Kanadischer Freizeitpark droht, Wale einzuschläfern

Wenn Regierung nicht zahlt:Kanadischer Freizeitpark droht, Wale einzuschläfern

Oliver Klein
von Oliver Klein
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Der geschlossene Freizeitpark Marineland nutzt seine Wale als Druckmittel: Ohne staatliche finanzielle Unterstützung sollen die Tiere eingeschläfert werden. Was steckt dahinter?

Besucher beobachten einen Beluga-Wal in einem Becken im Vergnügungspark Marineland in Niagara Falls, Ontario, Kanada

Besucher vor einen Beluga-Wal im Vergnügungspark Marineland in Niagara Falls, Kanada - inzwischen ist der Park geschlossen. (Archivbild)

Quelle: AP

Der Freizeitpark Marineland in Kanada war früher eine beliebte Touristenattraktion, direkt in der Nähe der Niagarafälle. Heute ist er seit über einem Jahr geschlossen. In die Schlagzeilen gerät er nur noch durch seinen Umgang mit den verbliebenen Tieren, die noch auf dem Gelände leben: 30 Belugawale und vier Delfine schwimmen in den Becken, daneben gibt es einige Robben und Seelöwen.

Erst im Spätsommer starben nach Medienberichten ein Beluga und eine Robbe. Nun hat Marineland gedroht, die restlichen 30 Wale einzuschläfern, wenn die Regierung Kanadas keine finanzielle Unterstützung gewährt.

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Regierung verbietet Verkauf der Wale nach China

Eigentlich wollte der Park die Tiere verkaufen: Er hatte einen Antrag gestellt, sie in das chinesische Schauaquarium "Chime-Long Ocean Kingdom" zu bringen, das 2014 eröffnete hatte.

Die kanadische Fischereiministerin Joanne Thompson verweigerte das aber: In einem bei X veröffentlichten Statement schrieb sie zur Begründung, sie könne es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, einen Export zu genehmigen, der die schlechten Haltungsbedingungen fortsetzen würde.

Als Kanadier wissen wir, dass Wale ins Meer und nicht in Becken für unsere Unterhaltung gehören.

Joanne Thompson, kanadische Fischereiministerin

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Marineland gibt an, überschuldet zu sein

Zudem verwies Thompson auf ein Gesetz von 2019, das es verbietet, Wale und Delfine für Unterhaltungsshows zu nutzen oder in Gefangenschaft zu halten. Das Gesetz galt bei seiner Verabschiedung zwar nicht rückwirkend für Tiere, die bereits in einem Park leben - es könnte jedoch einen Export in einen anderen Park verhindern.

Der Marineland-Park teilte daraufhin mit, der chinesische Park Chimelong sei die einzige Option gewesen, da kein anderer Meerespark mit ausreichendem Platz vorhanden sei. In einem Schreiben an die Regierung erklärte Marineland, überschuldet zu sein, das Geld für die Pflege der Tiere gehe zur Neige.

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Tierschützer sprechen von Erpressung

Die Regierung solle sich finanziell beteiligen und dabei helfen, einen anderen Ort für die Wale zu finden. Marineland setzte nach Medienberichten eine Frist bis zum 7. Oktober - danach drohe das Einschläfern der Tiere.

Tierschützer und Lokalpolitiker warfen Marineland Erpressung vor. Doch Marineland bekommt kein staatliches Geld: "Die Tatsache, dass Marineland trotz jahrelanger Haltung dieser Wale keine tragfähige Alternative entwickelt hat, verpflichtet die kanadische Regierung nicht dazu, Ihre Ausgaben zu übernehmen", zitiert die "New York Times" aus der Antwort Thompsons an den Park.

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Ex-Mitarbeiter: Drohung ist nur Bluff

Der Park war immer wieder wegen Tierquälerei in die Kritik geraten, nach Recherchen der Nachrichtenagentur "Canadian Press" waren dort seit 2019 mindestens 20 Wale gestorben. "Es wird nicht besser, es wird schlimmer", beklagt der frühere Marineland-Mitarbeiter Phil Demers. Er hatte dort über zehn Jahre als Walross-Trainer gearbeitet, inzwischen ist er einer der vehementesten Kritiker des Parks.

Bei X schreibt er, er sei dafür, dass die Tiere nach China gebracht werden. Die Drohung, die Wale einzuschläfern sei nur ein Bluff des Parks, die Finanzkrise von Marineland sei nur inszeniert: Der Park besitze Land "im Wert von Hunderten Millionen", so Demers.

Fallen Sie nicht darauf herein. Es werden keine Wale eingeschläfert.

Phil Demers, Ex-Mitarbeiter bei Marineland

Das Problem ist aber: Es ist völlig unklar, wo und wie die Wale weiterleben können. Sie einfach im Meer freizulassen ist keine Option - nach jahrelanger Haltung in Gefangenschaft würden sie laut Experten in freier Wildbahn vermutlich nicht überleben.

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Quelle: mit Material von AP
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