Staatsanwaltschaft München:Ermittlungen gegen 14 Putzfirmen wegen Schwarzarbeit
Ein Geflecht aus Putzfirmen soll Mitarbeiter im großen Stil schwarz beschäftigt und unter unwürdigen Bedingungen untergebracht haben. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt.
Die verdächtigen Putzfirmen sollen ihre Mitarbeiter schwarz bezahlt haben. (Archivbild)
Quelle: SVEN SIMONDie Münchner Staatsanwaltschaft geht in einem großen Ermittlungsverfahren gegen 18 Manager und sonstige Beschuldigte eines Geflechts von Putzfirmen und Baudienstleistern vor. Sie sollen ihre Arbeitnehmer unter menschenunwürdigen Bedingungen ausgebeutet haben.
Hauptverdächtige in München sind vier Führungskräfte des größten der insgesamt 14 Unternehmen. Nach Angaben der Ermittlungsbehörde sitzen sie in Untersuchungshaft. Ihnen wird Schwarzarbeit, Menschenhandel, Ausbeutung, Zwangsarbeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Das Kabinett will mit einem neuen Gesetz Schwarzarbeit eindämmen. Doch die Zoll- und Finanzgewerkschaft fordert mehr Unterstützung und Nachbesserungen – auch beim Bürgergeld.
12.08.2025 | 2:31 min90 Wohnungen und Gebäude durchsucht
Insgesamt 850 Ermittlungsbeamte des Zolls, der Polizei und der Steuerfahndung hatten in den vergangenen beiden Tagen 90 Wohnungen, Büros, Steuerkanzleien und Arbeiterunterkünfte in fünf Bundesländern durchsucht: Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Die im Mittelpunkt der Ermittlungen stehende Gesellschaft ist laut Staatsanwaltschaft in mehreren Bereichen tätig: Gebäudereinigung, Baustellenreinigung, Gebäudeüberwachung und Abbrucharbeiten. Dieses Unternehmen allein soll Finanzamt und Sozialversicherungen um knapp sieben Millionen Euro geprellt haben.
"Bis zu zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung werden schwarz erbracht", sagte Felix Schirner von der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft im August im Mittagsmagazin.
12.08.2025 | 4:36 minMehrere der dreizehn anderen verdächtigen Gesellschaften dienten laut Staatsanwaltschaft als Servicefirmen. Sie stellten Scheinrechnungen aus, um zu verschleiern, dass Schwarzlöhne gezahlt wurden.
Angestellte wohnten im Keller ohne Toiletten und Wasser
Bei der Kontrolle einer Münchner Arbeiterunterkunft stieß die Polizei zudem auf menschenunwürdige Bedingungen. Die Angestellten waren laut Staatsanwaltschaft in Kellerräumen auf engstem Raum ohne fließendes Wasser und funktionierende Toiletten untergebracht.
Teilweise sollen sie für ihre Unterbringung erheblich überhöhte Mieten gezahlt haben und nicht zur Sozialversicherung angemeldet gewesen sein. Darüber hinaus wurden die Betreffenden den Ermittlern zufolge weit unter Mindestlohn bezahlt und arbeiteten weit länger als gesetzlich erlaubt.
Die Beschuldigten hingegen lebten offenkundig nicht schlecht: Die Staatsanwaltschaft stellte Vermögen in Höhe von etwa 6,7 Millionen Euro sicher. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem mehrere hochwertige Uhren, Schmuck sowie etwa 30.000 Euro Bargeld.
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