Nagelkünstler:Günther Uecker ist gestorben
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Er war international bekannt und gilt als einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler. Nun ist der Günther Uecker im Alter von 95 Jahren gestorben.
Günther Uecker bereitete dem Nagel den Weg in die Kunstgeschichte. Jahrzehntelang hämmerte er Zimmermannsnägel in Stühle, Klaviere, Nähmaschinen und natürlich Leinwände. Nägel haben eigentlich etwas Aggressives und Verletzendes. Bei Uecker aber wurden sie sinnlich.
Nun ist der einstige Mitbegründer der weltweit berühmten ZERO-Guppe, den viele nur den "Nagelkünstler" nannten, tot.
Uecker arbeitete bis ins hohe Alter in seinem Atelier in Düsseldorf.
Quelle: imago images
Nach Angaben aus dem Umfeld der Familie starb er am Dienstag im Alter von 95 Jahren in der Uniklinik Düsseldorf im Kreis von Familie und Freunden. Er sei kurzfristig ins Krankenhaus gekommen, hieß es. Zuerst hatte die "Rheinische Post" berichtet.
Bis ins hohe Alter arbeitete Uecker in seinem Atelier in einem Speicher in seiner Wahlheimat Düsseldorf, umgeben von seinem kleinen "Familienbetrieb" - seiner Frau Christine und Sohn Jacob.
Nagelbilder als Ausdruck poetischer Kraft
Ueckers großformatige Nagelreliefs hängen heute in den großen Museen der Welt und den politischen Machtzentralen Deutschlands.
Für Uecker waren die Nagelbilder immer auch tagebuchähnliche Seelenlandschaften, die er "Empfindungswerte aus der Zeit" nannte. Seine Reliefs mit den eng gehauenen Nägeln erinnern an wogende Gräser oder Ähren. Für Uecker waren sie auch "Ausdruck der poetischen Kraft des Menschen".
Der am 13. März 1930 in Wendorf geborene Bauernsohn war aber weit mehr als ein "Nagelkünstler", er war ein universaler Weltkünstler.
Mit einer humanitären Friedensbotschaft reiste Uecker um die Welt, durfte auch in Diktaturen und totalitären Staaten ausstellen. "Mit Offenheit dem zu begegnen, was mich zutiefst befremdet" - das war Ueckers Quelle der Inspiration.
Vom Reklamegestalter zum Nagelkünstler
Ausgebildet wurde Uecker in der DDR zum Reklamegestalter und musste einst ein 20 Meter hohes Stalin-Bild malen. "Ich wurde im dialektischen Materialismus gehirngewaschen", sagte Uecker einmal.
Im Jahr 1957, da war Uecker schon im Westen, griff er erstmals zum Nagel. Mit dem aggressiven Akt des Nagelns wies er fortan auch auf die Gewalttätigkeit des Menschen hin.
Heimkehr: Fenster für Schweriner Dom
Auch aufsehenerregende Bühnenbilder gehören zu Ueckers Werk, ebenso wie der Andachtsraum im Berliner Reichstag. Hunderte von Nägeln durchbohren dort ein Kreuzmotiv. Noch in hohem Alter gestaltete Uecker vier große blaue Glasfenster für den Schweriner Dom.
Als Ende 2024 die himmelblauen Fenster im Schweriner Dom eingeweiht wurden, kam das für ihn einer Heimkehr gleich. "Meine Tränen flossen, meine Gefühle übermannten mich bei der Einweihung der Fenster", bekannte Uecker im Interview der "Rheinischen Post". "Der Ort der Sehnsucht ist die Heimkehr."
Quelle: dpa
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Quelle: dpa, AFP
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