Zu viele Waschbären: Wie Kassel das Problem lösen will

Zu große Population:Wie Kassel sein Waschbärenproblem lösen will

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Kassel gilt in Deutschland als Hotspot für Waschbären, doch die Tiere sind eine Bedrohung für heimische Arten. In einem Pilotprojekt soll die Population nun verkleinert werden.

Baden-Württemberg, Cleebronn: Ein Waschbär (Procyon lotor), aufgenommen in einem Gehege im Wildparadies Tripsdrill.
Waschbären gelten als invasive Tierart. Gerade in Kassel sorgen sie für viele Probleme.
Quelle: dpa

Kassel hat ein Waschbärenproblem. Die Stadt in Hessen gilt deutschlandweit als Hotspot für Waschbären, es wird von einem Tier pro Hektar ausgegangen. Nun will die Stadt das Problem in den Griff kriegen und die Population eindämmen.
Dafür startet am Donnerstag ein dreijähriges Pilotprojekt zur Kontrolle der Waschbärenpopulation: Unter Leitung des Bundesverbands Wildtierhilfen fängt ein Team aus Ehrenamtlichen, Biologen und Tierärzten die Tiere im Stadtgebiet mithilfe von kameraüberwachten Lebendfallen ein, um sie zu sterilisieren.
Laut der Leiterin des Bundesverbands der Wildtierhilfen, Vera Heck, werden die Waschbären anschließend wieder in die Freiheit entlassen.
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Dezernent: Respektvoller Umgang mit Tieren steht im Vordergrund

Durch das sogenannte biologische Populationsmanagement soll der Bestand eingedämmt werden. Je nach Fangquote wird erwartet, dass sich die Population der Bären mit der schwarzen "Augenmaske" im ersten Jahr stabilisiert. In den kommenden Jahren soll der Bestand um 20 Prozent reduziert werden.
Nach Angaben des Bundesverbands der Wildtierhilfen ist es das erste Projekt für biologisches Waschbärenmanagement in Europa. Ein regulierender Eingriff ist laut Kassels Ordnungsdezernent Heiko Lehmkuhl notwendig, da die Waschbären keine natürlichen Feinde haben. Das Pilotprojekt sei ein neuer Weg, bei dem "der respektvolle Umgang mit Wildtieren im Vordergrund steht".
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Waschbären sollen sich nicht vermehren, aber Revier verteidigen

Waschbären werden seit 2016 in der EU als invasiv eingestuft. Laut der Goethe-Universität Frankfurt am Main suchen Waschbären gezielt Brutstätten von Amphibien, Reptilien und bodenbrütenden Vögeln auf. Sie gelten daher als eine Bedrohung für heimische Arten.
Fangzeiten der Kasseler Waschbären sind den Initiatoren zufolge die Monate August bis Oktober und gegebenenfalls Februar. Rund 30 Helfer sowie zehn Tierärzte werden deshalb zunächst in den kommenden drei Monaten gezielt Waschbären einfangen, sterilisieren beziehungsweise kastrieren, mit einer gelben Ohrmarke versehen und zeitnah im angestammten Quartier wieder aussetzen.
Sinn der Freilassung sei, dass keine neuen Tiere in den angestammten Lebensraum einwandern, sagte Heck:

Die wieder freigesetzten Bestandstiere können sich nicht mehr fortpflanzen, verteidigen aber ihr Revier.

Vera Heck, Bundesverband der Wildtierhilfen

Quelle: epd
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