen einen Abbau sozialer Errungenschaften angekündigt.
Bolivien: Politischer Machtkampf
Die Politik war lange vom Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales und dem scheidenden Staatschef Luis Arce der linken Partei "Movimiento al Socialismo" (MAS) geprägt. Die Wahl markiert einen Einschnitt im politischen Machtgefüge.
Arce trat wegen sinkender Beliebtheit nicht mehr an. Ihn sowie seine Partei MAS machten viele Wählerinnen und Wähler für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Morales durfte wegen der verfassungsrechtlichen Amtszeitbegrenzung nicht mehr antreten. Zudem sieht sich Morales einem Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen ausgesetzt.
Trotz juristischer Probleme hat der erste indigene Präsident des Landes noch immer viele Anhänger. Vor der Wahl hatte Morales die Bevölkerung dazu aufgerufen, ungültige Stimmen abzugeben.
2.800 Meter über dem Meeresspiegel liegt Sucre, die historische Hauptstadt Boliviens. Wegen der charmanten Atmosphäre und der wunderschönen, kolonialen Architektur zählt Sucre zum Unesco-Welterbe.
21.07.2025 | 3:33 minLinkspartei abgestraft
Die Wahl fand inmitten einer schweren Wirtschaftskrise statt, und erwartungsgemäß wurde die seit 20 Jahren regierende Linkspartei MAS abgestraft. Ihr Präsidentschaftskandidat Eduardo del Castillo holte nur 3,1 Prozent der Stimmen.
Die Inflationsrate in Bolivien liegt bei fast 25 Prozent und es herrscht ein Mangel an Treibstoff. Für die internationale Politik spielt Bolivien auch wegen seiner großen Lithiumvorkommen eine wichtige Rolle. Deutsche Unternehmen hoffen auf bessere Investitionsbedingungen unter einer neuen Regierung.
Linker Kandidat wurde bei Stimmabgabe attackiert
Am Rande der Abstimmung kam es zu Zwischenfällen. Der linke Kandidat Andrónico Rodríguez wurde nach seiner Stimmabgabe von mutmaßlichen Anhängern des Ex-Präsidenten Morales mit Steinen attackiert.
Anstatt den linken Kandidaten zu unterstützen, der einst als sein politischer Erbe galt, hat Morales Rodríguez als Verräter gebrandmarkt. Wenige Stunden zuvor war am selben Ort die Detonation eines Sprengsatzes gemeldet worden. Über Verletzte lagen zunächst keine Informationen vor.
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von Ronja Bachofermit Video28:41