Parkinson-Patientin spielt während Hirn-OP Klarinette

Musik im Operationssaal:Parkinson-Patientin spielt bei Hirn-OP Klarinette

von Maya Zanettin

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In London ließ sich die Parkinson‑Patientin Denise Bacon am Gehirn operieren. Während der Tiefen-Hirnstimulation spielte sie Klarinette und spürte sofort mehr Beweglichkeit.

Eine Frau spielt während einer Operation auf einer Klarinette.

Eine an Parkinson erkrankte Britin spielt während einer Hirn-OP Klarinette. Die durchgeführte Tiefen-Hirnstimulation soll ihre Symptome lindern und ihr das Musizieren wieder erleichtern.

22.10.2025 | 1:09 min

Seit über zehn Jahren leidet die Britin Denise Bacon an einer Parkinson-Erkrankung. Symptome wie Muskelsteifheit oder Trägheit machen der pensionierten Sprachtherapeutin zu schaffen. Auch Gehen, Tanzen, Schwimmen fallen der 65-Jährigen schwer. Das Schlimmste aber ist für Denise Bacon, dass sie ihre geliebte Klarinette nicht mehr richtig spielen kann.

Denise Bacon spielt während OP auf ihrer Klarinette

Um das zu ändern, hat sich die Britin am renommierten London King’s College einer Hirn-Operation unterzogen. Unter der Leitung des Neurochirurgen Professor Keyoumars Ashkan wurde bei der Patientin eine sogenannte Tiefen-Hirnstimulations-Therapie (DBS) durchgeführt.

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Wie das Krankenhaus mitteilte, seien in dem vier Stunden dauernden Eingriff Elektroden in Denise' Gehirn implantiert und danach an einen Impulsgenerator, der einem Herzschrittmacher ähnelt, angeschlossen worden.

Elektrische Impulse sollten dafür sorgen, dass sich die Gehirnaktivität der 65-Jährigen verändert und damit ihre Parkinson-Symptome gelindert werden.

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Klarinette hilft bei der Kontrolle der Bewegungen

Um die Ergebnisse der Operation sofort sehen zu können, wurde Denise Bacon nur lokal betäubt. Das heißt, sie war während des gesamten Eingriffs bei vollem Bewusstsein. So konnte sie auf dem OP-Tisch liegend eine Verbesserung ihrer motorischen Fähigkeiten spüren und sogar auf ihrer Klarinette spielen, wie Videoaufnahmen beweisen.

Ich erinnere mich, dass sich meine rechte Hand nach der Stimulation viel leichter bewegen ließ.

Denise Bacon, Parkinson-Patientin

Neue Hoffnung nach Tiefen-Hirn-Stimulation

Nicht nur Denise Bacon, sondern auch Professor Keyoumars Ashkan, der die Idee zu dieser Operation hatte, war glücklich zu sehen, dass die Operations-Methode angeschlagen hatte.

Wir waren hocherfreut, als wir eine sofortige Verbesserung ihrer Handbewegungen und damit ihrer Spielfähigkeit feststellten.

Prof. Keyoumars Ashkan, Hirnchirurg

Im Anschluss an die Stimulations-Therapie wurde der Patientin schließlich ein wiederaufladbarer Impulsgenerator in die Brust eingesetzt. Er soll ihr Gehirn für die kommenden 20 Jahre kontinuierlich mit Strom versorgen.

Denise Bacon ist dankbar und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Wenn sie sich von der Operation erholt hat und ihr Gehirn genügend Stimulation erhalten hat, dann möchte sie unbedingt wieder ins Schwimmbad und auf die Tanzfläche gehen. Ihr größter Traum: Trotz Parkinson-Erkrankung wieder in ihrer alten Band Klarinette spielen.

Frau in meditierender Pose, symbolisch für den Einfluss des Vagusnervs auf die Regulierung von Stimmung und die Unterstützung bei Depressionen.

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Quelle: Reuters

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