Gletschersturz in der Schweiz: Ein Dorf ist verschwunden
Eindrücke nach Gletscherabbruch:"Kann es immer noch nicht ganz fassen"
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300 Menschen haben ihr Zuhause verloren, als hunderte Kubikmeter Geröll das Dorf Blatten in der Schweiz unter sich begraben haben. Die Verzweiflung vor Ort ist groß.
Gigantische Fels- und Geröllmengen blockieren nach dem Bergsturz in den Schweizer Alpen den Fluss Lonza. ZDF-Reporterin Sandra Susanka berichtet über die aktuelle Lage vor Ort. 30.05.2025 | 1:25 min
Vom Dorf Blatten ist fast nichts mehr sichtbar: Unmengen an Geröll haben ganze Häuser, Straßen und Betriebe verschluckt. Die meisten der wenigen Häuser, die verschont blieben, sind inzwischen durch die aufgestaute Wasser der Lonza überflutet. Nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz herrscht im betroffenen Katastrophengebiet Bestürzung.
ZDF-Reporterin Sandra Susanka berichtet, die Menschen vor Ort seien "verzweifelt" und "fassungslos".
Manche sind in eine Art Schockstarre verfallen, sitzen apathisch da, mit denen kann man kaum reden. Andere wiederum verdrängen dieses Ereignis ganz gut bisher.
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Sandra Susanka, ZDF-Reporterin vor Ort
Zurück in ihre Häuser werden sie nicht mehr kommen, sagt die Reporterin. Nun stelle sich für viele die Frage, wie man ein neues Zuhause finde.
Was mich fasziniert hat, ist, dass alle gesagt haben, 'wir wollen hier im Lötschental bleiben und unseren kleinen Ort Blatten vielleicht an einem anderen Teil irgendwo wieder aufbauen'.
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Sandra Susanka, ZDF-Reporterin vor Ort
Nachdem gewaltige Geröllmassen das Dorf Blatten in den Schweizer Alpen begraben haben, verstopfen sie das Flussbett des Fluss Lonza. Es droht eine enorme Flutwelle.30.05.2025 | 1:36 min
Gletscherabbruch in der Schweiz: Unklar, wie es weitergeht
Wegen der Gefahrenlage war Blatten in der Ferienregion Lötschental bereits vorige Woche ganz geräumt worden. Rund 300 Einwohner mussten innerhalb kurzer Zeit ihre Häuser verlassen. Für Sophie sei die Situation noch nicht greifbar:
Ich war bis gestern noch außerhalb vom Tal am Arbeiten und in der Ausbildung und ich bin heute hierhergekommen. Es ist einfach…, ja, ich kann es immer noch nicht ganz fassen.
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Sophie, Auszubildende
Der Staatsrat des Kanton Wallis, Christophe Darbellay sprach von einem gewaltigen Ausmaß. "Ein Dorf, ein Weiler" seien von der Landkarte verschwunden.
Was uns jetzt passiert ist, ist einfach vom Ausmaß her, wirklich von der Stärke her, etwas Gewaltiges, was wir noch nie gehabt hatten.
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Christophe Darbellay, Staatsrat Kanton Wallis
Auch Augenzeuge Albrecht Kaiser zeigt sich tief bestürzt: "Blatten ist ein wunderschönes Dorf gewesen." Nun sei es weg.
Der Klimawandel hat Folgen für Permafrost und Gletscher. Fels und Gestein kommen in Bewegung. Ein Grafikvideo in 3D23.05.2025 | 0:39 min
Gemeinden in Katastrophengebiet halten zusammen
So groß der Schock im Tal ist, so groß ist aber auch der Zusammenhalt. Valentin Werlen, der Gemeindepräsident von Ferden sagte während einer Pressekonferenz, die Gemeinden stünden Schulter an Schulter zueinander. Insgesamt gibt es vier Gemeinden im Tal.
Wir können ein Daheim nicht ersetzen aber wir können für euch da sein. Ein Daheim ist nicht nur ein Ort, es ist auch eine Gemeinschaft und die Gemeinschaft, die bleibt.
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Valentin Werlen, Gemeindepräsident Ferden
Aktuell sind Bewohner und Behörden des Tals zum Abwarten verdammt. Das Wasser hinter dem gigantischen Schuttkegel durch den Gletscherabbruch steigt unaufhörlich. Vom Katastrophenstab heißt es, die Lage sei bedrohlich, die Kante des meterhohen Eis-, Fels- und Geröllbergs ist fast erreicht.
Quelle: ZDF
Die Behörden rechnen stündlich damit, dass das Wasser des Flusses Lonza sich einen Weg Richtung Tal bahnt. In zwei Gemeinden weiter unten im Tal sind die Menschen dazu aufgerufen, das Nötigste zu packen.