Die deutschen Winzer stehen vor großen Herausforderungen. Einerseits können sie auf einen guten Jahrgang 2025 hoffen, andererseits kämpft die Branche mit Preisverfall.
Wie erfolgreich die Weine 2025 werden, lässt sich derzeit noch nicht sagen, sicher ist nur: Die Traubenqualität ist top.
Quelle: Imago
Noch hat die diesjährige Weinlese nicht wirklich begonnen. Das, was jetzt bereits geerntet wird, sind Trauben für den jungen Wein - je nach Region als Federweißer, Rauscher, Bitzler oder Sauser bekannt. Gepresster trüber Traubenmost, sofort abgefüllt, der gerade anfängt zu gären. Zu bekommen ab Weingut, auf Wochenmärkten, im Einzelhandel oder in der Gastronomie.
Ein Absatzmarkt, den immer mehr Winzer nutzen, der deshalb aber in den vergangenen Jahren durch immer härteren Preiskampf gezeichnet ist. Oft werden früh reifende Sorten wie Solaris oder Ortega dafür verwendet.
Der Klimawandel fordert Winzer und Winzerinnen heraus. Sie müssen umdenken. Welche Trauben landen künftig in den Weingläsern? ZDF-Gartenexpertin Sabine Platz will es herausfinden.06.10.2024 | 28:45 min
Sehr gute Traubenqualität
Für Bastian Klohr von der Genossenschaft "Weinbiet" in Neustadt an der Weinstraße und seine Kollegen ist der junge Wein ein wichtiges Standbein: Weit mehr als 100.000 Flaschen bringen die Pfälzer an die Kundschaft. Über den momentanen Zustand der Trauben ist Klohr begeistert:
Es sieht qualitativ sehr gut aus.
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Bastian Klohr, Genossenschaft "Weinbiet"
Neben dem Federweißen holt er in diesen Augusttagen auch schon den einen oder anderen Sektgrundwein in seine Keller. Die eigentliche Hauptlese aber kommt fast überall ab September so richtig in Schwung. Dann sind die deutschen Winzer zwischen Bodensee und Saale und Unstrut Tag und Nacht im Einsatz, um den 2025er-Jahrgang einzuholen - zum möglichst besten Zeitpunkt, wenn Riesling, Burgunder und Co. die Reife erreicht haben, die von den Kellermeistern jeweils gewünscht ist.
Winzer Jochen Schmitt gibt Gewürztraminer-Reben in der Pfalz auf, und weicht wegen des Klimawandels mit dem Riesling in kühlere Lagen aus. Ein ganzer Berufszweig steht unter Druck.29.04.2025 | 2:58 min
Klimawandel und Wetterkapriolen
In der diesjährigen Vegetationsphase sind nur vereinzelt unwetterbedingte Schäden zu beklagen - wenn aber Hagel runterkam, dann wurden Weinberge stark beschädigt, so an einigen Stellen in der Pfalz und in Rheinhessen. Dort in wenigen Fällen dann auch bis hin zum Totalausfall einzelner Lagen.
Aber: Alle 13 deutschen Anbaugebiete sehen sich mit dem Klimawandel konfrontiert. Allgemein bedeutet mehr Wärme im Weinbau erstmal nichts Schlechtes, im Gegenteil. Sonne satt vor allem in den letzten Wochen vor der Lese lässt die Winzer meist jubeln. Schwierig wird es, wenn in dieser Zeit große Mengen Feuchtigkeit dazukommen. Die öffnet Tür und Tor für Schädlinge wie die Kirschessigfliege und Pflanzenkrankheiten wie Pilzbefall oder Fäulnis.
All das greift die Trauben an und verhindert so gesundes Lesegut. Deshalb drücken jetzt auch alle Beteiligten fest die Daumen, dass das Wetter in den kommenden Wochen weitestgehend trocken bleibt. Kommen dann noch kühlere Nachttemperaturen dazu, spricht vieles für qualitativ hochwertige Tropfen mit animierender Säure und vielfältigen Aromen.
Der Klimawandel macht deutschen Winzerinnen und Winzern zu schaffen. Wetterextreme sorgen für Schwierigkeiten am Weinberg. Wie begegnet die Weinwirtschaft den Problemen?
von Anna-Maria Bolenius
mit Video
Sinkender Konsum und ausländische Konkurrenz
Weitaus mehr Kopfzerbrechen als unplanbare Wetterkapriolen bereitet der gesamten Branche die Marktsituation. Zwei Phänomene sind bereits seit einigen Jahren festzustellen. Erstens der allgemein sinkende Alkoholkonsum, der weit über Deutschland hinaus zu beobachten ist - auch bei Bier und anderen alkoholischen Getränken.
Und zweitens das Kaufverhalten deutscher Konsumenten, die viel häufiger nach der günstigeren ausländischen Flasche greifen als nach den heimischen Rebsäften. Beides zusammen ist geradezu toxisch für die Winzer.
Der Klimawandel macht deutschen Landwirten zu schaffen. Auch für Winzer sind Starkregen und Hitze ein Problem. Sabine Platz hat einen getroffen, um zu sehen, wie er mit damit umgeht.04.10.2024 | 3:06 min
Besonders betroffen die sogenannten Fassweinwinzer, die selbst keinen eigenen Wein vermarkten, sondern ihre Trauben oder ihren jungen Most an Großhändler verkaufen. Der durchschnittliche Literpreis für Fasswein lag vergangenen Herbst bei 60 Cent. Damit lassen sich nicht einmal die Bewirtschaftungskosten der Weinberge finanzieren.
Einige Insider befürchten, dass sich nach der diesjährigen Lese eine Konkurswelle ausbreitet, die ein großes Branchenbeben auslösen und die Struktur des deutschen Weinbaus insgesamt stark verändern könnte. Aufwühlende Zeiten für Deutschlands Winzer.
Christopher Heinze ist Reporter im ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz.